Ausgabe in Gefahr: Tafel braucht in Bad Doberan dringend neue Räume
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Können den aktuellen Standort in Bad Doberan nur noch bis Ende September nutzen: Mitarbeiter der Doberaner Tafel beim Ausladen von Lebensmitteln an der Buchenbergschule.
© Quelle: Lennart Plottke
Bad Doberan/Kröpelin. Steht die Lebensmittelausgabe der Tafel in Bad Doberan vor dem Aus? „Wir bekommen ab Oktober an diesem Standort ein Riesenproblem“, sagt die Vorstandsvorsitzende Kathrin Polz. „Denn in ein paar Wochen haben wir hier keine Räume mehr.“ Bislang wurde das Kantinengebäude der Buchenbergschule für die Ausgabe von Lebensmitteln an Bedürftige genutzt. Weil dieses Haus jetzt aber abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, müssen sich die ehrenamtlichen Helfer zeitnah eine Alternative suchen. „In einen Container können wir aus Hygienegründen nicht ziehen“, erklärt Vereinsmitglied Sylvia Stracke. „Weil wir ab und zu auch kochen, wäre das schwierig.“
Dabei gebe es mit Blick auf mögliche neue Räumlichkeiten konkrete Anforderungen, macht Stracke deutlich: „Der Standort muss halbwegs zentral in der Stadt liegen – vor allem unsere Rentner aus den Wohngebieten Buchenberg und Kammerhof kommen oft zu Fuß, die können keine allzu weiten Wege zurücklegen.“ Deshalb käme eine Ausgabe etwa im Gewerbegebiet nicht infrage, stellt Stracke klar.
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Die Menschen brauchen die Tafel dringend – das darf nicht am fehlenden Raum scheitern.“ Kathrin Polz, Vorstandsvorsitzende Tafel Bad Doberan
© Quelle: Cora Meyer
Eine andere angedachte Möglichkeit – der Hengstenstall auf dem Doberaner Klostergelände – falle unter anderem aufgrund des hochwertigen Holzfußbodens weg, sagt Sylvia Stracke und zählt weitere Parameter auf: „Der Ausgaberaum muss beheizt sein, Strom- und Wasseranschlüsse haben, es müssen zehn Tische zum Sortieren der Lebensmittel aufgestellt und im Anschluss wieder weggestellt werden können.“ Dabei sei es nicht unbedingt notwendig, dass die eigentliche Lebensmittelausgabe in diesem Raum stattfinde, so Stracke: „Das kann auch davor geschehen – während der Corona-Pandemie mit den Kontaktbeschränkungen haben wir das auch so hinbekommen.“
Der Verein Tafel Bad Doberan rufe jetzt in erster Linie Einwohnerinnen und Einwohner auf, bei der Suche nach einem neuen Standort in der Münsterstadt zu helfen, betont die Vorstandsvorsitzende Kathrin Polz: „Wir haben aktuell sowieso schon eine ganz brisante Situation. Die Menschen brauchen die Tafel, das darf nicht am fehlenden Raum scheitern.“
Bedürftige Haushalte in Bad Doberan steigen rasant
Denn seit einiger Zeit verzeichne man einen „viel größeren Zulauf“ als noch vor ein paar Monaten, macht auch Sylvia Stracke deutlich: „Zur Ausgabe in Bad Doberan kommen beispielsweise rund 100 Haushalte pro Woche. Das waren hier bis vor Kurzem noch etwa 60.“ Besonders Familien und ältere Menschen seien im vergangenen halben Jahr dazugekommen, sagt Kathrin Polz: „Die Not ist offenbar zurzeit bei vielen Leuten ganz schön groß.“
Dabei seien in dieser Statistik etwa ukrainische Flüchtlinge noch gar nicht berücksichtigt, stellt Sylvia Stracke klar: „Viel mehr Menschen können wir auch gar nicht aufnehmen, weil es nicht mehr Lebensmittel gibt – dennoch versuchen wir, neben unseren Stammkunden jedem Bedürftigen etwas abzugeben.“ Dafür würden die rund 25 ehrenamtlichen Helfer zusätzlich zu den Discountern und Supermärkten auch Großkaufmärkte und Restaurantversorger abfahren, sagt Kathrin Polz: „Das machen sie alles in ihrer Freizeit und mit ihren privaten Autos.“
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Apropos – es gibt auch positive Nachrichten: „Unser neues Auto wird Ende September an die Tafel übergeben“, freut sich die Vereinsvorsitzende. „Es muss jetzt nur noch beklebt und eingerichtet werden – zurzeit wird das Auto von der Fahrzeug- und Karosseriebau Parkentin GmbH aufbereitet.“ 52 000 Euro habe der neue Renault gekostet, sagt Sylvia Stracke: „Fast 27 000 Euro haben dabei Leserinnen und Leser der OSTSEE-ZEITUNG gespendet.“ Denn bei der OZ-Weihachtsaktion „Helfen bringt Freude“ waren im vergangenen Jahr genau 26 793 Euro für ein neues Fahrzeug zusammengekommen. „Noch einmal 20 000 Euro hat die Ostseesparkasse beigesteuert“, freut sich die Schatzmeisterin. „Mit weiteren Mitteln der Bundestafel ist das wirklich gut durchfinanziert.“
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Wird demnächst abgerissen: das Kantinengebäude an der Doberaner Buchenbergschule.
© Quelle: Lennart Plottke
Das derzeitige Auto ist stark in die Jahre gekommen, hatte im vergangenen Jahr gut 12 000 Euro an Reparaturkosten verursacht. Schon dieses Fahrzeug hatten die OZ-Leser über die Weihnachtsaktion mitfinanziert – als sich die Tafel gerade gegründet hatte und im Dezember 2016 die Ausgaben der Lebensmittel startete.
Mittlerweile findet die Ausgabe drei Mal in der Woche statt. Montags in Kröpelin, mittwochs und freitags in Bad Doberan. Wenn denn ab Oktober ein neuer Raum gefunden wird …
Ideen und Hinweise per Mail an info@awo-doberan.de oder telefonisch unter 038 292 / 826 700.