Kapelle in Vitt bald in „Terrakotta“?
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Muster an der Fassade geben einen ersten Hinweis auf die mögliche neue Farbigkeit der Kapelle in Vitt.
© Quelle: Anne Ziebarth
Putgarten.Bei Sanierungsarbeiten an der Kapelle in Vitt haben Bauarbeiter eine kleine Sensation entdeckt. Beim Abtrag des Putzes kam eine Farbschicht zutage, die Hinweise auf die ursprüngliche Farbgebung aus dem 19. Jahrhundert geben kann. Die Farbe soll beim Neuanstrich aufgeriffen werden.
„Es handelt sich dabei um einen hellen Terrakottaton“, erzählt Christian Ohm, Pfarrer der Kirchgemeinden Nord-Rügen. „Diese Farbe war uns bis jetzt völlig unbekannt, letzte Forschungen hatten ergeben, dass die Kapelle in früheren Zeiten eher Eierschalenweiß war.“ Eigentlich sollte im Rahmen der jetzigen Sanierung, bei der unter anderem die Fensterkreuze und Teile des Fundamentes erneuert werden, die Kapelle in besagtem Eierschalenton gestrichen werden – Jetzt sieht es so aus, als könne die Kapelle bald in einer ganz anderen Farbe daherkommen, ihrer Ursprungsfarbe aus dem Jahr 1816. „Der Denkmalschutz favorisiert den Originalanstrich. Solche Aussagen sind schon bindend“, sagt Ohm. „Aber wir von der Kirchengemeinde möchten auch möglichst viele Menschen in das Geschehen mit einbeziehen. Die endgültige Entscheidung liegt schließlich beim Gemeindekirchenrat und dem Kirchenbauamt, was mit dem Denkmalschutz eine einvernehmliche Lösung suchen muss.“
Im 19-Einwohner-Dorf Vitt regt sich Protest gegen den geplanten Neuanstrich. „Die meisten Einwohner wollen lieber, dass die alte, weiße Farbe bestehen bleibt“, beschreibt Ricarda Schwanz, die im Ort ein Crêpe und Fischbrötchengeschäft betreibt. „Die Fischerhütten im Ort sind ja auch alle weiß. Eine terrakottafarbene Kirche passt einfach nicht zu Vitt.“ Pfarrer Christian Ohm versucht die Bedenken zu zerstreuen. „Der Ton, der zur Debatte steht, ist sehr hell und zart, es wird auf keinen Fall eine starke Farbe wie Stierblutrot.“Das kann Ricarda Schwanz nicht überzeugen. „Ich fand schon die Eierschalen-Variante nicht so gelungen. Je weißer, desto besser“, meint sie.
Doch der mögliche Anstrich in Originalfarbe hat auch seine Fans. „Ich kann mir das gut vorstellen“, findet etwa Margarete Heimerl (59) aus dem österreichischen Hohenberg. „Die Menschen, die die Kapelle damals gebaut haben, haben sich ja auch etwas dabei gedacht. Das sollte man würdigen.“ Die 59-Jährige kennt solche Diskussionen aus ihrer Heimat. „Um Schloss Schönbrunn gibt es alle paar Jahre Diskussionen, ob man beim nächsten Anstrich die dottergelbe Originalfarbe verwendet oder bei dem jetzigen hellgelb bleibt.“ Am Freitag findet eine Bauberatung in Vitt statt, auf der über das weitere Vorgehen beraten werden soll.
Anne Friederike Ziebarth