Fußball-Weltmeisterschaft

Rostocker fährt als Fan-Botschafter zur WM

Martin Brochier (39) arbeitet seit vielen Jahren im Fanprojekt Rostock, einer sozialpädagogischen Einrichtung der Jugendhilfe. Hier hält er das deutsche Fan-Magazin „Helmut“ in der Hand.

Martin Brochier (39) arbeitet seit vielen Jahren im Fanprojekt Rostock, einer sozialpädagogischen Einrichtung der Jugendhilfe. Hier hält er das deutsche Fan-Magazin „Helmut“ in der Hand.

Rostock. Normalerweise ist der Rostocker Sozialarbeiter Martin Brochier mit den Hansa-Fans in der dritten Liga unterwegs. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland begleitet er nun auch die Anhänger der deutschen Nationalmannschaft. Brochier ist Teil eines 13-köpfigen Fanbetreuungsteams des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB). „Wir helfen den Fans bei Problemen jeglicher Art“, sagt der 39-Jährige. Ziel sei es, eine positive, bunte und friedliche Stimmung zu fördern.

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Schon bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine gehörte Brochier zur deutschen Fanbetreuung. „Das war eine tolle Erfahrung“, blickt der 39-Jährige zurück. Der Sozialarbeiter ist selbst Fußball-Fan und reist gerne – hier kann er beides mit seinem Job verbinden.

Mobile Fan-Botschaft ist drei Tage am Spielort

Bei allen deutschen WM-Partien weilt die Fanbetreuung drei Tage lang im Spielort: „Wir haben eine mobile Fan-Botschaft und ziehen in Zweier-Teams durch die Stadt, um mit den Fans in Kontakt zu kommen“, sagt Brochier. Ein Dolmetscher sei auch dabei und ein Vertreter des Konsulates. „Wir haben ein großes und starkes Netzwerk“, sagt Brochier.

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Das Betreuerteam ist rund um die Uhr über die Helpline +7 (0) 9296530768 erreichbar. „Ob der Pass verloren gegangen ist, das Portemonnaie gestohlen wurde oder es Schwierigkeiten mit der Unterkunft gibt – wir helfen.“

Auch erstellt und verteilt die Fanbetreuung das Magazin „Helmut“, benannt nach Fußball-Legende Helmut Rahn, der mit seinem Treffer im WM-Finale 1954 Deutschland zum Weltmeister-Titel schoss. Das erste Mal erschien das Spieltagsheft bei der WM 2010 in Südafrika. „Inzwischen hat es Sammlerwert“, sagt Brochier. „Helmut“ stellt Stadt, Geschichte und Verein vor. Auch enthält das Magazin wichtige Telefonnummern.

Hohe Sprachbarrieren für Fans

In Russland dürfte den deutschen Fans vor allem die kyrillische Schrift Probleme bereiten. Brochier hat Russisch noch in der Schule gelernt und kann sich nach eigenen Aussagen ausreichend verständigen. „Für eine tiefgründige, politische Diskussion wird mein Vokabular aber wohl nicht mehr reichen“, sagt er lachend. Brochier war auch schon privat in Moskau, St. Petersburg und Kaliningrad.

Bei einem zweitägigen Workshop wurden die Fanbetreuer auf ihre Arbeit vorbereitet. Ein Schwerpunkt war die russisches Mentalität: „Die russländische Bevölkerung mag weniger Verallgemeinerungen, da reagieren sie sehr empfindlich“, sagt Brochier.

Politischen Themen sollten gemieden werden. „Bei uns steht zum Beispiel Gorbatschow für einen positiven Umbruch. In Russland wird er aber eher negativ gesehen, dort steht er für politisches Chaos und Unruhe.“

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Auswärtiges Amt gibt Reisehinweis

Lustig sei ein russisches Sprichwort: „Wenn die Menschen in Gruppen etwas essen oder trinken waren, fragen Sie bei der Rechnung: Bezahlen wir zusammen oder bezahlen wir auf deutsch?“ Grundsätzlich freuen sich die Russen darauf, mit Menschen aus aller Welt in Kontakt zu kommen, so Brochier. Das Auswärtige Amt habe nur einen Reisehinweis gegeben: „Sexuelle Minderheiten sollten sich vorsichtig bewegen.“

Ausschreitungen wie bei der EM 2016 in Frankreich hält Brochier für unwahrscheinlich. Damals hatten russische Hooligans in Marseille drei Tage lang für Krawalle gesorgt. „Ich gehe fest davon aus, dass sich die Bilder von Marseille, gerade im Stadion, nicht wiederholen werden“, sagt Brochier. Es sei viel präventiv gearbeitet worden in Russland. „Die Stadien sind neu, modern und mit bester Technik ausgestattet.“

Sicherheitsring um jedes Stadion

Durch die hohen Sicherheitsstandards gebe es einige Einschränkungen. „Fanmärsche sind zum Beispiel nicht erlaubt“, so der Sozialarbeiter. Generell seien Demonstrationen untersagt. Um jedes Stadion wird in 1000 Meter Entfernung ein Sicherheitsring aufgebaut. Und dieser könne nur mit Identifikationsnummer und Ticket betreten werden. „Die Fan-ID muss vorher beantragt werden und ist wie ein Visum.“

Auch bei der EM 2012 sei vor Hooligans und Ausschreitungen gewarnt worden. „Am Ende hat sich das nicht bewahrheitet“, sagt Brochier. Im Gegenteil: „In Lwiw haben 10 000 deutsche Fans friedlich gefeiert.“ Und beim Confed- Cup vor einem Jahr in Russland habe es auch keine Probleme gegeben.

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Brochier erwartet auch einige Rostocker bei der WM: „Die Hansa-Fans sind nicht nur in der Liga sehr reisefreudig. Ich gehe daher fest davon aus, dass ich einige von ihnen in Russland sehen werde.“

Deutschland ist Vorreiter

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland (14. Juni-15. Juli) ist das 13. Turnier, bei der es eine Fanbetreuung für die reisenden Anhänger der deutschen Nationalmannschaft geben wird.

Die Deutschen gelten auf diesem Gebiet als Vorreiter: Schon bei der WM 1990 in Italien war ein Betreuungsteam dabei. Organisator ist die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS).

In Russland werden sechs weitere Fan-Botschaften erwartet: aus England, Kroatien, Schweden, Belgien, Island und Frankreich.

Die Fanbetreuung ist während der WM rund um die Uhr über die Helpline +7 (0) 9296530768 und per Mail über info@fanguide-wm2018.de erreichbar.

Wornowski André

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