Was soll das denn? Bord an Bord gesetzt

Helmut Sywall steht vor der Bordsteinkante und schüttelt mit dem Kopf. „Das ist doch ein Schildbürgerstreich“, sagt der Karlshagener. Er wohnt in der Waldstraße und kann nicht glauben, was er da sieht. Vor der abgerundeten Bordsteinkante des neuen Gehweges wurde ein weiterer Bordstein gesetzt — aus Granitstein. „Das ist eine Auflage der Denkmalschutzbehörde“, sagt der Bauamtsleiter des Nordamtes, Reinhard Garske. Seit gut einem Jahr wird in der Waldstraße gebaut. Viele aufgebrachte Anwohner nutzten die Bauberatung, um ihren Frust los zu werden. „Wir haben hier tadellose neue Borde. Kein Mensch kann die Bedeutung der Pflasterborde verstehen. Der Einbau geht doch zu Lasten der Anlieger“, regt sich Anwohner Wolfgang Otto auf. Garske kann das Unverständnis nachvollziehen, erinnert aber an die vielen Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde im Vorfeld der Baumaßnahme. Weil die Siedlung zu Zeiten der Heeresversuchsanstalt von 1940 bis 1943 errichtet wurde, gilt die Straße als Bodendenkmal. „Deshalb sollte das aufgenommene Pflaster der Straße wieder komplett verbaut werden. Das hätte uns 100 000 Euro mehr gekostet, die der Denkmalschutz aber nicht bezahlt. Als Kompromiss haben wir uns dann auf zwei Abschnitte geeinigt, in denen das alte Pflaster wieder verwendet wird“, so der Bauamtsleiter. Dass die Ausführung so nicht geplant war, sagte gestern Jan Schnürle vom Ingenieurbüro Bautechnik Wolgast. „Das wurde erst im Nachgang entschieden. Wir haben am Freitag nochmal ein Treffen vor Ort, um mit dem Amt und der Denkmalschutzbehörde darüber zu beraten“, so der Wolgaster. Für Bauamtsleiter Garske macht die jetzige Lösung keinen Sinn: „Das ist nur eine optische Darstellung. In der Planung war vorgesehen, in den beiden gepflasterten Abschnitten wieder die Granitborde einzusetzen. Von Betonrundborden war keine Rede. Bei einer Beratung Ende Juni wurde das erst entschieden. Leider war vom Amt niemand dabei.“ Zu den Borden kommt weitere Kritik von Anwohnern: „Keiner sagt uns was, wie lange hier noch gebaut wird. Ich hätte mir Anfang September eine Einwohnerversammlung gewünscht“, regt sich Anwohner Klaus Felgentreu auf. „Sie wollten im August 2013 fertig sein“, fügt Wolfgang Otto hinzu. „In diesem Jahr wollen wir den Bau abschließen. Durch den Winter hatten wir vier Monate Stillstand“, sagt Jörg Behrendt vom Bauamt. Die neuen Schmutz- und Trinkwasserleitungen sind auf dem geraden Stück der Waldstraße inzwischen verlegt, wie Dietmar Sittig vom Zweckverband Wasserversorgung & Abwasserbeseitigung Insel Usedom informiert. Bis Ende September sollen die Druckproben beendet sein, so dass die Anlieger die Hausanschlüsse herstellen können. Viele von denen beklagen, für den Neubau von Leitungen ihre Bäder aufreißen zu müssen. Sittig verteidigt dies: „Neben den maroden Trink- und Abwasserleitungen bestand auch ein dringender Handlungsbedarf zur Erneuerung und Instandsetzung der Kanäle und Schächte. Entsprechend der Verbandssatzung hat sich der Anschlussnehmer vor Rückstaus aus dem Kanal zu schützen. Deshalb sind die Tiefen der bestehenden Leitungen nicht mehr relevant.“ Henrik Nitzsche

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