Zinnowitzer feiert 90. Geburtstag: Rückblick auf ein engagiertes Leben

Normalerweise wäre an diesem Freitag in der Straße Hinter den Tannen in Zinnowitz Trubel. Denn der frühere Pfarrer Johannes Haerter feiert an diesem 12. Februar seinen 90. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Doch wegen der Corona-Pandemie wird alles ruhiger verlaufen. Das Telefon allerdings, da ist sich der Jubilar sicher, wird viele Male klingeln. Johannes Haerter wurde 1931 in Baldenburg in Hinterpommern geboren und ist in Köslin aufgewachsen. Nach der Flucht durch den Krieg landete die Familie in Greifswald, wo der junge Johannes sein Abitur machte und danach Theologie studierte. „Mein Vikariat absolvierte ich in Ueckermünde, das Predigerseminar besuchte ich in Wittenberg. Danach war ich Hilfsprediger in Ferdinandshof. Die erste Pfarrstelle trat ich in für 16 Jahre in Spantekow an, die zweite Pfarrstelle war Strasburg in der Uckermark, wo ich 20 Jahre blieb“, berichtet Johannes Haerter. Lesen Sie auch Usedomer hoffen auf Hilfe vom Erzbischof von Bamberg Diese Männer machen Usedoms Winterstraßen wieder schwarz Briefe an die Kanzlerin: Dort erlebte er auch bei gut besuchten Friedensgebeten die Wende. Er wurde Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Strasburg, deren Präsident er für einige Jahre war. In dieser Zeit lernte er auf einer Tagung des evangelischen Arbeitskreises der CDU auch die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel kennen. „Seitdem stehe ich mit ihr in gelegentlicher brieflicher Verbindung“, sagt Haerter. In der Pommerschen Evangelischen Kirche hat sich der Jubilar auf verschiedenen Ebenen eingebracht. So war er Mitglied der Landessynode, des ständigen theologischen Ausschusses und 33 Jahre lang Beauftragter für die Arbeit auf dem Lande. Von 1997 bis 2011 reiste Johannes Haerter als stellvertretender Vorsitzender des Konvents evangelischer Gemeinden in Pommern viele Male wieder in seine alte Heimat und knüpfte zahlreiche Kontakte. Insgesamt stand er 40 Jahre im Dienst der Pommerschen Kirche. 2017 feierte er dann sein 60. Ordinationsjubiläum. Er liebt den Chorgesang: Seine große Leidenschaft gehört der Musik. Seit nunmehr 73 Jahren ist Johannes Haerter Posaunenbläser und seit 61 Jahren singt er im Chor – Stationen waren Spantekow, Strasburg und Pasewalk. In diesem Jahr werden es bereits 25 Jahre, die er in der Kantorei Wolgast mitsingt. Haerter bringt sich gerne ein: So schreibt er seit 1990 regelmäßig Briefe an die Staatspräsidenten von Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens inhaftiert werden. Er hat Kirchen- und Pfarrhausrenovierungen ebenso begleitet wie den Neubau diakonischer Einrichtungen. Und er war viele Jahre zusammen mit der Odebrecht-Stiftung stark in der ehrenamtlichen Arbeit mit Alkoholikern in seiner Gemeinde engagiert. „Manchmal klingelten ratsuchende Alkoholiker noch um Mitternacht an meiner Haustür“, erinnert er sich. Von Cornelia Meerkatz