Die Rostocker Kaufmannschaft sammelt bei ihrem traditionellen Wohltätigkeits-Mahl Spenden in Höhe von 55 000 Euro. Diese sollen bei der Sanierung der Orgel in der Marienkirche helfen.
Stadtmitte. Die Herren sind schick gekleidet wie immer. Sie tragen Frack oder Smoking. Und dennoch ist vieles anders bei der diesjährigen Jahresköste (Festmahl) der Rostocker Kaufmannschaft. So sitzt mit Irmhild Düwel in der 500-jährigen Geschichte des Männer-Bundes erstmals eine Frau als Mitglied am Tisch. „Zur Tradition gehört der Wandel. Wenn Tradition nur starr wäre, würde sie sich abschaffen“, erläutert Öllermann Tobias Blömer, Geschäftsführer des Fleisch-Unternehmens „Die Rostocker“, die Öffnung der Kaufmannschaft für die Damenwelt. Die rund 250 Gäste beim Empfang im Festsaal des Rathauses klatschen Applaus. Bürgerschaftspräsidentin Regine Lück (Linke) bemerkt: „Dieser Schritt war längst überfällig.“
Düwel ist oft darauf angesprochen worden. „Es gab ein unterschiedliches Echo“, sagt die Geschäftsführerin des Rostocker Aus- und Fortbildungszentrums AFZ. Doch auch Ehemann Ulrich Müller muss sich nun einer Premiere stellen: Denn während sich die Unternehmer zu ihrem Festschmaus mit Ochsenschwanzsuppe und Rippenbraten ins Hotel Sonne zurückgezogen haben, fährt Müller mit einer Sonderstraßenbahn und knapp 100 Damen zum „Frauen-Programm“ in die Kunsthalle. Müller, der bei einer großen Krankenkasse im Ruhrgebiet arbeitet, nimmt es mit Humor: „Ich werde mein Bestes geben“, sagt er und lacht.