Größter Vermieter des Landes steigt in Pflegemarkt ein
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Die städtische Wohnungsgesellschaft Wiro aus Rostock plant, einen eigenen ambulanten Pflegedienst aufzubauen – zunächst exklusiv für Mieter
© Quelle: OVE ARSCHOLL
Rostock. Der größte Vermieter des Landes will in die Pflege-Branche einsteigen: Die städtische Wohnungsgesellschaft Wiro aus Rostock plant, einen eigenen ambulanten Pflegedienst aufzubauen – zunächst exklusiv für Mieter. Entsprechende Überlegungen bestätigte Wiro-Chef Ralf Zimlich nun der OZ. Anlass für die Planungen: Auch in Rostock steigt der Altersdurchschnitt der Bevölkerung rapide. „Wir wollen, dass auch unsere älteren Mieter so lange wie möglich in ihrem vertrauten Zuhause bleiben können“, sagt Zimlich.
In der Hansestadt liegt das Durchschnittsalter aktuell bei 44,9 Jahren. Die Rostocker sind damit im Schnitt acht Jahre älter als noch 1992. „Viele der großen Stadtteile wurden in den 1960er und 1970er Jahren gebaut. Mieter, die damals Mitte 20 waren, sind heute jenseits der 70“, so Zimlich. „Diese Rostocker kommen in ein Alter, in dem sie über Hilfe nachdenken müssen.“ Das Problem: „Ich jedenfalls kenne niemanden, der ins Pflegeheim möchte. Die Menschen möchten lieber in ihrer Wohnung bleiben. Doch die Kapazitäten bei den Pflegediensten sind begrenzt.“ Auch die Qualität der Angebote lasse oft zu wünschen übrig. „Deshalb wollen wir nun einen eigenen Pflegedienst aufbauen.“ Der Aufsichtsrat habe bereits seinen Segen erteilt. „Wir arbeiten jetzt am Geschäftsplan.“ Wann der Wiro- Pflegedienst startet und mit wie vielen Mitarbeitern, sei noch nicht beschlossen.
Die Wiro mit mehr als 35000 Wohnungen wäre der größte Vermieter, der in die Pflegebranche einsteigt – aber nicht der erste im Land: In Greifswald betreibt die Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft WVG seit Mitte 2017 bereits einen eigenen Sozial-, Pflege- und Hilfsdienst. „Sophi“ heißt das 100-prozentige Tochterunternehmen. „Das ist aber kein klassischer Pflegedienst“, betont WVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Adomeit. „Sophi“ biete noch mehr: Hilfe bei Einkäufen, Schlichtung bei Nachbarschaftsstreitigkeiten, Beratung bei Umzügen. „Wir bieten die Hilfe, die der Mieter braucht.“ Auch in Greifswald war der demografische Wandel der Anlass für die Unternehmensgründung: „Wir wollen unseren Mietern ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung ermöglichen – auch im hohen Alter“, so Adomeit. Auch in Neubrandenburg ist einer der größten Vermieter in dem Pflege-Bereich aktiv. Die Neubrandenburger Wohnungsbaugenossenschaft (Neuwoba) hat dafür die Tochter „Sodien“
gegründet. Die Wohnungsgesellschaft Kaiserbäder in Heringsdorf auf Usedom bietet seit einigen Jahren Seniorenwohnen und Pflege an – allerdings in Kooperation mit einem privaten Pflegedienst. Steffen Laser, Landesgeschäftsführer des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, spricht von einem neuen Trend: „Vor allem in den großen Städten des Landes müssen sich die Vermieter mit dem Thema Pflege intensiv befassen. Für die Unternehmen ist das aber auch eine Chance.“ Seiten 5 und 7
Andreas Meyer
OZ