Für Erhalt der Heimatsprache

25 Jahre Niederdeutsch-Lehrer in Greifswald

Die Tüdelband (Mire Buthmann und Malte Müller beim Festakt 25 Jahre Ausbildung von Niederdeutschlehrern

Die Tüdelband (Mire Buthmann und Malte Müller beim Festakt 25 Jahre Ausbildung von Niederdeutschlehrern

Greifswald. Seit 25 Jahren kann an der Universität Greifswald Niederdeutsch studiert werden. Seit zwei Jahren existiert hier das Zentrum für Niederdeutschdidaktik des Landes. Mathias Hofmann, Landesbeauftragter für die Heimatsprache und Greifswalder Absolvent, sieht „Platt“ im Aufwind. „Wir haben jetzt über 550 Schüler an den sechs Profilschulen“, begründete er bei der Feierstunde „25 Jahre Niederdeutschstudium in Greifswald im Felix-Hausdorff-Zentrum. Dass beim letzten Plattdeutsch-Wettbewerb eine Gruppe von 15 Grundschülern aus zwölf Nationen dabei war, habe ihn besonders optimistisch gestimmt. Im nächsten Jahr würden die ersten Schüler ihr Plattdeutsch-Abitur erwerben.

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„Es gibt ein stetig wachsendes Interesse am Niederdeutsch-Studium“, stellte Birte Arendt, die Leiterin des Kompetenzzentrums für Niederdeutschdidaktik, fest. In diesem Sommersemester schrieben sich zehn junge Leute neu ein, informierte Mitarbeiterin Ulrike Stern. Das sei für so ein kleines Fach viel. Niederdeutsch sei wichtig, betonte der Prorektor für Studium und Lehre, Prof. Steffen Fleßa. „Sprache schafft Heimat, Verbindung und Identität“. Die Universität verstehe sich als Hochschule in der Region für die Region.

Birthe Arendt leitet das Kompetenzzentrum Niederdeutschdidaktik in Greifswald

Birthe Arendt leitet das Kompetenzzentrum Niederdeutschdidaktik in Greifswald

Niederdeutsch hat an der Universität Greifswald Höhen und Tiefen erlebt. In der DDR spielte das Fach in der Lehre zwar keine Rolle mehr, wohl aber in der Forschung, erläuterte Ulf-Hermann Bader, der schon vor der Wende an der Uni arbeitete. Er selbst hat sich in den 1980er Jahren mit plattdeutscher DDR-Literatur befasst. Bader wurde dann auch Leiter des neuen Wissenschaftsbereiches Niederdeutsche Sprache und Literatur, der in Greifswald nach der Übernahme von Mitarbeitern der aufgelösten Pädagogischen Hochschulen Güstrow und Neubrandenburg gegründet wurde und überstand „das dreimalige Sieben“ der DDR-Mitarbeiter. „Ich war den Studenten um ein Semester voraus“, erinnerte sich Bader an eine sehr arbeitsintensive Zeit. Dabei habe es viel Unterstützung durch westdeutsche Hochschulen gegeben. 1992 wurde Renate Hermann-Winter dann Professorin für Niederdeutsch in Greifswald.

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„Mit Platt kommt man sehr weit“

1993 wurde es als sogenanntes Beifach in den Fächerkanon integriert. 2006 war damit zunächst wieder Schluss. Auch die nach der Wende geschaffene Niederdeutsch-Professur bestand nur bis 2002. Die Versuche, Niederdeutsch als Nebenfach in ein Magister- beziehungsweise ein Bachelorstudium zu integrieren fanden ebenso wie ein 2007 geschaffenes Masterstudium nur wenig Interesse. 2009 kehrte Niederdeutsch in den Fächerkanon künftiger Lehrer zurück und ist nun Teil des Angebots der Germanistik in der modularisierten Lehrerausbildung, informierte Arendt.

„Die Eröffnung des Didaktikkompetenzzentrums war ein Meilenstein“, sagte sie. Aus der Sicht von Mathias Hofmann wäre jetzt die Etablierung einer Professur in Greifswald ein folgerichtiger Schritt.

Diskussionsrunde zum Niederdeutschen mit dem Landesbeauftragten Mathias Hoffmann, Lehrerin Anne Fink, Kompetenzzentrum-Mitarbeiterin Ulrike Stern

Diskussionsrunde zum Niederdeutschen mit dem Landesbeauftragten Mathias Hoffmann, Lehrerin Anne Fink, Kompetenzzentrum-Mitarbeiterin Ulrike Stern und Student Till-Hendrik Siemssen-Heinsohn (von links)

Noch unter dem früheren Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) wurden im Zuge des Landesheimatprogramms Maßnahmen für die Stärkung des Niederdeutschen beschlossen wie die Festlegung von Schwerpunktschulen und des Niederdeutschen als dritte Fremdsprache. Bei dessen Einführung als Abiturfach übernahm Mecklenburg-Vorpommern in Deutschland eine Vorreiterrolle. Absolventen, die im MV Niederdeutsch als eines ihrer Fächer benennen können, werden bevorzugt eingestellt.

Für Till-Hendrik Siemssen-Heinsohn war das auch einer der Gründe, sich für dieses Studium in Greifswald zu entscheiden. Er will in Norddeutschland bleiben. Auch Anne Fink hat in Greifswald studiert und ist jetzt an einer Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen tätig. „Mit Platt kommt man sehr weit“, sagte sie.

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Eckhard Oberdörfer

OZ

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