Vier Tonnen historische Zeitungen gerettet
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Historische Zeitungen und Dissertationen werden aus dem Bücherspeicher in Rostock zur Massenentsäuerung nach Leipzig gebracht
© Quelle: Universitätsbibliothek Rostock
Stadtmitte. Vergilbtes und brüchiges Papier – der Zahn der Zeit zerstört in den Bibliotheken nach und nach die auf säurehaltigem Papier gedruckten historischen Zeitungen und Bücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, beteiligt sich die Universitätsbibliothek Rostock am nationalen Programm zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts. Die Hälfte der Projektkosten von 40 000 Euro erhält die Universitätsbibliothek vom Bund.
„Unser Ziel ist es, Zeitungen im Original zu erhalten, die für die Geschichte unseres Landes von zentraler Bedeutung sind. Durch die Entsäuerungsmaßnahmen, die in Leipzig durchgeführt werden, konnten bereits die Ostsee-Zeitung und die Norddeutschen Neuesten Nachrichten gesichert werden“, erklärt Stefan Siebert, der als Leiter des Richard-Wossidlo-Zentrums der Universitätsbibliothek Rostock für die Zeitungssammlung verantwortlich ist. Nun geht eine zweite Lieferung im Umfang von vier Tonnen nach Leipzig – mit dabei der Rostocker Anzeiger der Jahre 1881 bis 1943 und gefährdete Rostocker Dissertationen aus dem frühen 20. Jahrhundert. In Leipzig wird das Papier wird mit alkalischen Chemikalien behandelt, die die vorhandene Säure neutralisieren und die weitere Säurebildung stoppen.
Säurebedingter Papierzerfall ist für bis zu 90 Prozent der Verluste an Büchern und Dokumenten weltweit verantwortlich. Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts wird Papier industriell aus Holzschliff oder Zellstoff angefertigt und mit neuen Leimen auf Harz-Alaun-Basis geleimt, statt wie zuvor aus Lumpenresten (Hadern) oder Flachs- beziehungsweise Baumwollfasern. Papier konnte auf diese Weise einfacher, billiger und in größerer Menge hergestellt werden. Jedoch enthält dieses Papier produktionsbedingt verschiedene Säuren und säurebildende Substanzen, die im Laufe der Zeit die Makromoleküle der Zellulosefasern von Papier zerstören: Es vergilbt, wird brüchig und zerfällt bis zur Unbenutzbarkeit. Das Papier zersetzt sich quasi von innen heraus. Seit den 1990er Jahren werden viele Bücher auf säurefreiem Papier gedruckt, das diese problematischen Eigenschaften nicht mehr besitzt.
OZ