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Gegensätze ziehen sich an

Von Rührei, Glück und Plankton – die Komödie „Die einfachen Dinge“

Smartphone-Junkie trifft Einsiedler: Vincent (Lambert Wilson, l.) und Pierre (Grégory Gadebois) trennen Welten. Szene aus dem Film „Die einfachen Dinge“.

Smartphone-Junkie trifft Einsiedler: Vincent (Lambert Wilson, l.) und Pierre (Grégory Gadebois) trennen Welten. Szene aus dem Film „Die einfachen Dinge“.

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Die Fernsehmoderatorin weiß, wie man mit Männern wie Vincent Delcourt (Lambert Wilson) umgeht, der es mit der Datingplattform „Fast Match“ zu einem Milliardenvermögen gebracht hat. Erst zählt sie die Erfolge des Unternehmers auf, um sich dann langsam in dessen Privatleben vorzuarbeiten, was der erfahrene Medienmann seinerseits souverän ins Leere laufen lässt. Aber dann stellt die Journalistin eine einfache Frage: „Sind Sie glücklich?“

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Dem gewieften Manager verschlägt es die Sprache und wenig später atmet er von einer Panikattacke ergriffen in eine Papiertüte hinein. Eben noch auf der Überholspur, nun aus der Bahn geworfen geht Vincent dorthin zurück, wo seine Verunsicherung ihren Anfang genommen hat. Am Morgen war er mit seinem Cabriolet auf einer Serpentinenstraße in den französischen Alpen liegen geblieben.

Unterwanderung einer Seele durch Mittagsschlaf, Omelett und die Berge

Der wortkarge Pierre (Gregory Gadebois) hatte den Fremden zu sich in die einsame Berghütte eingeladen. Vincent plapperte sich munter von einem Fettnapf in den nächsten. Pierre machte ein Omelett und keinen Hehl aus seiner Abneigung für den Gast. Vielleicht war es sein Schweigen, das Rührei, das unglaubliche Bergpanorama oder der abgrundtiefe Mittagsschlaf in der Hängematte, die Vincents hyperaktive Seele unterwandert haben. Auf jeden Fall steht er nach dem TV-Eklat wieder bei Pierre vor der Tür.

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Auf den ersten Blick bedient Éric Besnard in „Die einfachen Dinge“ bewährte Klischees. Hier der smarte Wirtschaftsmogul im Slim-Jackett, der von einem Termin zum nächsten hetzt. Dort der schweigsame Alm-Öhi, der in sich ruht und im Einklang mit der Natur lebt.

Alles ganz anders – Regisseur Besnard zaubert einen Plottwist aus dem Hut

Dass nun ein gestresster Großstadtsnob vor alpiner Kulisse durch die Freuden der Entschleunigung geläutert wird, würde bestens ins Beuteschema des Regisseurs passen. Aber dann zaubert Besnard noch eine Plotwendung aus dem Hut, die das Aufeinandertreffen der beiden Männer in einem anderen Licht erscheinen lässt.

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Denn der Bergmensch entpuppt sich als versierter Meeresbiologe, dessen Arbeiten über das Plankton die Klimaforschung revolutionieren könnten – und Vincent hat sich in das Leben des Aussteigers eingeschlichen, weil er darin ein gutes Geschäft wittert. Auf nicht immer schlüssige, aber durchaus interessante Weise verwebt Besnard egoistische, altruistische und selbsttherapeutische Motive im komplexen Kennenlernprozess der beiden Männer.

Das Duell der konträren Einstellungen ist spannend

Das Duell der konträren Lebenseinstellungen wird vor allem durch die ideale Besetzung zu einem spannenden Seherlebnis. Lambert Wilson ist wie geschaffen für die Rolle des agilen Geschäftsmannes, dessen Selbstbewusstsein aus der Balance gerät und Gregory Gadebois verleiht dem wortkargen Aussteiger eine subtile Intensität. Umgeben sind die beiden von einem beeindruckenden dritten Hauptdarsteller – den französischen Alpen, die hier als wandelbare Naturkulisse das Geschehen stimmungsvoll kommentieren.

„Die einfachen Dinge“, Regie: Éric Besnard mit Lambert Wilson, Gregory Gadebois, 95 Minuten, FSK 0

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