Attacke auf Geldtransporter an A20 bei Gützkow: So stoppten und überfielen die Räuber das Fahrzeug
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Ein ausgebrannter Geldtransporter steht an der Anschlussstelle Gützkow. Räuber haben an der Autobahn 20 in Vorpommern einen Geldtransporter überfallen und Beute in noch unbekannter Höhe gemacht.
© Quelle: dpa
Gützkow. Der Überfall auf den Geldtransporter an der A20 bei Gützkow am Donnerstagmorgen war offenbar länger geplant und vorbereitet. Das legen neue Informationen der Polizei zum Vorfall nahe, denn die Beamten fanden am Tatort große Betonblöcke. Anhand der Angaben rekonstruiert die OZ den Hergang des Überfalls.
Donnerstag kurz vor 6.20 Uhr: Die Täter positionieren die Betonblöcke in der A20-Anschlusstelle Gützkow. Sie kennen offenbar genau die Zeit und Route des Geldtransporters, um das Fahrzeug mit der wertvollen Fracht abzupassen.
Nach Zeugenaussagen kommt der Geldtransporter gegen 6.22 Uhr in die Anschlussstelle. Er begibt sich in die Auffahrt der A20 in Richtung Neubrandenburg. Jetzt schlagen die Täter zu.
Die Räuber nutzen zwei Tatfahrzeuge, um den Geldtransporter einzukesseln. Alles geht jetzt ganz schnell. Ein Tatfahrzeug setzt sich vor den Transporter, mit Hilfe der vorhandenen Betonblöcke wird er laut Polizei zum Anhalten gezwungen.
Der Geldtransporter ist in der Falle: Eine Flucht ist dem Sicherheitspersonal jetzt nicht mehr möglich.
Die Täter steigen aus. Nach derzeitigen Polizei-Erkenntnissen sind es zwei Personen. Sie sind schwarz gekleidet, maskiert und augenscheinlich mit Maschinenpistolen bewaffnet. Wie die Polizei am Freitag mitteilt, sollen auch Schüsse gefallen sein. Sie zwingen die Sicherheitsleute offenbar nicht aus dem Transporter, bedeuten ihnen aber, sich nicht zu wehren. Nach Polizeiangaben wird auch die Frontscheibe verdunkelt.
Die Räuber setzen eines ihrer beiden Fahrzeuge sofort in Brand. Direkt danach versuchen sie mit verschiedenen Mitteln, den Geldtransporter gewaltsam zu öffnen, was ihnen innerhalb kurzer Zeit gelingt. Sie erbeuten mehrere Millionen Euro, diese Summe befand sich nach aktuellen Informationen der Polizei in den entwendeten Geldkassetten.
Die beiden Tatverdächtigen legen nun im Heck des Geldtransporters Feuer, alles passiert innerhalb weniger Minuten. Die Räuber rasen mit ihrem Fluchtfahrzeug die Autobahnauffahrt zur A20 in Richtung Neubrandenburg hinunter.
Es ist nun etwa 6.30 Uhr. Nachdem die Täter geflüchtet sind, steigen die beiden männlichen Angestellten des Greifswalder Unternehmens, das den Geldtransport gesichert hat, aus dem Fahrzeug.
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Die Polizei leitet nach der Alarmierung sofort eine Großfahndung ein. Feuerwehren der Umgebung treffen zum Löschen ein. Die Geldtransporter-Fahrer sind beide unverletzt, werden zur Sicherheit aber medizinisch versorgt. Sie werden später ins Krankenhaus gebracht.
Gegen 7 Uhr: Die Anschlussstelle der A20 bei Gützkow ist abgesperrt. Die Polizei hält Fahrzeuge an, nimmt Kontrollen vor. Ein Hubschrauber-Einsatz, um Druck auf die Täter auszuüben, ist wegen starken Nebels zunächst nicht möglich.
Gegen 7.30 Uhr: Die Polizei bittet die Bevölkerung um aktive Mithilfe. Zeugen, die etwas Wichtiges gesehen haben, sollen sich bei der Polizei melden. Die Täter sind weiterhin auf der Flucht.
Beim Fluchtfahrzeug der Räuber handelt es sich laut Polizei um einen Transporter der Marke Mercedes, der über der Stoßstange am Heck eine rot-weiße Baumarkierung über die Fahrzeugbreite hatte. Als Kennzeichenfragmente sind DM-RS ... bekannt. Ob die Kennzeichen entwendet wurden, kann derzeit nicht gesagt werden.
Geldtransporter-Überfall bei Gützkow im Video
Aufnahmen vom Tatort zeigen die Polizei und die ausgebrannten Fahrzeuge.
© Quelle: Tilo Wallrodt
12.30 Uhr: Immer noch laufen umfangreiche Ermittlungs- und Fahndungsmaßnahmen sowie Vernehmungen. Die A20-Anschlussstelle Gützkow bleibt in Fahrtrichtung Neubrandenburg/Berlin zur Spurensuche und Spurensicherung zunächst weiterhin vollgesperrt.
Um 13.00 Uhr meldet die Polizei: Das augenscheinlich von den Tätern genutzte Fluchtfahrzeug der Marke Mercedes ist ausgebrannt in einem Waldstück südlich der Ortschaft Müssentin gefunden worden. Der Fundort ist nur wenige Kilometer von dem Ort des Überfalls an der Anschlussstelle Gützkow entfernt. Auch ausgebrannte und geöffnete Geldkassetten werden im Wald sichergestellt.
14.30 Uhr: Die Polizei schätzt ein, dass die Tat von einer organisierten Bande verübt worden ist. Dafür spreche die ausgeklügelte Vorbereitung der Tat und das Geschehen danach mit dem Ausbrennen des Fluchtfahrzeuges im Wald.
OZ