Verwaltung stockt auf: Wie digital kann Greifswald werden?

Immer wieder wird der Ruf nach mehr Digitalisierung in den Angeboten der Ämter der Hansestadt laut. Im eigenen Wohnzimmer vor dem Laptop sitzen, anstatt im Stadthaus Anträge auszufüllen – das klingt für viele Greifswalder reizvoll. Was schon möglich ist und was noch kommt, erklärt Carolin Felber (32), seit Februar Digitalisierungsmanagerin Greifswalds. Zunächst ein Blick auf die Habenseite. Jüngstes Projekt der Stadt in diesem Bereich ist das digitale Bewerbungsmanagement. „Bewerbungen für alle ausgeschriebenen Stellen der Stadt sind über ein digitales Portal möglich“, so Felber. Und das werde gut angenommen, zeigt ein Blick in die Zahlen. Auf die Stelle des . Bibliotheksassistenten gab es 16 Bewerbungen, zwölf davon über das Bewerberportal, für einen Posten in der Assistenz der Digitalisierung kamen sogar 42 der 48 Bewerbungen auf digitalem Weg. Terminvereinbarung von zu Hause aus: Auch die neu eingerichtete Online-Terminvergabe für Verwaltungsleistungen findet viel Anklang . In den Bereichen Kfz-Zulassung und Führerscheinbehörde, Einwohnermeldeamt, Standesamt, Markt und Veranstaltungswesen sowie Ordnungsaufgaben kann man sich auf der Internetseite der Stadt mit wenigen Klicks einen Termin machen. Einen elektronischen Personalausweis braucht es nicht, eine Email-Adresse allerdings wird zur Bestätigung des Termins benötigt. Praktisch: Auf einem „Merkzettel“ sind alle Dokumente aufgeführt, die man mitbringen muss. Neue Kloster-App zum Caspar David Friedrich Jahr 2024: Ein von vielen Eltern herbeigesehntes Digitalisierungsprojekt steckt in den letzten Zügen. „Zum nächsten Schuljahr werden die Eltern ihre Kinder digital an den Schulen anmelden können“, sagt Felber. „Dabei setzen wir wenn möglich auf eine volldigitale Lösung, so dass nicht doch noch Unterlagen per Post verschickt werden müssen.“ Weitere Vorhaben auf der langen Liste, die Fellner vor sich hat, sind zum Beispiel die Einführung der e-Akte, Weiterentwicklung der Greifswald-App für Smartphones mit dem Schwerpunkt Shopping, eine neue Kloster-App anlässlich des Caspar-David-Friedrich-Jahres 2024, oder das erweiterte digitale Angebot der Stadtbibliothek. „Hier soll künftig auch das Bezahlen von Gebühren online möglich sein“, erklärt sie. Außerdem bekommt auch die Stadtbibliothek ihre eigene App. Anwohnerparkausweis aus dem Drucker: Fortschritte gibt es auch in der digitalen Sportstätten-Belegungsplanung, deren Umsetzung für das erste Quartal 2021 angestrebt wird und im Projekt „Anwohnerparkausweis“. „Wir warten noch auf ein Prüfungsergebnis“, erklärt Felber. „Wenn das positiv ausfällt, können sich die Anwohner ihre Parkausweise aber bald zu Hause ausdrucken.“ Zum Thema Parkgebühren macht sich Felber auch ihre Gedanken. „Die Parkgebühren per App bezahlen zu können, wäre natürlich eine bürgerfreundliche Variante“, sagt sie. Der Teufel stecke aber im Detail. „Zum einen gibt es viele Anbieter, die regional unterschiedlich verteilt sind“, sagt sie. „Unter Umständen braucht man dann mehrere Apps für mehrere Orte“ Zum anderen würden durch die Apps Gebühren erheben, die der Nutzer zahlen müsse. Die Idee werde aber weiterverfolgt. Lesen Sie auch: So geht's Mecklenburg-Vorpommerns Startups in der Corona-Krise Greifswalder Unimedizin: Digitale Navigation macht Schluss mit Irrwegen Betreuerin: Anträge immer noch per Brief und Fax Kein Internet? Keine Panik! Der richtig große Brocken kommt aber noch. „Der Gesetzgeber verlangt von uns, dass wir bis 2022 alle Verwaltungsleistungen möglichst auch digital anbieten“, sagt Felber. „Und das sind rund 5800 Stück.“ Als eine der größten Herausforderungen sieht Carolin Felber dabei auch die Gesetzgebung. „Wenn vom Gesetzgeber Schriftform vorgesehen ist oder Anwesenheit, sind der Digitalisierung natürlich auch Grenzen gesetzt“, sagt sie. „Das ist manchmal etwas ernüchternd.“ Noch etwas ist der jungen Frau wichtig. Kein Einwohner ohne Internet müsse Angst haben, abgekoppelt zu werden. „Alle Leistungen sind auch weiterhin persönlich abrufbar“, bestätigt Felber. Von Anne Ziebarth