Frühjahrsputz in Greifswald: 5,67 Tonnen Müll gesammelt
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Auch die Kids der Martinschule waren am Sonnabend im Einsatz: Heidi, Marie, Jaron, Emil, Samu, Finn und Gianluca beim Großreinemachen auf dem Schulhof.
© Quelle: Anne Ziebarth
Greifswald. Grobe Hosen, Handschuhe, Müllsäcke: Das war die Ausstattung der Stunde am Sonnabend. Hunderte Einwohner machten sich in einem großangelegten Subbotnik daran, die Hansestadt von Müll zu säubern. „5,67 Tonnen sind bisher zusammengekommen“, berichtete Uwe-Andersen Hoth von der Entsorgungsfirma Remondis am Samstagnachmittag. „Aber wir haben erst acht der insgesamt fünfzehn Container gewogen.“ Damit ist das Ergebnis schon vor dem finalen Wiegen am Montag fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Ist Greifswald denn schmutziger geworden? „Nein, das glaube ich nicht“, sagt Peter Multhauf (OTV-Vorsitzender Schönwalde I) „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation sogar verbessert. Bis auf das Hundekotproblem. Das haben wir noch nicht im Griff.“ Es hätten deutlich mehr Menschen an der Aktion teilgenommen, eine genaue Teilnehmerzahl sei aber schwer zu ermitteln. „Familien, Schüler, Senioren, Unternehmen – alle haben mitgemacht“, erzählt Maik Wittenbecher vom Stadtmarketing. Die 950 Säcke, die verteilt wurden, lassen ahnen, wie viele Leute sich beteiligt haben.“
Mit dabei war zum Beispiel Christian Pohl mit seinem vierjährigen Sohn Tilman. Mit Mopsdame Frieda im Schlepptau streiften die beiden durch das Strandbad Eldena und sammelten Müll. Viel fanden sie nicht – das Strandbad war nach dem Winter bemerkenswert aufgeräumt – die ein oder andere Plastikfolie zogen Vater und Sohn aber trotzdem aus dem Sand. "Plastik ist ein Problem", stellt der 34-Jährige fest. "Ich würde zum Beispiel lieber unverpackte Lebensmittel kaufen. Aber um Verpackungen kommt man kaum drumrum. In der Familie haben wir jetzt zumindest wieder von Plastik- auf Glasflaschen umgestellt."
Schlimmer sah es im Stadtpark aus. Hier waren viele Menschen im Einsatz, die ihre Müllsäcke zu den Sammelstationen am Ernst-Thälmann-Ring und der Rigaer Straße brachten. Melina Weber und Steffen Siebeneicher haben sich den kleinen Teich im Stadtpark vorgenommen. Ölkanister, Plastikfolien und eine Flasche nach der anderen holte der 23-Jährige mithilfe des Müllgreifers aus dem Wasser. "Ein bisschen wie Angeln", meinte er. "Drei Säcke voller Müll haben wir schon aus dem Teich gezogen." Der Stadtpark hatte auch allerlei merkwürdige Fundstücke zu bieten. "Zwei Stickstoffflaschen zum Beispiel", erzählt Matthias Hartung, der die Sammelstelle der WGG am Ernst-Thälmann-Ring betreute. "Mehrere Fahrräder haben die Helfer gesammelt, ein Kinder-Buggy war auch dabei." OZ-Mitarbeiterin Christin Lachmann fand beim Müllsammeln rund um die Krullschule nicht nur Dosen mit Acryllack, sondern auch zahlreiche Tetrapacks mit Suppe. Eine verrückte Entdeckung machten die rund 40 Helfer des Teams Stadtwerke/Studentenwerk zwischen dem Studentenwohnheim an der Fleischerstraße und Bahnhof. "Neben den 27 Autoreifen, die wir entdeckt haben, lag auch noch ein vollständiger Lichtmast an den Bahnschienen", erzählt Ina Abel vom Studentenwerk. "Und ein großer Grill." Weiterhin seien Fernseher und Drucker gefunden worden, bestätigte Robert Kauert von den Stadtwerken.
Auch Familie Kruschwitz stieß bei ihrer Sammelaktion rund um die Rigaer Straße auf Dinge, die man hofft, nicht zu finden. "Unterwäsche und Fahrradreifen", beschreibt der 14-jährige Leon Kruschwitz. "Und dann natürlich Plastik, Flachmänner und unheimlich viele Zigarettenstummel." Die Masse des Kleinmülls sei unmittelbar neben den Bänken des Stadtparks gefunden worden, meinte Alexander Krüger (Grüne) zu Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne). "Mehr Mülleimer wären sinnvoll." Auch Parteikollege Ulrich Bittner sprach sich für mehr Abfallkörbe aus. "Rund um das Volksstadion zum Beispiel. Ich würde ja dort auch zwischendurch mal Müll sammeln, aber den Abfall mitschleppen – das ist mir zu viel." Sinnvoll wäre die Anschaffung ohne Zweifel, bestätigte der Oberbürgermeister. "Aber das ist eben auch eine Frage der Kosten. Die Mülleimer müssen ja geleert werden. Das bindet Personalstunden."
Die Mitarbeiter der Umweltabteilung des Bauamtes kämpften sich derweil durch das Gebüsch entlang der Schönwalder Landstraße. Auch hier: Autoreifen, Großplastik, Fußmatten. "Wir kennen unsere Ecken", sagte Veronika Schilke. "Und an anonymen Stellen wie hinter den Garagen sammelt sich immer etwas an, das wissen wir."
Anne Ziebarth
OZ