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Wohnen in Rostock

Gegen hohe Mieten: KTV-Bewohner gehen auf die Straße

Franzi (l.), Robert und Binka fordern mehr Raum für alternative Wohnprojekte in Rostock.

Franzi (l.), Robert und Binka fordern mehr Raum für alternative Wohnprojekte in Rostock.

Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Schwere Zeiten für alternative Wohnformen in Rostock: Im Sommer mussten die Bewohner der Niklotstraße 7 ausziehen und Ende November sind die Mieter der Budhilde in der Budapester Straße 35 dazu gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Auch der Verein Alternatives Wohnen in Rostock (awiro e.V.) kämpft gerade für den Erhalt und die Übernahme seiner Projekthäuser. "Doch nicht nur alternative Wohnformen sind von Verdrängung aus den innerstädtischen Vierteln betroffen. Wohnungsknappheit und steigende Mieten sind Probleme, die uns nahezu alle betreffen", sagen die Betroffenen. Sie rufen daher am Sonnabend, 24. November, zur Demo "Wohnraum für alle" in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt auf.

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Nicht nur günstig wohnen

So soll die Demo ablaufen

Die Demonstration startet am Sonnabend, 24. November, um 12 Uhr vor der Budhilde in der Budapesterstraße 35. Die Route führt über die Niklotstraße, Am Brinck, Feldstraße und Friedhofsweg zur Langen Straße. Von dort geht’s zurück zum Doberaner Platz. Hier gibt es ein „Wohnzimmer“ mit warmen Getränken und Programm.

Auf der Route sind laut Stadt zwei Kundgebungen geplant, eine an der Niklotstraße 12 und eine an der Langen Straßen 38. Angemeldet sind rund 100 Demo-Teilnehmer. Diese sind dazu aufgerufen, für das mobile Wohnzimmer Einrichtungsgegenstände mitzubringen. Angemeldet ist die Demo laut Stadt bis 19 Uhr.

„Es geht uns nicht um Konfrontation, sondern um Zukunft“, sagt Robert. Der 26-Jährige ist Bewohner der Budhilde, einem Haus, das auffällt in der KTV. Es sieht alt und sanierungsbedürftig aus. An der Fassade hängt ein riesiges Banner, das auf die Demo am Sonnabend hinweist. Seit 2015 leben hier rund zwölf Mieter in einer Gemeinschaft. „Wir kommen aus den unterschiedlichsten Richtungen, sind Biologen, Pädagogen, Gärtner, Künstler und auch Musiker. Das ist ein ganz anderer Austausch, als würden wir uns nur mal so irgendwo treffen“, sagt Robert.

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Die Gemeinschaft organisiert regelmäßig Nachbarschafts-Treffen, Kicker-Abende, Dachboden-Konzerte oder politische Vorträge. Auch können Besucher hier Fahrräder reparieren oder Gemüse anbauen. „Wir wollen nicht nur günstig wohnen, wir wollen auch etwas zurückgeben“, sagt Franzi, die ebenfalls in der Budhilde lebt. Der Hausname sei eine Kombination aus Budapester Straße und Hilde, als Bezeichnung für alte Frau beziehungsweise altes Haus.

Eigentümer will Haus sanieren

Nach jahrelangem Stillstand will der Eigentümer das Gebäude nun sanieren, berichtet Bewohnerin Binka. „Dadurch geht aber der ganze Charme verloren“, sagt die 33-Jährige. Auch wolle niemand der Bewohner 600 Euro Miete pro Monat zahlen. Die Gemeinschaft würde das Haus daher gerne kaufen. Der Besitzer habe dafür sogar ein Angebot vorgelegt, dass er dann jedoch plötzlich zurückgezogen habe, so Binka. „Wir waren auf einem guten Weg. Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir das Geld zusammenbekommen“, betont Robert.

Seit Monaten ist die Gemeinschaft nun auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Ohne Erfolg. Die Demo am Sonnabend soll daher ein Appell sein, dass es in Rostock mehr Räume für alternative Wohnprojekte geben müsse. Schließlich sollte eine moderne Stadtentwicklung alle Formen des Zusammenlebens berücksichtigen, so die Betroffenen. „Wir sind nicht an dieses Viertel gebunden. Wir würden auch in andere Stadtteile oder ins Umland gehen“, sagt Franzi. Sie fordert ein „Recht auf Stadt“, wie es auch in Hamburg und Berlin praktiziert werde.

Awiro-Verein will auch kaufen

Auch der Awiro-Verein will seine Projekthäuser an der Niklotstraße 5 und 6 kaufen. „Wir wollen die Häuser langfristig sichern und dem Markt entziehen“, sagt Vereinsmitglied Danny Schmidt. Nur so könne der Awiro-Verein das sozialverträgliche Wohnen und seine zahlreichen Projekte langfristig sichern, ein Beispiel ist das Café Median. Der Verein engagiert sich seit etwa 20 Jahren ehrenamtlich in der freien und selbstverwalteten Jugendarbeit.

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Die Verhandlungen zwischen Awiro und dem städtischen Wohnungsunternehmen Wiro laufen bereits. „Es gibt aktuell sehr gute Gespräche zwischen Wiro und Verein. Derzeit werden die besprochenen Varianten geprüft sowie ein notwendiges Gutachten erstellt“, sagt Wiro-Sprecher Carsten Klehn.

André Wornowski

OZ

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