Erstmals wird im Landkreis Vorpommern-Greifswald ein Vertretungsmodell für Tagesmütter getestet. Der Startschuss soll im Dezember in Wolgast fallen. Pasewalk schließt sich im Januar 2019 an. Darüber haben sich die Kreisverwaltung und der Jugendhilfeausschuss des Kreises verständigt. Nach einer Testphase soll es eine flächendeckende Lösung für den gesamten Kreis geben.
78.000 Euro für Testphase vom Land
Das Vertretungsmodell ermöglicht Eltern, ihr Kind im Falle von Urlaub oder Krankheit der Tagespflegeperson trotzdem betreuen zu lassen. Eine Vertretung ist zwar seit Jahren gesetzlich vorgeschrieben, wurde bislang jedoch nicht umgesetzt. Das Sozialministerium hatte Ende des vergangenen Jahres Druck gemacht, dass sich die Landkreise mit dem Thema beschäftigen und für die Testphase 78.000 Euro zur Verfügung gestellt. Schon jetzt ist laut Yvonne Görs (Linke), Vorsitzende des Jugendhilfeausschuss des Kreises, klar, dass das Geld nicht für ein komplettes Jahr reicht, sondern der Kreis weitere Mittel zuschießen muss. „Wie es nach der Testphase, die vom Land finanziell unterstützt wird, weitergeht, ist noch nicht klar“, sagt Görs. Als wahrscheinlich gilt, dass der finanzielle Aufwand auf die Platzkosten umgelegt wird.
Stützpunktmodell in Vorpommern-Greifswald
Nach einer Regionalkonferenz und mehreren Workshops, in denen verschiedene Varianten diskutiert wurden, soll im Landkreis nun das sogenannte Stützpunktmodell realisiert werden. „Eine Tagesmutter mietet einen Raum an und sie bekommt für fünf Kinder Geld“, erklärt Yvonne Görs. Die Plätze werden jedoch nicht an Familien vergeben, sondern ganzjährig freigehalten für den Fall, dass eine Tagesmutter in Urlaub geht oder krank wird. Dann übernimmt sie die Mädchen und Jungen in ihren Räumlichkeiten. „Die Tagesmutter soll regelmäßig Kontakt zu den Kindern aufnehmen, die potenziell bei ihr betreut werden, damit keine Eingewöhnungsphase notwendig ist“, sagt Görs. Auch die Räume sollen die Kleinen bereits vorab kennenlernen.
„In Wolgast haben wir das große Glück, dass sich die Stadt bereit erklärt hat, die Mietkosten zu übernehmen“, sagt Görs. „In Greifswald gestaltet sich die Suche nach bezahlbaren Räumen schwierig.“ Das Interesse der Tagesmütter und Tagesväter im Kreis ist groß, das Vertretungsmodell zu nutzen. In Wolgast haben sich bereits 15 Personen für das Modell registriert, in Greifswald sogar 25. Dort sollen insgesamt drei Vertretungstagesmütter tätig werden.
Hier lesen Sie mehr:
Tagesmütter fordern bessere Arbeitsbedingungen (OZ vom 12.07.2018)
Tagesmütter verklagen den Landkreis (OZ vom 20.01.2018)
Tagesmütter erzielen Teilerfolg (OZ vom 14.04.2018)
Katharina Degrassi