OZ-Podiumsdiskussion im Rostocker Medienhaus: Gendern oder nicht gendern?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/5A3IVV34R3IN5YFS75TNYBBK7A.jpg)
An einem Whiteboard steht das Wort „Lehrer“ in verschiedenen Gender-Schreibweisen.
© Quelle: Bernd Weißbrod/dpa
Rostock. Ein Thema, das bewegt. Ein Thema, das die Gemüter erregt. Gendern oder nicht gendern. Es ist eines der gesellschaftlichen Debattengebiete, die zum Minenfeld geworden sind. Das generische Maskulinum erregt Deutschland und teilt es in mehr als zwei Teile. Sternchen, Unterstriche, Doppelpunkt, Versalien, Veränderung des generischen Maskulinums oder alles beim Alten? Es gibt strikte Gender-Befürworter*innen und es gibt ebenso strikte Gender-Gegner.
Manche Sprachwissenschaftler halten das Gendern für gefährlich, da es sozialen Sprengstoff beinhalte, andere für dringend geboten im Sinne einer modernen Gesellschaft. Manche gendern selbst, sind aber der Meinung, das müsse jeder für sich entscheiden. Es gibt Gender-Verrückte, die selbst bei geschlechtsneutralen Worten wie Kindern die weibliche Form dazu schreiben und Wortunsinn wie Kinder und Kinderinnen produzieren. Es gibt Frauenrechtler*innen, die meinen, das Gendern sei unabdingbar, um die gesellschaftliche Gleichberechtigung der Frau durchzusetzen, da die Sprache das Handeln und die Wirklichkeit bestimmt. Es gibt Politiker, die sich gegen Diskriminierung engagieren, aber glauben, wichtige Ziele auch ohne Gender-Sprache durchsetzen zu können. Und dann gibt es Menschen, die halten das Gendern für absolut überflüssig und meinen, die Gesellschaft hätte aktuell dringendere Probleme.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/IRH36VJ4SOSRCJRHS3P54LGLPE.jpg)
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) nimmt an der OZ-Podiumsdiskussion zum Thema Gendern teil.
© Quelle: Peter Kneffel
Sprachlicher und soziales Sprengstoff?
Sprachlicher und sozialer Sprengstoff – und Grund genug, dem Thema mal nachzuspüren. Am 21. September lädt die OSTSEE-ZEITUNG ab 19 Uhr gemeinsam mit der Kulturstiftung Rostock zur Podiumsdiskussion „Ach, du liebes Deutsch!“ (Einlass ab 18.30 Uhr) in den Großen Saal der OZ (Richard-Wagner-Straße 1a, Rostock).
Bei dem Event geht es um die Entwicklung, die Strömungen und Kuriositäten in der deutschen Sprache. Im Fokus der Diskussion steht an diesem Abend das Thema: Gendern. Auf dem Podium diskutieren werden die Berliner Autorin Rieke Hümpel, die Schweriner Landesgleichstellungsbeauftragte Wiebke Brüdgam (Die Linke) und Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD). Moderieren werden die Veranstaltung OZ-Chefredakteur Andreas Ebel und die Rostocker Journalistin Gabriele Struck.
Lesen Sie auch
- Radio-Moderatorin Andrea Sparmann: "Deshalb gendere ich nicht jedes Wort"
- Theresa Heyd befürwortet das Gendern: "Sprache bildet Machtverhältnisse ab"
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/LVCMPVBHGV6VUH52VGMRM5HIBU.jpg)
Die Landesgleichstellungsbeauftragte Wenke Brüdgam (Die Linke) ist für eine gendergerechte Sprache, fordert in der Debatte aber mehr Toleranz auf allen Seiten.
© Quelle: Cornelius Kettler
Thema polarisiert Gesellschaft
Thierse geriet vor einem Jahr in die Kritik von Gender-Aktivisten innerhalb der SPD, weil er öffentlich den Sinn des Genderns in Frage gestellt und angemerkt hatte, dass die Debatten über Rassismus, Postkolonialismus und Gendern immer aggressiver würden. Von Parteifreunden wurde er derart gedrängt, dass er mit Austritt aus der SPD gedroht hat. Heute sagt Wolfgang Thierse, die Sache sei erledigt. Grundsätzlich sei er nicht dagegen, glaubt aber, dass die Debatte viel zu hysterisch und diffamierend geführt wird. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landes, Wenke Brüdgam (Die Linke) spricht sich für das Gendern aus. Sie sagt: „Ich möchte, dass Sprache als wandelbar anerkannt wird und wir akzeptieren, ein Stück Freiheit zu schaffen in der Verwendung von Sprache. Mir wird die Debatte zu schwarz-weiß geführt. Entweder man ist für das Gendern oder dagegen, dabei gendert die jüngere Generation schon völlig selbstverständlich. Ich wünsche mir, dass wir Toleranz miteinander entwickeln.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/YG5UHKGJ2R3JITHV6ZAKM2SGAQ.jpg)
Die Autorin und Journalistin Rieke Hümpel aus Berlin spricht sich gegen das Gendern aus und wird dafür im Internet offen angefeindet.
© Quelle: privat
Ist Gendern gefährlich?
Die Berliner Autorin Rieke Hümpel spricht sich offen gegen das Gendern aus. Sie hält Gendern sogar für gefährlich. Der OZ sagte Hümpel: „Gendern erinnert mich an einen Fleischwolf. Es macht mir Angst.“ Hümpel erklärt in ihren Schriften, warum sie den aktuellen Trend des Genderns als linke Woke-Ideologie ansieht, die Frauen in der Sprache eben nicht sichtbarer, sondern sogar unsichtbarer mache. Für ihre Ansichten wurde Hümpel aus der Gender-Szene im Internet sogar als „Herrinnenmenschin“ diffamiert.
Hier gibt es Tickets
Die Veranstaltung war eigentlich für Mai dieses Jahres vorgesehen, musste wegen Corona aber verschoben werden. Tickets zum Preis von 7 Euro (für OZ-Leser mit AboPlus-Karte 5 €) gibt es im Internet unter oz-tickets.de oder an der Abendkasse.
Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit. Wer den Nachholtermin nicht wahrnehmen kann und seine Tickets zurückgeben möchte, kann sich an vertrieb@ostseezeitung.de wenden oder die Telefonnummer 0381 365478 anrufen.