Warum wir keine Angst vor Abschieden und Neuanfängen haben müssen
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Paare, die nicht mehr glücklich miteinander sind, sollten keine Angst vor einem Neuanfang haben.
© Quelle: Kniel Synnatzschke/Westend61/dpa
Ein Neuanfang ist fast immer aufregend und besonders. Oft freuen wir uns schon Monate zuvor auf das Neue. Abschiede hingegen sind meist schmerzhaft und unschön, teilweise ängstigen sie uns sogar. Doch warum ist das so?
Menschen sehen meist nicht die Chancen eines Neuanfangs
Mit einem Abschied geht auch meist eine Größe einher, die wir Menschen nicht mögen: das Unbekannte und Unsichere. Etwas, das wir noch nicht kennen, macht uns Angst. Ein Grund dafür, dass sich Menschen vor Abschieden und den damit einhergehenden Veränderungen fürchten, ist, dass sie sich nur auf das konzentrieren, was sie verlieren könnten.
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Christian Hemschemeier ist Paartherapeut in Hamburg und Experte in Sachen Dating, Partnerschaft und Liebe.
© Quelle: Privat/Patan
Die vielen Möglichkeiten, die ein Neuanfang bietet, erhalten kaum Beachtung. Das ist schade, denn wie Hermann Hesse schon treffend formulierte: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“.
Viele Paare sind nur noch aus Gewohnheit zusammen
Doch genau diesem Zauber geben wir keine Chance, wenn wir vor lauter Angst vor dem Neuen beim Alten bleiben. Bleiben, auch wenn es uns nicht guttut – sei es im Job, in einer Beziehung, in einer Freundschaft, in einer Wohnung oder in einem Verein.
Bei der Paartherapie kann man das oft beobachten. Viele Paare sind nur noch aus Gewohnheit zusammen. Glücklich ist dann keiner mehr von beiden. Aber es ist eben bequem und vermeintlich sicher. Eine Trennung würde bedeuten, die Komfortzone zu verlassen und sich dem unbekannten Neuen zu öffnen: dem Zauber eines Neuanfangs.
Allein zu sein kann auch neue Energie geben
Natürlich lohnt es sich um eine Beziehung zu kämpfen, wenn sie noch am Leben ist. Doch immer wieder gibt es Paare, die erkennen müssen, dass ihre Beziehung nur noch auf dem Papier existiert. Viele verharren in unglücklichen Beziehungen, weil sie Angst vor dem Alleinsein haben. Angst vor dem, was kommen könnte.
Doch traut sich Mann/Frau oder im besten Fall beide, den Schritt zu wagen und die Beziehung aufzulösen, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten. Das muss nicht zwingend direkt mit einem neuen Partner zu tun haben.
Wenn man nach langer Zeit wieder allein ist, ist das natürlich zunächst ungewohnt und schwierig. Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille. Dieses alleine sein heißt auch, Zeit zu haben. Zeit für sich, für neue Hobbys, neue Begegnungen, neue Denkweisen. Meist geht damit auch eine neue Energie einher, die uns beflügelt. Wir fühlen uns leicht und unbeschwert.
Neuanfang erfordert Mut
Doch natürlich erfordert dieser Schritt Mut und das Vertrauen darauf, dass uns der Zauber des Neuanfangs umhüllt. Das gilt auch für einen Jobwechsel, den Umzug in eine neue Stadt, das Loslassen von Freundschaften, die sich auseinandergelebt haben.
In der heutigen, schnelllebigen Zeit, in der wir sowohl unzählige Verpflichtungen als auch etliche Möglichkeiten haben, gibt es eine Ressource, die immer knapper zu werden scheint: die Zeit. Unsere Zeit. Zeit, die zur freien Verfügung steht.
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Die Angst vor dem Alleinsein hemmt viele Menschen, einen Neuanfang zu wagen.
© Quelle: Ismail Hamzah/Unsplash
Durch Neuanfänge lernen wir uns selbst besser kennen
Auf dieses kostbare Gut sollten wir acht geben und es mit dem füllen, was uns selbst erfüllt. Denn das macht das Leben erst lebenswert. Tage, Stunden, Minuten voller Glück, Liebe, erfüllenden Begegnungen, köstlichem Essen, wunderbarer Musik. Diese Liste ist unendlich erweiterbar. Unsere Zeit nicht.
Das Leben ist endlich und vielleicht liegt genau darin der Schlüssel, mit dem wir die Tür für ein neues Bewusstsein öffnen können. Was erfüllt mich? Wie möchte ich mein Leben verbringen? Wer oder was macht mich glücklich? Wo fühle ich mich zuhause? Das finden wir nur heraus wenn wir mutig sind, unserem Herzen folgen und dem Zauber des Neuanfangs vertrauen.
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen über www.liebeschip.de. Sein Buch „Der Liebescode“ (Luther Verlag) ist 2019 im Handel erschienen.