Im Grunde genommen baden die Landwirte von heute die Fehler ihrer Vorgänger aus. Denn aufgrund der erhöhten Stickstoffwerte im Grundwasser in Nordwestmecklenburg gibt es Probleme beim Düngen. Nur: Die Werte wurden teilweise durch Aktionen verursacht, die Jahrzehnte zurückliegen.
Stoffersdorf/Grevesmühlen.Landwirt mit Leidenschaft, das ist Jörg Hünemörder aus Stoffersdorf. Doch die Arbeit auf dem Acker und mit den Tieren wird immer schwieriger. Ein Grund dafür sind die erhöhten Stickstoffwerte im Grundwasser, die in Nordwestmecklenburg dazu führen, dass Landwirte teilweise 20 Prozent weniger Dünger aufbringen dürfen. „Ich bin auch dafür, dass vernünftig gemessen wird“, sagt Jörg Hünemörder. „Aber wir baden hier gerade die Folgen aus, die durch die Werte einer einzigen Messtelle bei Roggenstorf verursacht wird.“ Er fordert, ebenso wie die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, dass die Messstellen und deren Werte im ganzen Landkreis überprüft und ausgewertet werden. „Wenn dann herauskommt, dass noch mehr Flächen geschützt werden, dann ist das so. Aber im Moment ist der Zustand für uns eine Katastrophe.“
Die Fraktion Landwirt und ländlicher Raum (LuL) schreibt in ihrem Antrag: „Unser Landkreis hat 144 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon sollen ca. 120 000 Hektar belastet sein. Grund dafür ist eine Messstelle in Roggenstorf, die im Jahr 2009 einen Nitratwert von über 245 mg Nitrat/l Grundwasser im ersten Grundwasserleiter enthielt. Weitere Messstellen in Köchelstorf, Niendorf und Pokrent wiesen Werte von unter 35 mg Nitrat/l Grundwasser aus. Da der Durchschnitt dieser vier Messstellen über 50 mg Nitrat/l Grundwasser beträgt, wurde – statt die Ursachen der Belastung der Messstelle Roggenstorf zu ermitteln – ein Gebiet von 120 000 Hektar unter „sippenhaft“ gestellt.“ Der Kreistag bewilligte den entsprechenden Antrag, so dass nun der Landkreis die Landesregierung auffordern soll, die Messstellen neu zu ordnen und zu überprüfen, notfalls auch deren Zahl zu erweitern. Jörg Hünemörder: „Wir haben keine Angst vor den Zahlen, aber was wir brauchen, sind verlässliche Werte, mit denen wir auch vernünftig arbeiten können.“