Ab 2022: Eigener Bahn-Halt für Karls Erlebnisdorf in Rövershagen
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Joachim Trettin (Deutsche Bahn, v. l.), Energieminister Christian Pegel, Robert Dahl vom Erlebnisdorf und Frank Brassat, Gemeinde Rövershagen, freuen sich auf den Bahnhof.
© Quelle: Fotos: Arscholl
Rövershagen. Ein eigener Bahnsteig für Karls Erlebnisdorf in Rövershagen. Infrastrukturminister Christian Pegel und die Deutsche Bahn haben gestern die Weichen gestellt und das Projekt vorgestellt. Eine bis 1,3 Millionen Euro wird der neue Bahnsteig kosten – „ein kräftiger Sicherheitspuffer wurde schon mal eingerechnet“, wie Pegel bemerkt. 75 Prozent der Gesamtkosten übernimmt das Land und hieran beteiligt sich die Karls Tourismus GmbH mit 410 000 Euro. Das andere Viertel der Kosten trägt die DB Station und Service AG.
„Uns haben vor allem die Zahlen überzeugt“, sagt Dr. Joachim Trettin, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Wirtschaftlichkeitsberechnungen hätten eine Zahl von 80 000 potenziellen Reisenden ergeben, die die Station jährlich nutzen könnten.“ Das wären 220 bis 250 zusätzliche Fahrgäste pro Tag. „Das ist für die Bahn interessant“, bemerkt Pegel, „aber auch für die Umwelt, rechnet man diese Anzahl von Personen mal auf Viererbesetzungen im Auto um.“
Bis zu 19 000 Besucher am Tag
Karls-Chef Robert Dahl freut sich über die umweltfreundliche An- und Abreisealternative für die Besucher des Erlebnisdorfes. Am Montag waren immerhin rund 10 000 Gäste auf dem Gelände, die Parkplätze waren voll. „In Spitzenzeiten im Sommer haben wir hier schon mal 19 000 Besucher am Tag gezählt“, informiert Dahl. Vor allem aber auch für seine Mitarbeiter – 350 der insgesamt 900 Beschäftigten arbeiten in Rövershagen –wäre die Bahnanbindung interessant. Bis zum Erdbeerhof sind es dann noch rund 200 Meter.
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Im Stundentakt verkehren die Züge auf der Regionallinie 12 Rostock – Graal-Müritz. Zwischen den Haltepunkten Mönchhagen und Rövershagen soll es künftig den neuen Stopp geben: „Rövershagen – Karls Erlebnisdorf“. Der Name des kleinen Bahnhofes habe ihn einige Briefe gekostet, wie Karls Geschäftsführer Robert Dahl berichtet. „Nach dem Ortsnamen darf nur noch ein Wort mit wenigen Buchstaben folgen“, sagt Dahl. Das hänge mit den Ticketautomaten zusammen, die nur 22 Buchstaben ausdrucken können, erläutert Ingo Mau, Leiter Bahnhofsmanagement Rostock.
Geschenk zu Karls 100. Geburtstag?
Bevor das Schild auf dem Bahnsteig angebracht werden und der erste Zug halten kann, werden noch Jahre ins Land ziehen. „2021, zum 100. Geburtstag von Karls, das wäre schön“, sagt Dahl. Doch diese Illusion wird ihm von Politik und Bahn schnell genommen. „Eine Inbetriebnahme der Station in drei bis fünf Jahren ist realistisch“, meint Minister Pegel: „Unser Ziel lautet Ende 2022.“
1996 sei der Nahverkehr regionalisiert worden, setzt Bahnbevollmächtigter Trettin zur Erklärung an. Das Land mit seiner Nahverkehrsgesellschaft bestimme über Linien, Haltestellen, Taktzeiten. Die Bahn passe dies ins Fahrplangefüge ein. Land und Bahn hätten sich nun per Vertrag auf den Neubau der zweiten Bahnstation in Rövershagen geeinigt. Die Station und Service AG der Bahn werde das Planungs- und Genehmigungsverfahren anstoßen. Dann prüfe das Eisenbahnbundesamt die Pläne. Und da könnten schon mal zwei bis drei Jahre ins Land gehen.
Oberleitungen sind teuer
„Die Bauzeit selbst ist kurz“, versichert Ingo Mau. „In zwei bis drei Monaten ist der Bahnsteig fertig.“ 110 Meter lang, 55 Zentimeter hoch, damit werde der barrierefreie Zugang zu den Zügen gewährleistet. Ein Wetterschutz, dynamischer Schriftanzeiger, Beleuchtung und Info-Vitrinen gehörten zur Ausstattung. „So kleine Haltepunkte haben wir immer pünktlich fertiggestellt“, verspricht Mau.
Das Problem sind Fahrleitungsmasten direkt am Gleis, die versetzt werden müssen. „Da müssen wir an die Oberleitung ran, das wird teuer“, sagt Mau. Außerdem liege jede Menge Sicherheitstechnik im Gleis, die berücksichtigt und schon in der Planung aufwendig bedacht werden muss. „Ich bin froh, dass der Bahnsteig kommt“, sagt Karls-Chef Dahl. „Den Zeitplan finde ich noch nicht super.“
Offene Diskussion über neue Haltepunkte
Auch die Hansestadt Rostock hatte eine Bahnstation in der Rostocker Heide beantragt, einen Haltepunkt am Köhlerhof. „Wir haben etwa 75 000 Radfahrer pro Jahr, die allein auf dem Ostseeradweg und damit in der Heide unterwegs sind“, erklärt Forstamtsleiter Jörg Harmuth. Einen weiteren Bahnsteig auf der nur rund 20 Kilometer langen Strecke zwischen Rostock und Graal-Müritz werde es nicht geben, reagiert Minister Pegel auf Nachfrage. „Nur wenn ein anderer Bahnhof aussteigt.“ Die Rostocker seien aufgefordert worden, mit den Gemeinden der Nachbarhaltestellen über den Tausch von Anhaltezeiten ins Gespräch zu kommen. „Die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Pegel.
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Doris Deutsch