Tagesmütter in Vorpommern-Greifswald bekommen mehr Geld
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Kindertagespflegepersonen in Vorpommern-Greifswald bekommen für ihre Arbeit rückwirkend zum 1. Januar 2019 mehr Geld.
© Quelle: dpa
Greifswald. Gute Nachricht für alle Tagesmütter und -väter in Vorpommern-Greifswald: Rückwirkend zum 1. Januar 2019 erhalten die rund 220 Kindertagespflegepersonen – so die offizielle Bezeichnung – mehr Geld. Pro betreutem Kind sind das monatlich 32,09 Euro, wovon die Eltern 11,54 Euro tragen müssen. Damit steigt die Vergütung auf 626,81 Euro pro Betreuungsplatz. Das hat der Kreistag mit übergroßer Mehrheit auf einen Antrag von Ulf Burmeister (Bürgerliste) auf seiner letzten Sitzung dieser Legislatur beschlossen.
Manuela Gellendien aus Levenhagen nimmt diese Entscheidung mit Freude auf: „Wir haben lange dafür gekämpft“, sagt die Vorsitzende der Regionalgruppe Greifswald-Landhagen. Zwar habe der Jugendhilfeausschuss des Kreistages immer auf der Seite der Tagespflegepersonen gestanden. „Doch nie war im Kreis Geld da, um eine Erhöhung der Leistungen umzusetzen“, so die 48-Jährige. Erst mit den Zuweisungen des Landes aus dem ehemaligen Betreuungsgeld des Bundes, der sogenannten Herdprämie, wurde dies nun möglich. Der Kreis selbst muss daher nicht zusätzlich in die Kasse greifen.
Das bestätigt Ludwig Spring, der für die Bürgerliste als sachkundiger Einwohner in dem Gremium mitarbeitet und Ideengeber der Beschlussvorlage ist. Seit vielen Jahren setzt sich der Greifswalder für eine Besserstellung der Tagesmütter/-väter ein. Da er selbst nicht im Kreistag sitzt, übernahm die Antragstellung jetzt pro forma sein Mitstreiter und Ratsmitglied Burmeister. Ein Erfolg auf ganzer Linie? Mitnichten.
„Natürlich freue ich mich über jeden Cent. Die Erhöhung zeigt, dass man auch mal wieder an uns denkt “, sagt Christiane Wegner. Doch 32 Euro mehr seien nicht wirklich viel. Zumindest nicht für die übliche 50 Stunden-Woche plus Einkaufen, Reinemachen, Kochen. Sie selbst betreue in ihrer Wohnung vier Kinder. Eigentlich. Denn zur Zeit nicht. „Durch einen Unfall muss ich drei Monate aussetzen“, sagt sie. Das sei bitter, da kein Verdienst. „Als Tagesmutter stehst du immer alleine da, musst dich auch um die verpflichtenden Fortbildungen kümmern“, sagt die Greifswalderin.
Das sieht Beate Driesner ganz genau so. Da sie alleinerziehend sei und mit jedem Euro rechnen müsse, begrüße sie die erhöhte Zuwendung. „Doch es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt die Greifswalderin, die vier Kinder betreut. Krankheit passe schon gar nicht in den Kram: „Deshalb habe ich auch schon mal mit einem gebrochenen Mittelfuß gearbeitet“, sagt sie.
Das Einkommen ist auch für Irene Hellmuth ein Thema. Heute allerdings weniger als noch vor zehn Jahren: „Früher habe ich in der Altenpflege gearbeitet, auch nachts und an Wochenenden – für 600 Euro monatlich. Heute betreue ich vier Kinder und habe über 2000 Euro. Das ist für mich viel Geld“, sagt sie. Deshalb habe sie noch keinen Tag ihre Entscheidung bereut, 2009 die Weiterbildung zur Tagesmutter absolviert zu haben.
Ramona Fuhrt, die gemeinsam mit Anja Schmidt eine Großtagespflege für zehn Kinder betreibt, liebt ihre Arbeit ebenso. „Pro Kind verdienen wir im Vergleich zu anderen Landkreisen auch nicht schlecht“, sagt sie. Zudem komme ihnen die WVG als Vermieterin entgegen. „Die Miete, die wir für die Wohnung der Steinbeckerstraße zahlen, ist sehr moderat“, freut sich Fuhrt. „Doch unterm Strich bleibe für eine 50 Stunden-Woche im Vergleich zu Lohn von Erziehern in Kindertagesstätten, die weitaus weniger Stunden arbeiten, einfach zu wenig übrig.
Das bedauert auch Ludwig Spring, wenngleich er sich freut, dass mit dem Kreistagsbeschluss endlich ein Fortschritt erzielt wurde. „Denn die neue Vergütung erfolgt in Anlehnung an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes“, sagt er. Demnach werden die Tagesmütter/-väter zumindest wie Erziehungsassistenten mit einer mittleren Erfahrungsstufe bezahlt, selbst wenn sie „staatlich anerkannte Erzieher“ sind. Bei fünf betreuten Kindern macht das brutto 2716 Euro plus 83,60 Euro Sachkosten je Platz. Erzieher in Kitas indes erhalten 3123 bzw. sogar 3703 Euro mit einer höheren Erfahrungsstufe. Gern hätte Spring auch durchgesetzt, dass eine jährliche Dynamisierung der Vergütung erfolge – wie im öffentlichen Dienst. „Doch darauf ließ sich der Kreis nicht ein.“ Also werde das Thema wohl immer wieder Gegenstand der Debatte werden.
Petra Hase