Oberbürgermeister-Wahl

Rostocks OB-Kandidat Flachsmeyer: Grün, sportlich und gerne am Grill

Uwe Flachsmeyer feuert gemeinsam mit seinem Sohn Jakob die Basketballer der Rostock Seawolves an.

Uwe Flachsmeyer feuert gemeinsam mit seinem Sohn Jakob die Basketballer der Rostock Seawolves an.

Rostock. Uwe Flachsmeyer ist angespannt. Aber nicht wegen der bevorstehenden Wahl zum Oberbürgermeister in Rostock, bei der er für die Grünen kandidiert. Uwe Flachsmeyer ist angespannt, weil er gerade mit den Zweitliga-Basketballer der Rostock Seawolves in der Stadthalle mitfiebert. Die Hansestädter haben gegen die Artland Dragons eine 58:36-Führung verspielt und stehen kurz vor der Niederlage. Bis zum Ende feuert Flachsmeyer die Seawolves an, schlägt mit seiner Klatschpappe in die linke Hand.

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Der 51-Jährige ist regelmäßig bei den Spielen in der Stadthalle. Heute ist er zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern da. „Wir sind durch unsere Tochter zum Basketball gekommen“, sagt Flachsmeyer. Rebekka (12) spielt im Nachwuchs des EBC Rostock. „Es ist schon ein unglaubliches Event, das die Seawolves hier jedes Mal auf die Beine stellen.“

Oft ist er auch bei den Empor-Handballer, den Warnemünder Volleyballern und im Ostseestadion zu sehen. „Fußball wird aber immer weit vorne bleiben“, betont Flachsmeyer. Bei Hansa war er schon im Mitgliedsbeirat und im Wahlausschuss aktiv. Seine Dauerkarte habe er jedoch inzwischen abgegeben. Wenn er ins Ostseestadion gehe, dann meistens alleine, um das Spiel in Ruhe zu genießen, wie er sagt.

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Flachsmeyer hat früher selbst Handball und Tischtennis gespielt, auch beim Judo hat er sich probiert. Heute joggt er. „Ich versuche, zweimal in der Woche zu laufen. Aber im Moment schaffe ich es nicht.“ Er ist bereits bei einem Halbmarathon gestartet – eine Stunde und 49 Minuten hat er gebraucht.

Politik parallel zum Beruf

Viele kennen den Kommunalpolitiker aus der Zeitung oder dem lokalen Fernsehen. Auch auf Wahlplakaten und Flyern ist er zu sehen. Für die Grünen kandidierte er bereits bei der Bundestagswahl 2017. Was viele nicht wissen: Hauptberuflich arbeitet er bei der Deutschen Kreditbank. Er ist dort für die Tourismus- und Immobilienfinanzierung zuständig, vor allem für Hotels.

Akzente in der Kommunalpolitik setzt der Familienvater daher nach Feierabend. Aufgrund der Mehrfachbelastung ist er 2016 in der Bank auch auf 30 Arbeitsstunden heruntergegangen. Für die OB-Wahl hat er sich vorher das Okay von seiner Frau geholt. „Wir haben natürlich darüber gesprochen, schließlich kann es klappen. Wir Grünen schwimmen ja gerade auf einer guten Welle“, sagt Flachsmeyer. Er ist seit 2016 Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Rostocker Bürgerschaft. „Da ist die OB-Kandidatur nun der nächste logische Schritt.“

Während Flachsmeyer von seiner Kandidatur erzählt, rollt sein Sohn Jakob mit den Augen. Der Neunjährige räumt seinem „Dad“, wie er ihn nennt, nur Außenseiter-Chancen ein. Jakob sorgt für die Musik in der Familie: „Er spielt Gitarre und zur Zeit bekommen wir ständig ,Der Löwe schläft heut Nacht’ von den Flippers zu hören“, sagt Flachsmeyer. Gemeinsam mit einem Freund, der Flöte spielt, tritt Jakob regelmäßig in der Fußgängerzone in der Innenstadt auf. Beim Spiel der Seawolves bastelt er aus seiner Klatschpappe einen Flieger.

Kein Studium in der DDR

Flachsmeyers Frau und seine Tochter halten sich aus der Öffentlichkeit zurück, einen Besuch bei sich zu Hause im Bahnhofsviertel lehnt Flachsmeyer daher ab. Der gebürtige Rostocker hat noch einen Zwillings- und einen sieben Jahre älteren Bruder. Er ist in der Südstadt zur Schule gegangen und hat am heutigen Innerstädtischen Gymnasium sein Abitur gemacht. „Meine erste Ausbildung zum ,Facharbeiter für Viehwirtschaft’ absolvierte ich auf dem Darß.“ Ein Studienplatz in der Veterinärmedizin blieb ihm aber verwehrt. „Mangels Bereitschaft, drei Jahre lang zur Armee zu gehen“, sagt Flachsmeyer.

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Kurzvita

Geboren: 18. September 1967 in Rostock

seit 2005: glücklich verheiratet, zwei Kinder (Rebekka 12, Jakob 9)

1974-1984: 41 Oberschule Pawel Beljajew Rostock-Südstadt

1984-1968: 1. EOS Rostock Abitur

1986-1987: Berufsausbildung zum Tierpfleger auf dem VEG Darß

1988-1990: Berufsausbildung zum Hotelfachmann im Hotel Neptun Warnemünde

1990-1995: Studium der Sozialwissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre in Göttingen; Abschluss Diplom-Kaufmann

1996-1997: Verkaufsleiter Tourismus beim französischen Hotelkonzern Accor in Frankfurt am Main

1998-2000: Hoteldirektor / Geschäftsführer Hotel Mercure in Schwerin

2001-heute: Mitarbeiter DKB (Berlin, Neubrandenburg, seit Sommer 2003 in Rostock), verantwortlich für Tourismus- und Immobilienfinanzierungen

2003-heute: Mitglied der Grünen

2014-heute: Mitglied der Bürgerschaft

2016-heute: Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bürgerschaft

Im Hotel Neptun ließ er sich anschließend zum Hotelfachmann ausbilden. Nach der Wende nutzte er dann die Chance, in Göttingen Sozialwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Berufliche Wanderjahre als Verkaufsleiter bei einem französischen Hotelkonzern und als späterer Hoteldirektor haben ihn über Frankfurt am Main nach Schwerin geführt – bis er 2001 für die Deutsche Kreditbank tätig wurde, zunächst in Berlin, Neubrandenburg, dann in Rostock. „Das war eine glückliche Fügung“, sagt Flachsmeyer. Schließlich habe er bei gar keiner Bank gelernt. Aber sein Hotel-Wissen war und ist gefragt. Bei der DKB lernte er auch seine Frau kennen.

Schon früh in Umweltgruppe aktiv

Zu den Grünen ist Flachsmeyer über den DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz in Berlin Prenzlauer Berg gekommen. Doch was fasziniert einen Diplom-Kaufmann an dieser Partei? „Mir ist der Erhalt unserer Erde wichtig. Und als einzige Partei haben die Grünen das Thema Umwelt nachhaltig und ernsthaft im Blick und sind trotzdem sozial und denken generationenübergreifend“, sagt Flachsmeyer. Schon zu DDR-Zeiten sei er in einer kirchlichen Umweltgruppe aktiv gewesen. „Wir haben Bäume gepflanzt, zum Beispiel in Lichtenhagen“, erinnert sich der OB-Kandidat.

Nach seiner Rückkehr nach Rostock ist er 2003 bei den Grünen Mitglied geworden: „Wir waren damals nicht viele. Die haben sich gefreut, dass noch einer dazukommt. Ich bin dann auch gleich Schatzmeister geworden.“ 60 bis 70 Mitglieder seien es damals gewesen. Heute sind es rund 250. „Durch die Wahlen kommen gerade viele weitere Mitglieder hinzu“, sagt Flachsmeyer.

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Alter Peugeot ist Familienkutsche

Was den Rostocker an der Kommunalpolitik fasziniert: „Man kann in der Bürgerschaft unheimlich viel bewegen.“ Als Beispiele nennt er das Plastik-Verbot, das kostenlose Schülerticket, das Glyphosat-Verbot und das Verhindern einer Bebauung im Landschaftsschutzgebiet Diedrichshagen. Doch nicht alles gelingt. Sein bisher größtes unerfülltes politisches Ziel: „Wir haben noch immer keinen Radverkehrsplaner in der Stadt“, sagt Flachsmeyer. In anderen Großstädten, wie Berlin oder Köln, gebe es mehr als 20 davon.

Die wichtigsten politischen Ziele

Mehr Gemeinschaftssinn: „Ich werde das Gemeinschaftliche nach vorne bringen. Die dauernden Konflikte nerven alle. Bürger, OB, Bürgerschaft und Umland sollen wieder an einem Strang ziehen.“

Mehr Grün: „Ich will mehr Grün ins Rostocker Stadtbild bringen. Wir brauchen mehr Grün statt Beton. Bäume, Blumenwiesen und Freiflächen machen unsere Stadt lebenswert.“

Bezahlbare Mieten: „Ich will bezahlbaren Wohnraum in allen Stadtteilen schaffen und der sozialen Spaltung entgegen wirken. Dazu müssen wir unter anderem zügig Wohnungen bauen."

Mehr öffentlicher Nahverkehr: „Ich werde das Bus- und Bahnnetz erweitern und ein 365-Euro-Jahresticket einführen, mit dem man für einen Euro den ganzen Tag Bahn fährt."

Bessere Radwege: „Ich werde Rostock zur Fahrradstadt mit sicheren Radwegen für Groß und Klein machen."

„In Rostock wird alles vom Auto her gedacht. Radfahrer und Fußgänger bekommen, was übrig bleibt“, sagt Flachsmeyer. Er spricht aus eigener Erfahrung: Ist er doch selbst stets mit dem Rad unterwegs. Aber er hat auch ein Auto, einen Peugeot 5008, zehn Jahre alt. „Als Familie brauchen wir ein Auto. Auch weil mein Vater schon 87 Jahre alt ist.“ Beim nächsten Auto strebe er ein Car-Sharing mit den Nachbarn an.

Oft gibt’s Gemüsepfanne

Neben der Politik ist Flachsmeyer in zahlreichen Vereinen engagiert, zum Beispiel für Schulen und Kindereinrichtungen. „Ich gehe auch gern ins Theater, zu Konzerten und in Ausstellungen.“ Schauspiel und Ballett haben es ihm besonders angetan. „Und ich mag die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern.“

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Zu Hause hat er sich der Gartenarbeit verschrieben. „Wir bauen viele Kräuter und Gemüse an“, sagt Flachsmeyer. Alles, was gegessen werden könne. Oft gebe es Gemüsepfanne. Jakob rollt wieder mit den Augen. „Ehrlicherweise gibt es das ein bisschen zu oft“, sagt der Neunjährige. Sein Vater lächelt milde und streichelt ihm über den Kopf.

Aus ihren Kirschen und Erdbeeren macht die Familie Marmelade. Und bei gutem Wetter stellt sich Flachsmeyer gerne an den Grill – aber nur mit einem guten Stück Bio-Fleisch auf dem Rost, wie er betont.

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