Bericht: Merkel warnt - „So kann es nicht weitergehen“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/4J5V5ESX4VDODG2HSFFUZDFBLU.jpeg)
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Markus Söder (CSU, links), Peter Tschentscher (SPD - Zweiter von links) und Regierungssprecher Steffen Seibert (Archivfoto)
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Berlin. Mit deutlichen Worten hat Bundeskanzlerin Angela Merkel laut einem Bericht die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern in der Corona-Pandemie kritisiert. „So kann es nicht weitergehen", sagte sie laut „Bild“ in einer Schalte mit den Unions-Fraktionschefs der Bundesländer am Sonntagabend. Am 30. Oktober findet die nächste Ministerpräsidentenkonferenz statt. Sie habe „kein so gutes Gefühl“, sagte die Kanzlerin demnach.
Zudem warnte Merkel dem Bericht zufolge vor den kommenden Monaten: „Es stehen uns sehr, sehr schwere Monate bevor.“
In ihrem Podcast hatte die Bundeskanzlerin am Samstag ihren Appell an die Bürger wiederholt: Sie sollten ihre Kontakte zu Menschen außerhalb ihres Haushalts auf ein Minimum beschränken, hatte sie in ihrem wöchentlichen Podcast gesagt.
Gesundheitsminister Jens Spahn hatte sich ebenfalls zu Wort gemeldet und die Bürger aufgefordert, nicht den jenen zu folgen, die das Virus verharmlosen. Ihm selbst gehe es nach seiner Corona-Infektion „den Umständen entsprechend gut“, sagte er in einer Video-Botschaft.
Corona: Zahl der Neuinfektionen steigt weiter
Die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen hat derweil am Wochenende den höchsten Stand seit Beginn der Pandemie erreicht. Binnen eines Tages meldeten die deutschen Gesundheitsämter nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bis Samstag 14.714 neue Corona-Infektionen. Allerdings war es am Donnerstag zu Datenlücken bei der Übermittlung von Infektionszahlen gekommen, so dass der Rekordwert vermutlich Nachmeldungen enthält. Bis Samstag überstieg die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung die Marke von 10.000.
Bis Sonntag meldeten die Gesundheitsämter nach RKI-Angaben innerhalb eines Tages 11.176 neue Corona-Infektionen. An Sonntagen sind die erfassten Fallzahlen allerdings meist niedriger, auch weil an Wochenenden weniger getestet wird. Vor genau einer Woche waren 5587 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet worden.
R-Wert seit gut einem Monat über 1,0
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Sonntag bei 1,45 (Vortag: 1,36). Das bedeutet, dass zehn Infizierte knapp 15 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Samstag bei 1,39 (Vortag: 1,38). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.
Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 429.181 Menschen mit dem Virus infiziert (Stand: 25.10., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Sonntag um 29 auf insgesamt 10.032. Bis Samstag hatte das RKI 49 Todesfälle an einem Tag registriert. Rund 317.000 Menschen waren bis Sonntag von ihrer Infektion genesen. Damit waren rechnerisch insgesamt mehr als 102.000 Menschen akut mit dem Virus infiziert.
Inzidenzwert im Bundesdurchschnitt deutlich über Grenzwert von 50
Die bundesweite Inzidenz stieg nach RKI-Angaben auf 74,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Am Samstag hatte der Wert noch bei 68,4 gelegen. Die höchsten Werte hatten am Sonntag Berlin (119,6), Bremen (114,9), Hessen (104,1), Nordrhein-Westfalen (96,0), das Saarland (90,7) und Bayern (79,6) - die niedrigsten hatten Mecklenburg-Vorpommern mit 26,8 und Sachsen-Anhalt mit 28,4.
In 250 Kreisen liege die Inzidenz oberhalb des kritischen Werts von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen, schreibt das RKI. Den höchsten Wert hat demnach der Landkreis Berchtesgadener Land mit 250,2. Sieben Kreise haben inzwischen einen Inzidenzwert jenseits der 200 zu verzeichnen. Nach dem Berchtesgadener Land folgen Delmenhorst (241,1) Berlin-Neukölln (235,1), Rottal-Inn (228,0), Berlin Mitte (215,3), Frankfurt am Main (205,0) und Solingen (200,3).
Hälfte der Intensivpatienten muss beatmet werden
Auf Intensivstationen behandelt wurden am Sonntag nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) 1296 Patienten. Fast die Hälfte von ihnen (578 Patienten; 45 Prozent) wurde invasiv beatmet. Zum Vergleich: Am Freitag waren 1121 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung.
Das RKI stellte in seinem Lagebericht vom Sonntag fest, dass die Erkrankungen unter älteren Menschen derzeit zunähmen, so dass auch mit mehr schweren Verläufen und Todesfällen zu rechnen sei.
RND/dpa/pach