Gesunde Bienchen: Landkreis ist faulbrutfrei
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Im Landkreis gibt es aktuell keine Faulbrutfälle. Den gut ausgebildeten Imkern sei Dank.
© Quelle: dpa
Greifswald. Faulbrut. Allein der Name klingt bereits ziemlich unangenehm. Für Imker in Deutschland ist die Erkrankung der Bienen eine echte Bedrohung ihrer Völker. "Ich sehe die Krankheit als ein seit Jahrzehnten ungelöstes Problem", sagt die stellvertretende Direktorin des Länderinstituts für Bienenkunde in Hohen Neuendorf bei Berlin, Elke Genersch. In den vergangenen Jahrzehnten schwankte die Zahl der Ausbrüche in Deutschland demnach zwischen 140 in 2018 und 440 im Jahr 1998. "Bei dieser hochansteckenden Seuche sterben die Larven einer Generation", erklärt Berufsimker Georg Gerhardt aus Levenhagen. "Die Bakterien werden in den Stock gebracht und an die Larven verfüttert." Ist die Larve tot, können sich bereits Millionen Sporen, mit denen sich die Bakterien vermehren, in der Wabe befinden.
Der Landkreis Vorpommern-Greifswald allerdings ist im Gegensatz zum Nachbarkreis ein faulbrut-freies Gebiet. Amtstierarzt Dr. Rainer Wölk kann auf eine blitzsaubere Bilanz verweisen. In seinen 18 Dienstjahren sei nicht ein Fall von Faulbrut registriert worden. „Es werden pro Jahr dreißig Proben von sogenannten Futterkranzproben (Honigentnahme an bebrüteten Waben) genommen“, informiert die Sprecherin des Landkreises, Anke Radlof. „In diesem Jahr sind die ersten fünfzehn bereits ausgewertet worden – alle negativ.“
Ist ein Volk befallen, wird das Volk oft abgetötet, in einigen Bundesländern ist das sogar Pflicht. Ein Schritt, der nicht immer nötig ist. „Man kann ein Volk auch mittlerweile ganz gut sanieren“, meint Georg Gerhardt. Dafür werden die Bienen in einen gereinigten Kasten auf neue Rahmen geschüttelt. Wenn sie mit dem Bau von Waben beginnen, werden ihnen diese mehrfach weggenommen, bis ihnen durch das Bauen und Putzen wahrscheinlich keine Sporen mehr anhaften.
Am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems bei Greifswald sieht Marc Schäfer durchaus einen Trend zur Abnahme der Fälle. Er leitet das Nationale Referenzlabor für Bienenkrankheiten am Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Die sinkende Zahl von Ausbrüchen führt Schäfer auf verstärktes Monitoring zurück. „Die Überwachung ist besser geworden, auch die Aufklärung der Imker“, erklärt der Wissenschaftler. So schickten Imker häufiger freiwillig – oder zufällig ausgewählt – Proben zur Früherkennung der Brutkrankheit ein.
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Die auch Bienenpest genannte Seuche befällt die Larven der Bienen.
© Quelle: dpa
Das kann auch Georg Gerhardt bestätigen. „Wir haben eben viele gut ausgebildete Imker hier bei uns“, sagt er. „Die Krankheit ist nämlich als solche nicht einfach zu erkennen.“ Schulungen von Neu-Imkern seien unbedingt notwendig, um die Bienenbesitzer über mögliche Krankheiten zu informieren. „Imkern ist ja wieder im Trend, in Berlin zum Beispiel gibt es ja bereits seit Jahren immer mehr Menschen, die sich an der Imkerei versuchen möchten. Die Zahl der Bienenstöcke allerdings bleibt gleich.“ Auch ein Bienen-Führerschein sei bereits in der Diskussion, bei dem Nachwuchsimker ihr Fachwissen unter Beweis stellen müssen. Insbesondere bei der drohenden Ausbreitung von Krankheiten sei es wichtig, zu wissen, was zu tun ist. „Ein Imker muss die Position seiner Stöcke zum Beispiel auch an das Veterinäramt durchgeben, es handelt sich ja schließlich offiziell um Nutztiere“, so Gerhardt. „Das wissen auch nicht alle.“
Dem Berufsimker Gerhardt bereitet neben den Bienenkrankheiten aber vor allem der Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln und Insektiziden Sorge. „Ich finde, die meisten Landwirte in Vorpommern setzen solche Mittel sehr umsichtig ein“, hat er bemerkt. „Trotzdem sind solche Mittel Gift für Bienen.“ Die Neonicotinoide, eine Gruppe von Insektenbekämpfungsmitteln, bewirken einen schleichenden Tod der Völker. „Das Lernverhalten der Tiere wird durch diese Gruppe von Stoffen gestört“, erzählt Gerhardt. „Das führt dazu, dass die Bienen sich vielleicht nicht mehr so akkurat um ihre Brut kümmern wie sonst, den Stock nicht mehr so sauber halten. Und dann werden es eben immer weniger Bienen, bis keine mehr übrig ist.“
Doch es gebe auch Entwicklungen, die Gerhardt richtig Hoffnung machen. Zumindest der Einsatz von Unkrautvernichtern könnte dank einer Innovation deutlich verringert werden. „Es gibt sogenannte Unkrautjäte-Drohnen“, beschreibt er. „Das sind rund 150 Kilogramm schwere Geräte, die sich Stück für Stück über den Acker arbeiten und nach optischer Erkennung Unkraut jäten.“ Noch würde in Brüssel über eine EU-Zulassung beraten. „ Ich würde mich sehr freuen, wenn den Landwirten von der Landesregierung finanziell die Möglichkeit gegeben wird, dieses Verfahren auszuprobieren.“
Amerikanische Faulbrut
Die Amerikanische Faulbrut wird durch ein Bakterium (Paenibacillus larvae) ausgelöst und führt zum Tod der Bienenbrut. Die Krankheit ist nicht medikamentös behandelbar, Antibiotika töten die Sporen nicht ab. Trotzdem ist es mitunter möglich, die Völker zu sanieren. Die Krankheit ist meldepflichtig, im Fall eines Ausbruchs wird ein Sperrbezirk eingerichtet. Im vergangenen Jahr war die auch „Bienenpest“ genannte Erkrankung unter anderem in Stralsund und Roggow (Landkreis Rostock) festgestellt worden, in diesem Jahr sind Fälle aus dem Landkreis Osnabrück und der Region Hannover (beides Niedersachsen) bekannt.
Anne Ziebarth und Birgit Sander
OZ