Hochbegabtenförderung

Forschungszentrum für Schüler am CJD Rostock eröffnet

Ein Schüler sitzt am Mikroskop. Die Mitarbeiter Lisa-Madeleine Sklarz und Thomas Borowitz erklären, was er sieht.

Ein Schüler sitzt am Mikroskop. Die Mitarbeiter Lisa-Madeleine Sklarz und Thomas Borowitz erklären, was er sieht.

Gartenstadt. Es sieht zunächst völlig unspektakulär aus: Auf dem Objekttisch des Mikroskops liegt eine weiße Büschelmückenlarve. Doch auf dem Bildschirm schillert das Tier in den unterschiedlichsten Farben – wie bei einem Kunstwerk. „Wir haben die Larve aber nicht gefärbt“, sagt Lisa-Madeleine Sklarz. „Das haben wir allein durch Lichtbrechung hinbekommen.“ Schülervertreter Jakob Liebich staunt. „Es ist schon faszinierend, Forschung so hautnah zu erleben“, sagt der 16-Jährige.

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Für hochbegabte Schüler der Rostocker Christophorusschule und des Gymnasiums Reutershagen ist das seit diesem Schuljahr täglich möglich: Am CJD ist ein voll digitalisiertes Mikroskopie-Klassenzimmer eingerichtet worden. Am Freitag war die offizielle Eröffnung mit rund 30 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Forschung und Politik.

Ein kleiner Anfang

„Das ist ein kleiner Beginn“, sagt Joachim Hesse, stellvertretender Leiter der Christophorusschule. „Wir haben viel Hoffnung, dass sich aus diesem kleinen Raum ein richtiges Schülerforschungszentrum für die ganze Stadt entwickeln kann.“ Dafür sei allerdings ein weiter Weg notwendig. „Dafür brauchen wir viele Unterstützer, die nicht nur die Notwendigkeit sehen, sondern auch das Geld dafür geben“, so Hesse. Schließlich müssen Personal und Technik-Pflege finanziert werden. Die Anschubfinanzierung liegt zunächst bei 100 000 Euro.

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Das neue Forscher-Klassenzimmer ist in Kooperation mit dem Mikroskopie-Zentrum des Instituts für Zelltechnologie IZT in Gelbensande entstanden. „Die Ausstattung entspricht dem Industrie-Standard“, sagt IZT-Leiter Professor Dieter Weiss. Gemeinsam mit zwei Mitarbeitern betreut er die Schüler: In Arbeitsgruppen werden die Methoden vermittelt. „Wir wollen die Schüler an Natur und Technik heranführen“, sagt Weiss. Dazu gehöre es zum Beispiel, Wasserflöhe aus Reutershäger Tümpel mikroskopisch zu untersuchen. Oder Schuppen von Schmetterlingen.

Die Schüler bekommen auch einen Blick für die Fotografie vermittelt – mit Kamera und Smartphone. „Das ist für die Arbeit unverzichtbar“, betont Mitarbeiterin Lisa-Madeleine Sklarz. Generell würden in die Mikroskopie alle Mint-Fächer mit eingebunden werden: Chemie, Biologie, Physik, Informatik, Mechanik und Elektrotechnik.

Förderung kommt sonst zu kurz

Für die Hochbegabtenförderung verantwortlich ist an der Christophorusschule Regine Schütt. Sie sagt: „Die Förderung der Schüler kommt in Mecklenburg-Vorpommern zu kurz. Wir haben hier zwar viele Experten, die forschen. Aber für die Schüler bleibt wenig Zeit.“ Auch sei der Unterricht des Nachwuchses zu voll gepackt, als dass sie sich dem Thema Forschung ausgiebig widmen könnten.

Doch wenn die Kinder erst einmal mit der Wissenschaft in Berührung kämen, entfache das ihre Leidenschaft. „Die Kinder bekommen blinkende Augen. Sobald hier die Tür aufgeht, strömen sie hierein und wollen sehen, wie es mit ihren Fischen weitergeht“, so Schütt. Auch werde dabei ein Bewusstsein für den Artenschutz geschaffen. „Wenn ich nicht weiß, was es gibt, kann ich es auch nicht schützen“, betont sie. Durch die Mikroskopie kämen die Schüler mit der Natur in Verbindung und lernten etwas über ihre Gesetzmäßigkeiten.

Eltern loben neue Möglichkeiten

Eltern loben die neuen Möglichkeiten. „Ich bin begeistert. Den Kindern wird hier ermöglicht, mit forschungsrelevanten Geräten zu arbeiten“, sagt Mutter Christina Walz, die selbst am Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) in Dummerstorf arbeitet. Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis gelinge durch das Mikroskopie-Klassenzimmer viel leichter. Walz spricht von einem riesigen Meilenstein. „Dem Forschungsnachwuchs wird das helfen“, ist sie überzeugt.

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Das neue Klassenzimmer wird in den Unterricht eingebunden, soll aber auch Anstoß für selbstständige Forschungen der Schüler sein. „Daraus können sich dann Projekte entwickeln, die an Wettbewerben teilnehmen“, sagt der stellvertretende Schulleiter Hesse. Schülervertreter Jakob Liebich ist überzeugt: „Das neue Zentrum kann recht früh Begeisterung für Forschung wecken.“ Und es sei allemal anschaulicher als der gewöhnliche Unterricht.

André Wornowski

OZ

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