Udo Rathke, Maler und Grafiker

Dichtung als Zusammenspiel von Farbe und Form

Ort der Kreativität: Udo Rathke in seinem Atelier im Künstlerhaus Schloss Plüschow.

Ort der Kreativität: Udo Rathke in seinem Atelier im Künstlerhaus Schloss Plüschow.

Das Sujet von Udo Rathke ist die Landschaft. „Die liegt mir quasi in den Genen“, sagt Rathke und lacht. Sein Großvater war leidenschaftlicher Hobbymaler. „Als Junge bin ich jeden Sonntagvormittag mit ihm in den Wald gegangen und wir haben gemalt. Das waren die schönsten Tage“, erinnert sich der gebürtige Grevesmühlener. Seine Vorliebe für die Landschaft ist bis heute geblieben.

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OSTSEE-ZEITUNG

1976 beginnt Rathke ein Grafik-Studium an der Kunstschule Berlin-Weißensee. „Dabei habe ich schnell gemerkt, dass ich kein Großstädter bin“, sagt Rathke. Seine künstlerische Heimat hat er inzwischen im beschaulichen Plüschow gefunden. „Als ich mit meinem Motorrad durch die Gegend gefahren bin, bin ich auf das Schloss gestoßen und habe dort zwei Zimmer gemietet“, erzählt er. Mithilfe seiner Frau, der Malerin Miro Zahra, die er 1985 heiratet, und eines Fördervereins wird das denkmalgeschützte Schloss rekonstruiert. Heute ist es als Künstlerhaus Anlaufstelle für Kreative aus der ganzen Welt.

Auch Rathke arbeitet gern in seinem Atelier unter dem Dach, lässt sich aber auch auf Reisen inspirieren. „Von 1993 bis 1994 war ich Stipendiat in der Villa Massimo in Rom und habe dort neun Monate gelebt. Das war eine wichtige Erfahrung“, sagt er. Diese beeinflusst auch seine Kunst. „In der Studienzeit waren die Expressionisten meine Vorbilder“, sagt Rathke. In Rom wandelt er auf den Spuren deutscher Romantiker und adaptiert in seinen Arbeiten Werke alter Meister. „Das ist bis heute so geblieben“, sagt der 62-Jährige. Auch Arbeiten französischer Barockmaler wie Claude Lorrain (1600-1682) oder Nicolas Poussin (1594-1665) hat Rathke in seine eigene Bildsprache übersetzt.

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Bis heute dienen ihm Reisen wie Literatur als Inspiration, zum Beispiel bei seiner Serie „Inferno“, bei der er sich auf die Höllendarstellung des italienischen Dichters Dante in dessen „Göttliche Komödie“ bezieht. „Als ich mich mit Dante beschäftigt habe, habe ich gemerkt, dass ich nicht nur im Atelier sitzen kann“, sagt Rathke. „Also bin ich nach Florenz gereist und habe historische Orte aufgesucht, die eine Rolle in Dantes Leben spielten. Ich wollte eine Parallele zwischen eigenem Empfinden und Gelesenem ziehen.“ Die Essenz: kraftvolle, farbintensive Arbeiten, die Rathke mit Pigmenttusche auf Bütten gebannt hat. Mal ist es das Spiel mit Formen und Farben, die ineinander verschmelzen und eine dramatische Ästhetik erzeugen, das Rathke perfekt beherrscht, dann wieder die schnelle Bewegung von Filzstift oder Spraydose, mit der er den Inhalt gelesener Texte in seinen künstlerischen Rhythmus überträgt. Rathkes Arbeiten, die vom Figürlichen bis zu freien Formenreichen undneben Landschaft und Werken zur Literatur zahlreiche Akte und Portraits umfassen, lassen sich in keine Schublade einordnen. „Meine Kunst ist weder abstrakt, noch realistisch“, sagt Rathke. Seine Techniken reichen von Grafik über Malerei bis zur Medieninstallation. Mit so genannten „Video- Paintings“, die meist im Kontext zur Zeichnung entstehen, hat sich der umtriebige Künstler, der unter anderem mit Acryl, Filzstift, farbiger Tusche, Spraydose, am liebsten jedoch mitdemBleistift arbeitet, ein weiteres Gebiet erschlossen: „Ich wollte die Dynamik meiner Zeichnungen aufgreifen und das Bild selbst in Bewegung setzen“, sagt er. Sein aktuelles Projekt ist ab dem 9. September in der Rostocker Petrikirche zu sehen: Dort werden rund 40 Zeichnungen zum Buch Hiob aus dem Alten Testament gezeigt. „Dass jemand die schlimmsten Dinge erfährt und aus dem Unglück Kraft schöpft, um weiterzumachen, hat mich tief beeindruckt“, sagt Rathke. Eine Botschaft, die in der heutigen Zeit wichtiger ist, denn je.

Zur Person

Udo Rathke wurde 1955 in Grevesmühlen geboren. Von 1976 bis 1981 studierte er Grafik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, von 1981 bis 1983 war er Meisterschüler bei Volker Pfüller.

1993 bis 1994 erhält er ein Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. Von 1998 bis 2000 ist Rathke Leiter der Medienwerkstatt „Kommunikationslabor“ im Künstlerhaus Schloss Plüschow.

Rathke ist mit der Künstlerin Miro Zahra verheiratet, mit der er gemeinsam das Künstlerhaus Schloss Plüschow leitet. Mit Ateliers, Austellungen und einem Stipendienprogramm ist es Anlaufstelle für Künstler weltweit.

Stefanie Büssing

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