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Vergleich zu Nvidia Geforce Now und Xbox Cloud Gaming

Amazon Luna: der neue Cloud-Gaming-Dienst im Test

Flexibles Caming: Bei Amazons Cloud-Gaming-Dienst Luna kann ein Smartphone das mit einem Controller gesteuerte Endgerät (Bild) sein. Das Smartphone kann per App aber auch selbst zum Controller werden.

Flexibles Caming: Bei Amazons Cloud-Gaming-Dienst Luna kann ein Smartphone das mit einem Controller gesteuerte Endgerät (Bild) sein. Das Smartphone kann per App aber auch selbst zum Controller werden.

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Cloud-Gaming ist prinzipiell eine gute Sache für alle, die gelegentlich spielen, aber nicht gleich eine Konsole kaufen wollen. Spiele werden einfach über das Internet gestreamt. Wer eine schnelle Internetverbindung hat, der kann es nutzen. Die Grundidee klingt einfach, doch der Teufel steckt im Detail. Preise, Hardware, Spieleauswahl, Controller – hinter all diesen Fragen lauern nervige Probleme. Und so sind einige Cloud-Gaming-Dienste schon wieder gescheitert.

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Nun kommt ein Neuer. Amazon Luna startet in Deutschland. Der Dienst hat zwei große Vorteile: Luna ist grundsätzlich gratis für Amazon-Prime-Kunden und ‑Kundinnen. Luna läuft auf aktuellen Fire-Geräten, auch auf Fire-TV-Sticks. Damit kommt der Dienst nicht nur auf leistungs­schwache Laptops, Tablets und Handys, sondern auch ins Wohnzimmer. Und das ohne zusätzliche Hardware.

Das Acer Chromebook 516 GE ist ab März auch in Deutschland erhältlich.

Sind Chromebooks auch fürs Gaming gut?

Chromebooks und Cloud-Gaming haben eines gemeinsam: Sie stehen noch relativ am Anfang ihrer Entwicklung. Doch passen sie auch zusammen? Wir haben die drei neuen Cloud-Gaming-Chromebooks getestet.

Cloud-Gaming ist oft zu kompliziert

Zumindest fast. Denn irgendwie müssen die Spiele ja gesteuert werden. Bluetooth- oder USB-Controller laufen je nach Gerät mit Luna, außerdem wird das Smartphone mit passender App zum Controller. Es gibt allerdings einen offiziellen Königsweg – der spezielle Amazon-Luna-Controller ist mit 70 Euro zwar teuer, hat aber einen entscheidenden Vorteil: Er verbindet sich direkt mit dem WLAN-Router, ohne Umweg über Medienplayer und Fernseher. Das spart Reaktionszeit. Und die ist beim Cloud Gaming immens wichtig. Denn wenn die Internetverbindung nicht rasend schnell ist, dann gibt es nach jedem Knopfdruck eine spürbare Verzögerung, bevor die Spielfigur auf dem Bildschirm reagiert. In den meisten Spielen stört das ein bisschen; richtig nervig kann es bei schnellen Action- oder Rennspielen werden.

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Wie lang die Reaktionszeit genau ausfällt, ist von Haushalt zu Haushalt unterschiedlich. Fernseher, Router und Internet­verbindung spielen dabei eine Rolle. Für unseren Vergleichstest haben wir auf eine Internet­verbindung im zentralen Dresden mit einem flotten Telekom-Internetanschluss (SVDSL 250) zugreifen können. Auch Fernseher und Router sind modern und beherrschen neue Standards wie Auto Low Latency Mode und 5‑GHz-WLAN.

Amazon Luna: Das sind die Konkurrenten

Nicht alle deutschen Cloud-Gaming-Anbieter sind interessant. Blacknut bietet eine schlechte Spieleauswahl, Paperspace verwirrt Laien mit einer komplexen Angebots- und Preisstruktur, Shadow richtet sich mit einem voll funktionsfähigen Cloud‑PC für hohe Monatspreise an Profis und Poweruser. Das Cloud Gaming-Angebot von Playstation ist eigentlich nur für Playstation-Besitzer richtig interessant.

Neben Amazon Luna stehen vor allem zwei Anbieter, die ihre Cloud-Ambitionen fortführen: Nvidia Geforce Now und Xbox Cloud Gaming. Beide nutzen wir regelmäßig. Nun haben wir Luna mit ihnen verglichen:

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Wie schlägt sich Amazons neues Angebot gegen Nvidia Geforce Now und Xbox Cloud Gaming?

Preise und Hardware

Amazon Luna: Der Einstiegspreis ist ein möglicher Trumpf von Amazon Luna – für Amazon-Prime-Abonnenten ist der Dienst grundsätzlich kostenlos. Doch geschenkt gibt’s wenig. Prime-Kundinnen und ‑Kunden haben monatlich Zugriff auf ein winziges Titelsortiment. Fast schon zwingend ist der Griff zu Luna+ für 10 Euro im Monat – zusätzlich zu den 9 Euro im Monat für Prime. Das zusätzliche Spielepaket Ubisoft+ ist mit 18 Euro pro Monat überraschend teuer. Die Luna-App gibt es auf Fire-Geräten im Amazon App Store; der Service läuft aber auch direkt im Browser.

Xbox Cloud Gaming: Microsoft macht die Sache etwas übersichtlicher. Im Xbox Game Pass Ultimate ist für 13 Euro pro Monat alles Wichtige drin. Der Dienst funktioniert im Browser, auf PCs und mobilen Geräten – oder auf Xbox-Modellen. Auch für neuere Samsung-TVs gibt es eine App.

Nvidia Geforce Now: Der Dienst ist prinzipiell gratis. Dann sind allerdings nur ein paar Free-to-Play-Spiele dabei und die Sitzungszeit ist auf eine Stunde begrenzt. Die Priority-Mitgliedschaft kostet 10 Euro pro Monat oder 50 Euro für ein halbes Jahr. Wer doppelt so viel ausgibt, bekommt die Ultimate-Mitgliedschaft für 4‑K-Auflösung und bis zu 120 Bilder pro Sekunde. Achtung: Extraspiele gibt es für das Extrageld nicht. Die Geforce-Now-App ist für viele Plattformen erhältlich, für praktisch alles mit Android und für Browser, aber nicht für Amazons Fire-Geräte.

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Spieleauswahl

Amazon Luna hat auch eine Gratisspieleauswahl, die eignet sich aber nur, um den Dienst anzutesten. Aktuell werden die Indie-Games „Get Packed: Couch Chaos“ und „Sail Forth“, der cartoonige Plattformer „Mega Man 11“ und der japanische Rollenspiel-Geheimtipp „Trails from Zero“ angeboten. Das Zusatzangebot „Luna+“ bietet deutlich mehr. Die Auswahl ist interessant, hat düstere Actionhits für Erwachsene wie „Control“, oder das „Resident Evil 2“-Remake, zeitlos gute Indie-Spiele wie „Steam World Dig 2“ und „Guacamelee“, dazu ein paar nette Sofa-Multiplayer-Standards, Retrospiele und ein paar Geheimtipps. Aktuelle Hits aber fehlen völlig.

Der Xbox Game Pass Ultimate hat ein paar Hundert Spiele in der Auswahl. Das Xbox- und PC‑Sortiment ist nicht grenzenlos, aber erstaunlich stark. Nicht nur Spiele von Microsoft wie die „Halo“-, „Gears“- und „Forza“-Serien stecken drin, sondern auch beliebte Dauerbrenner wie der „Landwirtschafts-Simulator“, „Die Sims“, „Mass Effect“, „Hitman“ und Hunderte an gut kuratierten Klassikern und Indie-Games. Auch Nischen wie Strategie und Adventure werden hier gut bedient, das Niveau ist hoch.

Nvidia Geforce Now ist unübersichtlich, bietet aber große Möglichkeiten. Mit mehr als 1500 Spielen ist der Service der Größte, doch kostenlos sind nur einige Free-to-Play-Spiele und Demoversionen. Zu verachten ist das nicht, dabei sind etwa „Fortnite“, „Destiny 2“ und „Rocket League“. Aber ansonsten müssen die Spiele in einem der großen Downloadstores gekauft werden, damit sie auf Geforce Now funktionieren. Weil im Epic Store laufend Spiele verschenkt werden und auf Steam eine Angebotswelle die nächste jagt, ist das durchaus fair. Aber der Aufbau einer Bibliothek ist langwierig. Und nicht jeder will Spiele kaufen, nur um sie streamen zu können.

Praxistest

Im Idealfall läuft alles per Kabel: Wenn wir Geforce Now oder Xbox Cloud Gaming über einen PC spielen, der per Kabel am Router hängt, und daran einen USB-Controller anschließen, dann funktionieren beide Dienste sehr gut. Die Reaktionszeit ist noch bemerkbar, aber das wird nur bei schnellen Action- und Rennspielen deutlich. Selbst Shooter wie „Fortnite“ sind flüssig spielbar.

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Gar nicht überzeugen kann uns bisher kabelloses Cloud-Gaming an Handy oder Tablet. Hier ist die Reaktionszeit spürbar länger. Gut zu bedienen ist das Ganze zudem nur, wenn extra eine Halteklammer für den Controller angeschafft wird.

Amazon Luna ist von der Leistung her nah an der Konkurrenz, läuft bei einigen Tests aber ein bisschen langsamer. Reaktionsgenaue 2‑D‑Spiele wie „Sonic Mania“ fühlen sich gar nicht gut an.

Dann aber schließen wir den Amazon Luna Controller an. Weil er sich direkt mit dem Router verbindet, spart er Reaktionszeit. Und das macht einen deutlichen Unterschied. Auf einmal ist alles gut spielbar, die Verzögerung kaum noch zu spüren. Der Effekt hält überall. Auf dem Fire-TV-Stick, auf dem Handy, auf einem altersschwachen Tablet – überall läuft es mit dem Luna Controller richtig schnell. Dass der Controller robust verarbeitet wirkt und gut in der Hand liegt, ist ein schöner Bonus.

Am 3. April 1973 machte Martin Cooper den ersten öffentlichen Anruf mit einem Mobiltelefon.

Der Erfinder des Handys: „Wir stehen erst ganz am Anfang“

Martin Cooper rief vor 50 Jahren als erster Mensch von einem Mobiltelefon aus an – es war der erste Handyanruf der Geschichte. Cooper gilt seitdem als Erfinder des Mobiltelefons. Wir haben mit ihm gesprochen – allerdings nicht per Handy.

Fazit: Nur die Spiele fehlen

Wer schnelle Action liebt oder im Multiplayer gegen andere bestehen will, für den bleibt Cloud-Gaming uninteressant. Daran kann Amazon Luna schon wegen der mäßigen Spieleauswahl nichts ändern. Aber mit dem Controller ist der Dienst auf Anhieb technisch am besten. Und mit Fire-TV ist die Nutzung wirklich einfach, auch für Laien. Lohnt die Anschaffung deswegen? Leider kaum, denn die Spiele fehlen. Die Verknüpfung mit Ubisoft-Spielen ist interessant, macht den Spaß aber recht teuer.

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So spielen wir wohl auch in Zukunft Cloud-Games eher bei Xbox oder Geforce Now. Die schönste Technik hilft nicht, wenn die Games fehlen.

Die Anbieter in der Übersicht

Xbox Cloud Gaming

  • Preis: 13 Euro pro Monat
  • Auswahl: Bei letzter Zählung 372 Spiele, hohe Qualität
  • Läuft auf: PC, Android, Browser, Xbox

Nvidia Geforce Now

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  • Preis: 0–20 Euro pro Monat
  • Auswahl: mehr als 1500 Spiele, kosten aber extra
  • Läuft auf: Windows, Mac, Android, Browser, diverse Smart-TVs

Amazon Luna

  • Preis: Prime 9 Euro, Luna+ 10 Euro, Ubisoft+ 18 Euro, Jackbox Games 5 Euro pro Monat; Luna-Controller 70 Euro
  • Auswahl: Bei letzter Zählung 88 Spiele mit Luna+
  • Läuft auf: Fire-Geräte, Browser

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