Zoff: Ein Riese im Reich der Nackten

Nudisten machen Front gegen eine Riesenrutsche: Weil Maik Benzal am Strand zwischen Karlshagen und Peenemünde sein zwölf Meter hohes und 50 Meter langes Spielgerät aufgeblasen hat, häufen sich die Beschwerden in der Gemeinde. „Viele fühlen sich belästigt“, sagt Peenemündes Bürgermeister Rainer Barthelmes, der in den vergangenen Tagen deshalb häufig Anrufe erhalten hat. Es geht um die Bekleidung. Mancher Nackedei mag es nicht, wenn Textilbader regelmäßig zum Rutschen den für sie frei gehaltenen Abschnitt bevölkern. „Es sind vor allem Gäste reiferen Alters, die bei mir waren und sich beschwerten“, sagt Maik Benzal. Der 51-Jährige hat seine Riesenrutsche Ende Mai aufgestellt — zwischen der Gemarkungsgrenze Peenemünde/Karlshagen und dem Strandabgang 11a. „Ich habe die Fläche für den Sommer gepachtet. Mit der Gemeinde ist das abgestimmt“, sieht sich Benzal im Recht. Der Abschnitt ist für die Hüllenlosen reserviert — so besagt es ein Schild mit der Aufschrift „FKK“. Doch Rainer Barthelmes sieht für das Schild keinerlei rechtliche Grundlage. „Mag sein, dass traditionell hier die Nackten liegen, doch laut unserer 2009 beschlossenen Strandsatzung der Gemeinde gibt es hier keinen FKK-Bereich“, meint der Bürgermeister. Auch Benzal spricht von einem „Mischgebiet“. „Es gibt bestimmte Urlauber, die sich von allem gestört fühlen“, kann Barthelmes‘ Amtskollege Christian Höhn die Aufregung nicht verstehen. „Der Lärm kann es nicht sein. Da arbeitet nur ein leises Gebläse“, so der Karlshagener Bürgermeister. Die Riesenrutsche sollte ursprünglich an den Karlshagener Hauptstrand — dies habe der Eigenbetriebsausschuss allerdings abgelehnt, so Höhn. Am jetzigen Standort hätten die Karlshagener keine Aktie mehr — „das hat Peenemünde ohne uns gemacht. Für 2016 wünsche ich mir da eine bessere Abstimmung“, so Höhn. Barthelmes sieht in der Riesenrutsche ein zusätzliches Angebot für die Gäste. „Wer sich davon gestört fühlt, braucht doch nur das Handtuch nehmen und 200 Meter weiter gehen. Man kann doch nicht nur auf sein Gewohnheitsrecht pochen“, betont das Gemeindeoberhaupt. Karlshagens Kurdirektorin Silvia-Beate Jasmand kündigte gestern für die nächste Woche ein Gespräch zwischen Vertretern der Gemeinden Karlshagen und Peenemünde an. Dann soll es auch um die Schilder gehen. An der Rutsche war es gestern Vormittag ruhig. Direkt daneben liegt Erhard Lüdecke mit seiner Frau. Die FKK-Anhänger fühlen sich nicht belästigt. „Das stört mich nicht. Wenn, dann wäre ich schon weitergegangen“, sagt der Urlauber aus Bad Belzig. Maik Benzal hört das gern. Er hofft, dass mit dem Ferienbeginn in Sachsen-Anhalt (13. Juli) auf seiner Rutsche mehr Betrieb sein wird. Den blau-gelben Strandriesen habe Benzal in China fertigen lassen. Henrik Nitzsche

Peenemünde/Karlshagen - Zoff: Ein Riese im Reich der Nackten