Technisches Hilfswerk zieht in neues Domizil
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Projektleiterin Wibke Lunow und BBL-Sprecher Christian Hoffmann schauen sich das neue THW-Gelände in Bad Doberan an, auf der unter anderem die Fahrzeughalle neu gebaut wurde. Auf der Karte sehen sie, welche Funde die Archäologen hier zuvor entdeckten.
© Quelle: Anja Levien
Bad Doberan. Auf dem neuen Gelände des Technischen Hilfswerks (THW) in Bad Doberan sind die Bauarbeiter und Handwerker mit letzten Arbeiten beschäftigt. In der Fahrzeughalle fehlt noch die Fluchtwegmarkierung, im Funktionsgebäude mit Büros, Umkleiden und Schulungsräumen die Fußleisten. Nächste Woche soll das Domizil im Gewerbegebiet Eickboom an die THW-Ortsgruppe Bad Doberan übergeben werden. Ein Umzug von Kägsdorf nach Bad Doberan war seit 2011 geplant.
Noch sind Fahrzeuge und Technik auf dem ehemaligen NVA-Gelände in Kägsdorf untergebracht. Die Fahrzeuge sind bisher zum Teil in Bunkern untergestellt, die die Nationale Volksarmee für die Raketenabwehr genutzt hatte. Der Platz reicht nicht aus, die Luftfeuchtigkeit ist zu hoch. Mit dem Umzug nach Bad Doberan verbessern sich nicht nur die Bedingungen für die Technik, auch die Mitglieder der Ortsgruppe haben jetzt meist kürzere Anfahrtswege.
Gebäude mit Büros, Schulungsräumen, Umkleiden
Frank Neubauer von der Firma Tesche Elektrotechnik steht im Flur des neuen Hauses auf einer Leiter und installiert die Beleuchtung an der Decke. Drei Büros, drei Schulungsräume, Kopierraum, Küche, sanitäre Anlagen und Lager für Funkgeräte sind in dem Neubau entstanden. Ein großer Schulungsraum kann mittels Trennwand geteilt werden, die Küche enthält Durchreichen in die Räume.
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Frank Neubauer von der Firma Tesche Elektroanlagen installiert die Beleuchtung.
© Quelle: Anja Levien
Neben Akustikdecken ist auch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Die Heizung werde über eine Luftwasserwärmepuppe betrieben, erläutert Projektleiterin Wibke Lonow vom Geschäftsbereich Schwerin des Betriebs für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern (BBL). Dieser hat den Auftrag für den Bau vom Bundesamt für Immobilienaufgaben übernommen.
Der Boden der Fahrzeughalle mit acht Toren wird noch nass gereinigt, bevor die Markierung für die Fluchtwege aufgetragen wird. Von der Decke hängen die Schläuche der Abgasabsauganlage, die Tore werden per Hand geöffnet. 1,9 Millionen Euro betragen die Baukosten für das neue THW-Domizil.
Grabungen: Einzigartiger Fund in Mecklenburg-Vorpommern
Bevor hier jedoch der erste Spatenstich erfolgte, untersuchten Mitarbeiter des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege das Gelände und entdeckten bisher Einzigartiges. 441 Befunde auf etwa 3000 Quadratmetern registrierten sie. Das Besondere: Ein bisher einzigartiges Massengrab der Älteren Bronzezeit (1500 bis 1300 vor Christus). „Eine derart große Menge an Leichenbrand ist in einem einzelnen Grab in Mecklenburg-Vorpommern bisher nicht aufgefunden worden“, teilt Frank Mewis vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in einem Bericht mit.
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Frank Mewis, Grabungsleiter vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, im Mai 2018 bei den Grabungen.
© Quelle: Anja Levien
So konnte herausgefunden werden, dass in dem Leichenbrand mindestens „sieben Individuen repräsentiert sind“, sowohl männliche als auch weibliche. „Die Bestattung mehrerer Individuen in einer Grablege ist bereits ein Alleinstellungsmerkmal dieses Befundes. Noch bedeutender ist allerdings, dass sich an einigen Schädel- und Langknochenfragmenten Hiebverletzungen nachweisen lassen, die belegen, dass es sich bei den Bestatteten um Opfer eines Gewaltkonfliktes handelte.“
Weiterhin konnten bei den Grabungen germanische Siedlungsnutzungen der Jüngeren Römischen Kaiserzeit (175 bis 375 nach Christus) nachgewiesen werden. Die Konzentration von Rennöfen weise auf die Verhüttung von Raseneisenerz hin.
Das THW Bad Doberan
1992 gründete sich die THW-Ortsgruppe Bad Doberan. Ihr Sitz ist in Kägsdorf. Etwa 30 Mitglieder zählt die Ortsgruppe. Seit 2001 gibt es eine Jugendgruppe. Das THW unterstützt den nationalen und internationalen Katastrophenschutz und wird für technische Hilfeleistungen gerufen – beispielsweise 2010, als das Dach bei Glashäger einstürzte oder 2011, als das Schöpfwerk und das Pumpwerk der alten Schleuse in Graal-Müritz überzulaufen drohte.
Anja Levien