Viele Landgasthöfe in MV sind den Folgen der Pandemie zum Opfer gefallen. Daher bringt die Regierung nun ein Rettungspaket auf den Weg. Das sei mehr Symbolik als Unterstützung, kommentiert OZ-Autor Michael Meyer. Dabei brauche es die Dorfkneipe allein wegen des Kults, der dahinter steckt.
Schwerin. Zur Linde, Zur Krone, Zur Schmiede – oder Altdeutscher Hof. Ein Stück Deutscher Kulturgeschichte zwischen Bier, Korn, Hamburger Schnitzel und Bocker mit Kartoffelsalat. Muss man nicht mögen, ist aber Kult. Und Erinnerung. In meiner Kindheit in den 70ern saßen am Abend gern die alten Männer am Tresen, zwitscherten sich einen und Omma sagte: „Jung, hol ma’n Oppa nach Hause!“ Da durfte man dann inmitten blauer Kippenluft noch ’ne Runde am Glücksspielautomaten zocken für ’nen Heiermann – damit Oppa einen hinterherkippen konnte.
Herrlich – oder? Naja, für den heutigen Anspruch der Political Correctness kaum noch haltbar. Trotzdem: Dorfkneipe muss bleiben. Es ist traurig, dass das Kneipensterben nicht aufzuhalten ist. Bundesweit wurden seit 2011 mehr als 6500 Tresen dichtgemacht. Jede Dritte! In vielen Dörfern, gerade auf dem platten Hinterland von MV, ist die Kneipe oft die einzige örtliche Infrastruktur neben der Bushaltestelle als Treffpunkt.