Wolgaster Fahrradhändler Frank Pretzer sagt nach Rekordjahr Adieu

„Ich habe mich auf den Abschied in die Rente gut vorbereitet. In ein Loch werde ich nicht fallen“, meint Frank Pretzer. Der Gründer von Zweirad-Pretzer gab sein Wolgaster Geschäft zum 1. Januar 2021 in die Hände seiner Kinder Sebastian Pretzer (39) und Susanne Schneider (42). Tino Doege aus Zempin komplettiert als Mitarbeiter das neue Team. Frank Pretzer, Jahrgang 1955, ist ein erfolgreicher Handwerker und Händler. Zunächst lernte der gebürtige Hohendorfer ab 1971 den Beruf des Elektromonteurs im VEB Industriebaukombinat in Wolgast. „Unsere Lehrwerkstatt befand sich in der Luisenstraße und Reinhard Schmidt war mein guter Lehrmeister“, erzählt er. Nach dem Grundwehrdienst arbeitete Pretzer beim Volksgut in der Nähe des Tannenkamps. Im Fernstudium qualifizierte er sich zum Ingenieur für Elektrotechnik, um 1985 beim Bau- und Montagekombinat anzufangen und sich schließlich am 1. Juli 1987 auf Anregung seines Kollegen Manfred Kirst beruflich selbstständig zu machen. Zweite Werkstatt in alter Bäckerei in Hohendorf: „Meine erste Fahrradwerkstatt befand sich in der Garage und im Keller meines Hauses in Hohendorf“, berichtet Frank Pretzer. Zunächst durfte er lediglich Reparaturen ausführen. „Wir haben aber Fahrräder aus Einzelteilen auch komplett neu aufgebaut“, betont er. Am 3. September 1990 zog der heute 65-Jährige mit seiner Werkstatt innerhalb Hohendorfs um. Fortan firmierte er in seinem Elternhaus in der einstigen Bäckerei Kienert an der Hauptstraße. „Seit der Wende war ich nun Genosse – als Mitglied der Zweiradeinkaufsgenossenschaft“, erklärt der Handwerker mit einem Augenzwinkern. Endlich konnte er in den Fahrradhandel einsteigen. „Ich hatte schon Ware, bevor die D-Mark eingeführt wurde“, erinnert sich der dreifache Familienvater. „Meine ersten 100 Fahrräder habe ich noch vor der Währungsunion verkauft und mit den Kunden vertraglich vereinbart, dass später in D-Mark bezahlt wird. In nur zwei Fällen musste ich nachher mahnen – die Zahlungsmoral war damals deutlich besser als heute.“ Lesen Sie auch Elektro-Städing auf Usedom feiert 30-jähriges Bestehen Wolgast: Uhrmacher feiert Jubiläum So feierte das Wolgaster Jugendhaus Jubiläum Das neue, großzügige Firmendomizil an der Sölvesborger Straße in Wolgast kostete 500 000 Mark, wurde von der Hohendorfer Bau GmbH errichtet und nach nur fünfmonatiger Bauzeit am 4. Oktober 1994 eröffnet. Von Anfang an florierte das Geschäft. „Bis 2018 haben wir am meisten City- und Trekkingräder verkauft“, bilanziert Frank Pretzer. „Seither werden Elektrofahrräder immer beliebter.“ Die Nachfrage sei inzwischen so groß, dass es zu Lieferengpässen komme. 2020 war für Fahrradhändler ein Rekordjahr: 2020 war für Zweirad-Pretzer ein Rekordjahr. „Unsere Branche hat von der Corona-Zeit profitiert. Wir haben so viele Fahrräder verkauft wie noch nie“, schildert der Hohendorfer, der sich auf seine Zeit als Rentner freut: „Ich fahre selbst gerne Fahrrad und bin mit meiner Frau Sylvia schon 110 Kilometer rund um Usedom geradelt.“ Seit vier Jahren ist Frank Pretzer Freizeit-Imker und betreut aktuell zehn Bienenvölker. Sein Paddelboot war seit drei Jahren nicht im Wasser. Und: „Seit zirka fünf Jahren bin ich Mitglied des Wolgaster Schützenvereins 1990. Und wissen Sie, wer mich auch hier wieder an die Hand genommen hat: Reinhard Schmidt, mein guter Lehrmeister.“ Von Tom Schröter