Bodstedt

200 Jahre verschlossenes Fenster geöffnet

Pastor Kai Völker hinter dem 200 Jahre zugemauerten Fenster in der Kirche Bodstedt. Nun wurde es wieder geöffnet.

Pastor Kai Völker hinter dem 200 Jahre zugemauerten Fenster in der Kirche Bodstedt. Nun wurde es wieder geöffnet.

Bodstedt. Als im Jahre 1785 die Wallfahrtskirche Sankt Ewald in Bodstedt um einen Anbau erweitert wurde, planten die Baumeister auch ein Fenster über dem Eingangsbereich. Doch nur 30 Jahre später mauerten sie es wieder zu. Der Grund, auf das einfallende Licht zu verzichten, klingt nachvollziehbar: Die Orgel, die direkt vor dem Fenster stand, und auch heute noch steht, reagierte zu anfällig auf die Temperaturschwankungen. Die hölzernen Orgelpfeifen vertrugen die Sonneneinstrahlung nicht.

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Hilfe benötigt

Wer bei der Sanierung der Kirche helfen möchte, kann einen kleinen Obolus leisten: Konten der Kirchengemeinde: Sparkasse Vorpommern BIC-/SWIFT: NOLADE21GRWIBAN: DE32 1505 0500 0570 0054 50

Ein kleines Wunder

Mehr als 200 Jahre lang war das Fenster zugemauert. Doch nun ist es wieder offen, wenn auch zunächst noch mit schützenden Holzplatten verschlossen. Im Frühjahr, wenn die Temperaturen es zulassen, wird es verglast und rekonstruiert. Und da die Orgel auch heute noch vor diesem Fenster steht und die Orgelpfeifen noch immer empfindlich reagieren, wird UV-sicheres Fensterglas verwendet. Als „ein kleines Wunder“ bezeichnet Pastor Kai Völker diese ungeplante Öffnung des Fensters.

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Zwischen 15 000 und 20 000 Euro kostet die Rekonstruktion. Völlig unerwartet übernahm die Rudolf Dankwardt-Stiftung aus Lübeck die Finanzierung. „Denn ein Vorfahre der Familie Dankwardt war einst Pastor in Bodstedt“, erklärt Kai Völker. Dieses überraschende Geschenk freut den Pastor ganz besonders, denn eigentlich sollten nur die bereits bestehenden acht Fenster repariert und gereinigt werden. Zwei Jahre lang bereitete Kai Völker die Rekonstruktion zusammen mit der Denkmalschutzbehörde vor. „Es wurde höchste Zeit, denn zwei der Fenster drohten bereits rauszufallen. Wir mussten dringend handeln.“ 80 000 Euro kosteten die Reparaturen. Viel Geld für eine kleine Gemeinde und auch nur dank Spenden möglich. Doch die Katharina und Gerhard Hoffmann Stiftung sowie die Dankwardt-Stiftung zeigten Erbarmen und halfen der Gemeinde bei der Finanzierung.

Die Wohnzimmerkirche des Pastoren

Nun wurden die Fensterleibungen und Stegrippen repariert und das 120 Jahre alte Glas der acht Fenster in einer Berliner Glaswerkstatt gereinigt. Viel heller sei es nun in der kleinen Wallfahrtskirche geworden, die der Pastor liebevoll seine „Wohnzimmerkirche“ nennt, weil sie Charme und eine schöne Geschichte besitzt.Früher, als es noch keine Kirche auf dem Darß gab, setzten die Menschen aus Born, Wieck und Prerow mit ihren Booten über, um die Gottesdienste in Bodstedt zu besuchen. „Als sie noch ihren Turm besaß, galt er als wichtiges Seezeichen. Sankt Ewald war also auch eine Seefahrerkirche.“ Das sei ein Grund, warum die Kirche nicht auf einem erhöhten Punkt im Ort, sondern direkt am Bodden gebaut wurde. Doch vermutlich habe sie genau wegen dieser Lage ihren Turm verloren. „Durch eine Sturmflut“, vermutet Kai Völker.

Ein Ereignis im Jahr 1457 machte sie zur Wallfahrtskirche

Und er weiß auch, warum das Gotteshaus zur Wallfahrtskirche, also zu einem Ort mit besonderer religiöser Bedeutung, wurde. In Bodstedt wird im Jahr 1388 erstmals eine Kirche erwähnt. Der heutige Bau wurde jedoch erst 1465 als Wallfahrtskapelle für den heiligen Ewald – das ist die niederdeutsche Form für St. Theobald von Thann im Elsaß – errichtet. Berichtet wird von der wunderbaren Rettung aus Seenot, als am 26. Januar 1457 der Barther Fischer Claus Schrieber mit seiner 23-köpfigen Mannschaft auf Heringsfang war und in ein lebensbedrohliches Unwetter geriet. Sie riefen Gott und St. Theobald um Hilfe an, und sogleich hörte der Sturm auf. In der Zeit zwischen 1474 und 1508 werden daher Wallfahrten nach Bodstedt bezeugt.

Noch heute sind im Inneren, an der Nordseite, mittelalterliche Wandbemalungen zu sehen. Es existiert außerdem noch die neuneckige Tauffünte aus Granit. Pastor Völker schätzt, dass sie „uralt ist und mindestens aus dem 12. Jahrhundert stammt“. Das übrige Inventar ist barock, ebenso die mit Akanthusmalereien verzierte Balkendecke, in der sich ein schwedisches Wappen versteckt. Im Herbst feiert die Kirche ihr 555. Jubiläum – mit neuem Licht, dank geöffnetem und geputzter Fenster.

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Carolin Riemer

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