Die Sitzbank am Nordende des Vielbeckers Sees in Grevesmühlen ist sein „Zuhause“ auf Zeit. Johannes S. aus Stolberg (Nordrhein-Westfalen) lebt seit einigen Tagen dort. Ein Obdachloser sei er aber nicht, sagt der 54-Jährige. Ihn treibt etwas ganz anderes in die Natur.
Grevesmühlen. Ein Gaskocher steht auf der Bank am Ende des Vielbecker Sees, daneben eine Milchtüte, Geschirr und etliche andere Utensilien. Ein altes Damenfahrrad steckt im Radständer neben der Sitzbank, die eigentlich für Spaziergänger gedacht ist, die sich am Wanderweg durch das Naherholungsgebiet ausruhen wollen. Doch das geht im Moment nicht. Decken, Jacken, ein Klapphocker und ein Wasserkanister stehen auch noch herum. Unter der Bank liegt Johannes S. dick eingepackt in mehrere Decken, nur das Gesicht schaut heraus. Etwas verstört öffnet er die Augen. „Ja?“ Die Zeitung hat ein paar Fragen. „Echt, die Zeitung, bin ich so interessant?“ Ja, das ist er. Denn der 54-Jährige ist das Gesprächsthema bei den Menschen in Grevesmühlen. Ein Obdachloser, so die Nachricht, würde am See hausen. „Na ja, obdachlos bin ich nicht.“ Und „hausen“ ist vielleicht auch nicht der richtige Ausdruck.
Johannes S. (54) schläft unter der Bank.
© Quelle: Michael Prochnow