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Schlösser in MV

Land kauft Schloss Ludwigsburg: „Ich hoffe, dass es eine Perle wird“

Das Land ist Schlossherr von Ludwigsburg

Das Land ist Schlossherr von Ludwigsburg

Ludwigsburg. Die Unterschriften unter dem Notarvertrag zum Verkauf des Schlosses Ludwigsburg an das Land waren noch frisch, die Stimmung aufgeräumt: Am Montagabend, nur wenige Stunden nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages in Greifswald, übergaben die Alt-Schlossherren Jörg und Bernd Weissenborn die Schlüssel des nahe des Greifswalder Boddens gelegenen Schlosses an Finanzminister Reinhard Meyer (SPD).

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Die Landesregierung, die sich lange gegen die Übernahme dieser Schlossimmobilie in Vorpommern gesperrt hatte, übernimmt nun für drei symbolische Euro den Kern der geschichtsträchtigen, aber zugleich stark vom Verfall bedrohten Hinterlassenschaft der Pommernherzöge. "Würden wir als Land nicht tätig, droht über kurz oder lang der endgültige Verlust dieses Teils der Pommerschen Geschichte", begründete Meyer den Kauf. Schloss, Wirtschaftsriegel und die Zuwegung gehören nun dem Land. Der Park bleibt weiter in Besitz der Gemeinde Loissin.

Schweren Herzens von Schloss getrennt

Vor allem für die Weissenborns ist der Verkauf des Anwesens, das sich – mit DDR-Unterbrechung – seit dem Jahr 1810 in Familienbesitz befand, eine Zäsur. „Schweren Herzens geben wir das Schloss ab, aber wir wissen, es wird Gutes daraus“, zeigte sich Jörg Weissenborn zuversichtlich.

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Einer, der sich besonders freute, war der Greifswalder CDU-Landtagsabgeordnete Egbert Liskow, der seit vielen Jahren auf das Missverhältnis zwischen pommerschen und mecklenburgischen Schlössern in Landesbesitz hingewiesen hatte und nun mit dem Schlösserdeal ein Wahlversprechen von 2006 einlöste. „Der jahrelange Kampf um das letzte Schloss der Pommernherzöge trägt nun endlich Früchte“, so Liskow. Mit dem „Ja“ des Landes zum Kauf des Ludwigsburger Schlosses verstummte auch der Streit um den künftigen Standort des Archäologischen Landesmuseums, das nun – als Kompensation für den Kauf von Ludwigsburg – in Rostock angesiedelt werden soll.

Eine große Aufgabe, das Schloss zum Erblühen zu bringen

Für die Sanierung von Ludwigsburg stellen Bund und Land jeweils 20 Millionen Euro – also insgesamt 40 Millionen Euro – zur Verfügung. Ob das Geld allerdings reichen wird, ist ungewiss. „Es wird eine sehr große Aufgabe, dieses Schloss wieder zum Erblühen zu bringen“, sagte Gabriele Palte-Gnadler, Mitarbeiterin beim Staatlichen Bau- und Liegenschaftsamt (SBL, einst BBL) in Greifswald. Schon im Sommer 2019 wurden Gutachten im Wert von 240 000 Euro beauftragt, um den Zustand des Holzes, die Statik, Schadstofflasten und Bauhistorie zu dokumentieren.

Noch im ersten Quartal soll die Notsicherung des Schlosses beginnen, das Pommernherzog Ernst Ludwig zwischen 1577 und 1592 für seine Frau Sophie Hedwig erbauen ließ. „In einigen Räumen müssen wir Abstützungen einbauen, Dachrinnen müssen ergänzt werden, damit das Fachwerk nicht weiter durchnässt“, so Palte-Gnadler weiter. Dort, wo Fensterscheiben fehlen, müssen zunächst die Öffnungen provisorisch verschlossen werden.

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Unklarheit über Betreiber und Nutzungskonzept

Derweil ist immer noch unklar, wer das Schloss mit welchen Ausstellungen künftig betreibt. Nach Auffassung der Baufachleute vom SBL kann die Sanierung erst beginnen, wenn das Nutzungskonzept steht. „Denn erst dann wissen wir, in welchen Zustand das Schloss versetzt werden soll“, so Palte-Gnadler. Hat das Schloss von außen noch seine ursprüngliche Renaissancegestalt, ist es von innen in verschiedenen Epochen überformt und verändert worden.

Das Land wünscht sich die Stiftung Pommersches Landesmuseum als Betreiber, doch die winkt derzeit (noch) ab. „Es ist fraglich, ob das Schloss zum Stiftungszweck passt“, gab der Vorsitzende des Stiftungsrates, Arthur König, zu bedenken. Der Bund – mit 50 Prozent Hauptzuwendungsgeber – fördert das Museum nach dem Bundes-Vertriebenengesetz. „Zunächst muss das Land mit dem Bund reden, ob ein Betrieb des Schlosses unserem Stiftungszweck entspricht“, sagte König. Finanzminister Meyer betonte bei der Schlüsselübergabe, dass mit allen Beteiligten gesprochen werde. „Die Pommern wollen sicher nicht, dass ihr Schloss von Schwerin aus verwaltet wird“, so der Minister.

Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) sieht die Schlosssanierung als touristische Bereicherung für Greifswald. Die Stadt ist zu 25 Prozent an der Stiftung beteiligt. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das Pommersche Landesmuseum an der Belebung von Ludwigsburg mitwirkt.“ Klar müsse dann aber auch sein, dass das Land finanzielle Mittel für Personal- und Sachkosten bereitstellt.

Ludwigsburg im Interesse von Greifswald

Generell – so betonte Fassbinder – liege es im Interesse der Stadt, dass sich Ludwigsburg auf der Wieck gegenüberliegenden Seite des Boddens gut entwickle. Er freue sich deshalb, dass das Land nun das Schloss übernimmt. Mit der Gemeinde Loissin sei man seit Jahren wegen einer Fährverbindung zwischen Wieck und Ludwigsburg im Gespräch. Die Realisierung sehe er auf einem „guten Weg“, so Fassbinder. Loissins Bürgermeister Detlef Sadewasser ist da noch etwas verhaltener. Zunächst einmal solle die Gemeinde 160 000 Euro für ein Bodengutachten an der Anlegestelle zahlen. „Das Geld hat die Gemeinde nicht.“

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Der Vorsitzende des Fördervereins, Sascha Ott, sieht die Schlossanlage als ein Ort der für pommersche Geschichte, Kunst und Kultur. „Ich hoffe, dass das Schloss eine Perle wird, in der nicht nur die Berliner und Hamburger heiraten, sondern vor allem die Menschen zusammenkommen, die in Pommern leben.“

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Von Martina Rathke

OZ

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