Wohnpark in Wolgast scheitert an giftigen Altlasten

Der geplante Wohnpark Wilhelmstraße in Wolgast kann in der ursprünglich vorgesehenen Weise nicht umgesetzt werden. Dies teilte Bürgermeister Stefan Weigler (parteilos) jetzt auf Nachfrage mit. Beabsichtigt war, auf dem insgesamt 38 300 Quadratmeter großen Areal 30 Baufelder für Ein- oder Zwei-Familien-Häuser auszuweisen. Die Erschließung des Wohngebietes sollte in Regie der Stadt stattfinden. Gestrüpp und mehrere Bäume wurden auf der Fläche schon vor geraumer Zeit entfernt. Untersuchungen des Baugrundes zeigten jedoch, dass im Boden gefährliche Kontaminationen in Form von gesundheitsgefährdenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) schlummern. Möglicherweise handelt es sich bei den Altlasten um hier deponierte Abprodukte, die beim Betrieb des einstigen Wolgaster Gussstahlwerks anfielen, das sich bis 1945 auf der nahen Schlossinsel befand. Bis zu 13 000-fach überschrittener Grenzwert: Die Verschmutzungen machen eine Nutzung des Gebiets für Wohnzwecke unmöglich. Mit nochmaligen Sondierungen sollten Möglichkeiten ausgelotet werden, ob – um das Gesamtprojekt doch noch zu retten – in besonders hoch belasteten Bereichen ein Bodenaustausch vorgenommen werden kann. „Dabei wurden vier Hotspots festgestellt, auf denen der Grenzwert für PAK zum Teil 13 000-fach überschritten wird“, berichtet Bürgermeister Weigler. Flächendeckend den vergifteten Boden auf der Bauplätzen auszutauschen, würde Kosten in Höhe von bis zu zehn Millionen Euro verursachen. Dadurch würden sich die Preise für die Baugrundstücke in unzumutbarer Weise erhöhen. Wie der Bürgermeister informiert, wolle die Stadt das Bauvorhaben nunmehr in abgespeckter Form in die Tat umsetzen. „Jetzt verfolgen wir die Variante, wenigstens entlang der Wilhelmstraße und an der Bleichstraße/Ecke Fischmarkt Bauplätze auszuweisen, um so zumindest eine Straßenrandbebauung zu erhalten“, so Stefan Weigler. Obgleich die Flächen unterschiedlich stark belastet seien, seien auch in diesem Falle kostspielige Bodenaustausche erforderlich. Andererseits würden Erschließungskosten gespart, da die Parzellen direkt an der Straße liegen, wo alle Medien vorhanden sind. Große Nachfrage nach Eigenheim-Bauplätzen: Der Bürgermeister bedauert die Abkehr von der ursprünglichen Planung, da es in Wolgast eine große Nachfrage nach innenstadtnahen Bauplätzen gebe, aber freie Grundstücke aufgrund der topografischen Lage der Stadt am Peenestrom kaum mehr vorhanden seien. Um an anderer Stelle Grundstücke für Eigenheime ausweisen zu können, gab die Stadt eine Optimierung der Wolgaster Kleingartensparten in Auftrag, die in „Empfehlungen zum Umgang mit einzelnen Sparten“ münden soll. Das letzte Wort, so betont das Stadtoberhaupt, habe die Stadtvertretung. „Wir haben aktuell über 1300 Kleingärten in Wolgast“, sagt Weigler. Viele Gärten würden in Ordnung gehalten, aber es gebe auch eine große Anzahl von Kleingartenparzellen, die zweckentfremdet oder gar nicht mehr genutzt würden. Angesichts des großen Bedarfs an Bauplätzen für Wohnhäuser könne sich die Stadt diesen Zustand nicht leisten. Laut Weigler müsse sich Wolgast auf einen bevorstehenden Generationswechsel einstellen und in der Lage sein, jungen Familien, die sich ein Haus bauen möchten, ein attraktives Angebot unterbreiten zu können: „In den nächsten zehn Jahren geht etwa die Hälfte aller in Wolgast beschäftigten Arbeitnehmer in Rente. Wir brauchen also viele neue junge Leute.“ Mehr zum Thema: Wolgast will Ordnung in Kleingärten bringen Millionen-Lücke klafft im Wolgaster Haushalt Von Tom Schröter