Mönchguter Tradition wird lebendig
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Hauptakteure des zweistündigen Programms sind die Mitglieder der Mönchguter Trachtengruppe.
© Quelle: Gerit Herold
Baabe. Wie wurde vor 160 Jahren Hochzeit auf Mönchgut gefeiert? Was gab es für Bräuche, was kam auf den Tisch, was schenkten die Gäste und wer kam überhaupt alles? Es war ein Fest, zu dem meist das ganze Dorf kam. Drei Tage ging es hoch her und zusammen mit den Vorbereitungen gingen neun Tags ins Land. Es wurde viel getanzt, gesungen, gegessen und getrunken. Wie eine Mönchguter Hochzeit anno 1860 aussah, wird beim 4. Mönchguter Heimatabend am 23. November im Baaber Haus des Gastes auf der Bühne zu erleben sein. Die Feierlichkeiten werden in neun Bildern mit Wort, Musik, Tanz, Schauspiel und Gesang historisch nachgezeichnet. Rund 80 Mitwirkende füllen das Stück mit Leben.
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Margot Mandelkow (85) aus Klein Zicker führt als Sprecherin durch das Programm. Ihr zur Seite steht Wolfgang Pisch aus Göhren.
© Quelle: Gerit Herold
Schon seit Monaten kommt die Mönchguter Trachtengruppe, die Hauptakteure des zweistündigen Programms ist, fast jeden Dienstag in der Aula der Grundschule Gager zusammen. Für die Tänzerinnen und Tänzer ist das Laienspiel Neuland. Zudem sind die Texte auf Plattdeutsch und es müssen Choräle und Walzer einstudiert werden. Nun treffen sie erstmals mit Sängern und Musikern zusammen. Auf dem „Regiestuhl“ hat Otto Urbach Platz genommen. Der Selliner hatte wie schon bei den vorherigen Heimatabenden die Idee und schrieb auch wieder das Drehbuch. Zusammen mit Maria Müller, frühere Leiterin der Mönchguter Museen, leitet er das bunt gemischte Ensemble an. Zu dem gehören auch die Selliner Plattsingers, die Sassnitzer Blasmusik, die 4. Klasse und die Kindertrachtengruppe der Grundschule Gager, Straßenmusikanten, Köchinnen, Brautputzerin, Ausschenker sowie Moderator und Plattfööt Klaus Lass aus Warnemünde. Margot Mandelkow aus Klein Zicker und Wolfgang Pisch aus Göhren fungieren als Sprecher und erläutern dem Publikum, was nicht dargestellt wird oder verdeutlichen Gezeigtes.
Tilo Looks ist bereits in die Bräutigamsrobe geschlüpft und hat sich den schwarzen Zylinder aufgesetzt. Steffi Besch mimt die Braut. „Ah,“, raunt es durch den Saal, als sie mit der bunten Blumenkrone erscheint. Trachten und Accessoires hat Maria Müller aus dem Museumsbestand besorgt. Für historische Requisiten hat Asta Westphal aus Groß Zicker in ihren vier Wänden gestöbert. Krüge und Stühle für die Hochzeitstafel hat sie mitgebracht. Auch ein Spinnrad und ein altes Butterfass hat sie noch anzubieten. Und sie hat auch dafür gesorgt, dass schon bei der Probe etwas auf den Tellern liegt. Die Hochzeitsgäste an der langen Tafel reichen sich in Bild 6 ihr leckeres Gebäck.
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Karin und Manfred Schneider (links) aus Alt Reddevitz sind seit 1971 in der Trachtengruppe.
© Quelle: E-Mail-OZ-Lokalredaktion-RUG
Essbare Deko haben auch die „Brauteltern“ Helga (72) und Hans (80) Looks mitgebracht. „Schmalz- und Leberwurststullen“, sagt Hans Looks. Bei dem Stück mitzuwirken ist für die Mönchguter, die 1971 die Trachtengruppe wieder neu mit Leben füllten, Ehrensache. Damals schon mit dabei waren auch Karin (70) und Manfred Schneider (75) aus Alt Reddevitz, die auch Brauteltern verkörpern. „Ich habe auch das Steckenpferd gebastelt“, zeigt Manfred Schneider er auf Malia. Die zehnjährige Göhrenerin, Mitglied der Kindertrachengruppe, hat ihren großen Auftritt, wenn die Hochzeitsbitterin die Szene betritt. Die „Bitttersch“ ging durchs Dorf und lud im Namen der Brautleute die Gäste ein.
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Warten hinter der Bühne auf ihren Einsatz: Malia, Gerda Mathis und Beatrix Damp.
© Quelle: Gerit Herold
„Sie kam ins Haus und klopfte mit dem Bittstock auf den Boden“, sagt Maria Müller. Den Bitterstock, mit langen, bunten Seidenbändern sowie Buchsbaum geschmückt, fertigt gerade der Zirkel „Textiles Gestalten“ um Hedwig Schönsee aus Sellin an, den es schon seit den 80er Jahren gibt. Die Damen mit den geschickten Händen stellen auch kleine Sträuße zum Anheften, das Tuch für den Bräutigam (Brüdgamsdauk) sowie die blümerante Brautkrone her. „Es wurde meist im Herbst geheiratet. Da gab es natürlich keine Blumen, also wurden künstliche genommen“, weiß Maria Müller. Und trotz oder gerade wegen der tristen Jahreszeit musste alles sehr farbenfroh sein. „Je bunter desto besser. Die Mönchguter putzen sich auf wie die Pfingstochsen. Die haben richtig am Sender gedreht“, lacht Maria Müller.
Ihr Mann Wolfgang begleitet das Programm am Akkordeon – so auch die Trachtengruppe, wenn sie den Viertourigen tanzt. Es ist der traditionelle Hochzeitstanz der Mönchguter. Beim Heimatabend wird er mit vier Männern und acht Frauen gezeigt und nicht wie sonst mit vier Paaren. „Wir haben schon unter schlechteren Bedingungen gestanzt“, zwinkert Leiter Christian Pisch den Tänzern zu, als es auf der Bühne richtig eng wird.
Nach über drei Stunden Probenarbeit schätzt Otto Urbach zufrieden ein; „Ich glaube, wir haben heute viel geleistet – und das mit Einsatzwillen und Freude.“ Auf das Endresultat kann sich das Publikum dann im November freuen.
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Die Regie haben Otto Urbach und Maria Müller.
© Quelle: Gerit Gerold
Gerit Herold