Der Greifswalder Bioinformatiker Lars Kaderali sitzt im Corona-Expertenrat und hat damit Einfluss auf die politischen Entscheidungen der Landesregierung. Viel Verantwortung, für die er nicht bezahlt, aber angefeindet wird. Warum er trotzdem weitermacht.
Greifswald.Ende Dezember 2019 wird im chinesischen Wuhan eine neue Lungenkrankheit bestätigt. Drei Monate später vergnügt sich die Gemeinde Gangelt im nordrhein-westfälischen Heinsberg beim Karneval. Was die Besucher nicht wissen: Das Coronavirus feiert mit. Etliche Menschen infizieren sich. Der Landkreis wird zum ersten Corona-Hotspot in der Bundesrepublik. Am 22. März 2020 kommt der Lockdown in ganz Deutschland.
Etwa zur selben Zeit beginnt in Greifswald der Bioinformatiker Lars Kaderali, anhand von unterschiedlichen Daten erste Modellrechnungen zu erarbeiten, die zeigen, wie schnell sich das damals neue Virus ausbreiten könnte. „Als ich damit angefangen habe, war es eine Art Haustierprojekt. Es ging nie darum, Politikberatung zu machen. Es war einfach Neugierde“, blickt der Wissenschaftler zurück.