Zehntausende Euro weg: Kreissportbund Rostock droht das Aus
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Dem Kreissportbund im Landkreis Rostock droht das Aus – weil sich ein führender Mitarbeiter aus den Kassen bedient haben soll. So jedenfalls der Vorwurf des Vorstandes (Symbolbild).
© Quelle: Jens Wolf/dpa
Rostock/Tessin. Dem Kreissportbund (KSB) im Landkreis Rostock droht das finanzielle Aus, die Insolvenz – und Schuld soll ein inzwischen abgesetzter führender Mitarbeiter sein: Der Vorstand wirft Thomas T. vor, Zehntausende Euro veruntreut zu haben. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln. Nach Recherchen der OZ soll es seit Jahren Unregelmäßigkeiten in dem Dachverband für rund 25 000 Sportler gegeben haben.
Ermittlung noch am Anfang
Die Staatsanwaltschaft Rostock und das Polizeipräsidium bestätigten, dass entsprechende Anzeigen gegen T. eingegangen seien: „Die Ermittlungen führt das Fachkommissariat 5 – zuständig für Wirtschaftskriminalität.“ Die Arbeit der Kripo stünde noch ganz am Anfang: „Um diese nicht zu gefährden, können wir noch keine weiteren Angaben machen“, so Polizei-Sprecherin Sophie Pawelke.
Kein Geld für Trainer
Nach Informationen der OZ soll es um mehrere Zehntausend Euro gehen, die dem Kreisverband fehlen – mit dramatischen Folgen für den Sport: Vereinssportlehrer und das Personal des KSB hätten im Oktober nur einen Teil ihrer Löhne erhalten haben, im November gar nichts mehr. Auch dem Landessportbund (LSB) schulden die Rostocker Geld – einen hohen fünfstelligen Betrag, Landesanteile an den Mitgliedsbeiträgen. „Wenn der Kreissportbund nicht schnell eine Lösung findet, droht die Insolvenz“, heißt es aus LSB-Kreisen. Der Landesverband habe dem KSB das Geld vorerst gestundet, den Verband aber als „förderunwürdig“ eingestuft. Geld für neue Projekte oder Sportanlagen fließt nicht mehr.
Hauptverdächtiger ist der Ex-Geschäftsführer. Er soll mit „großer krimineller Energie“ über Jahre Geld bei Seite geschafft haben. Das wirft ihm jedenfalls der Vorstand vor. Bei Kontrollen war das nie aufgefallen. Im schlimmsten Fall sind die Mitglieder des Gremiums persönlich haftbar. Der Vorstand schweigt: Der Vorsitzende Uwe Neumann – zugleich Vorsitzender des SV „Einheit“ in Tessin – ist nicht erreichbar. Hans-Jürgen Schulz (SV Reinshagen), im Vorstand für Finanzen zuständig, will sich nicht äußern: „Das ist ein laufendes Verfahren. Wir arbeiten das alles intern akribisch auf.“ Frühestens in der kommenden Woche wolle der KSB Stellung beziehen. Nach OZ-Informationen hat Landrat Sebastian Constien (SPD) die Verbandsvertreter zu einem Krisentreffen einbestellt. Thomas T. war nicht zu erreichen.
Unregelmäßigkeiten seit Jahren
Schon seit Jahren gibt es beim Kreissportbund Unregelmäßigkeiten: Landkreis-Sprecher Michael Fengler bestätigt, dass das Landratsamt fast 38 000 Euro vom Sportbund zurückfordert – allein für die Jahre 2016 und 2017. Das Geld war für Kinder- und Jugendsportförderung in Vereinen bestimmt. „Der KSB konnte keinen Nachweis über die ordentliche Verwendung der Mittel erbringen. Insofern sind wir gehalten, das Geld zurückzufordern“, sagt Fengler. Seit 2014 habe der Landkreis immer wieder Gespräche mit dem Verband geführt. 2016 mischte sich auch der Landesrechnungshof ein und ermahnte den Landkreis, die oft unklare Verwendung stärker zu kontrollieren. „Wir haben bereits entschieden, Gelder für die Kinder- und Jugendsportförderung künftig wieder direkt an die Vereine auszuzahlen –und nicht an den Kreissportbund“, so Fengler.
Andreas Meyer
OZ