Förderverein will „Deutsches Rügen Museum“ in Prora aufbauen
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Besonders Exponat: eine gusseiserne 24-Pfünder-Kanone von 1819.
© Quelle: Förderverein „Deutsches Rügen Museum“
Rügen. Lange war unklar, was aus der einstigen NVA-Sammlung der früheren „Kulturkunststatt Prora“ von Kurt Meyer wird, nachdem die Ausstellungen zur Geschichte der Nationalen Volksarmee (NVA) und zum geplanten „KdF“-Bad der Nazis in Prora 2018 mit dem Baustart des neuen Ferien- und Freizeitzentrums in Block III geräumt wurden. Nachdem das Land die Sammlung weder ganz noch teilweise für das künftige Bildungs- und Informationszentrum Prora erworben hatte, hat sie nun einen neuen Besitzer: den Förderverein „Deutsches Rügen Museum“.
Dessen Ziel sei es, Schritt für Schritt Rügens sehr spezielle Geschichte aufzuarbeiten, anhand originaler Exponate und realer Geschichten Geheimnisse der Inselgeschichte zu lüften und einmal ein eigenständiges und unabhängiges „Deutsches Rügen Museum“ auf der Insel zu etablieren.
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Blick in eine NVA-Stube im ehemaligen Museum in Prora. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2014.
© Quelle: Stadtherr Wolter
Schon Mitte nächsten Jahres ist eine Teileröffnung der neuen musealen Einrichtung mit zwei Sonderausstellungen geplant, kündigt Lars Grossmann, Ansprechpartner des Fördervereins, an. Der genaue Standort sei noch in Arbeit, bevorzugt werde Prora. „Die Sonderschauen werden zum Thema KdF und ausgewählten Elementen aus der Sammlung von Kurt Meyer gestaltet“, so Grossmann. Die komplette Sammlung könne nicht auf einmal gezeigt werden, dazu sei die Anzahl der übernommenen Exponate zu umfangreich. Immerhin handelt es sich dabei um rund 20 000 Einzelstücke und 30 originalgetreu eingerichtete Räume aus der DDR-Kasernennutzungszeit. Geplant sind jedoch jährliche Sonderausstellungen aus diesem Fundus als Ergänzung der Dauerausstellung.
NVA-Sammlung in Prora vor Vernichtung bewahrt
„Der Förderverein hat die Sammlung vor der Vernichtung bewahrt, denn weder Schwerin noch der Landkreis Vorpommern-Rügen haben dies ernsthaft versucht“, so Grossmann. Momentan werde die Meyer-Sammlung inventarisiert. „Dazu gehört auch die Bewertung des Zustandes. Bei den Exponaten mit textilen Bestandteilen ist zum Bespiel auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit bei der Lagerung zu achten“, so Grossmann. Parallel dazu würden bestandserhaltene Maßnahmen in Form von Konservierungs- und Instandhaltungsarbeiten erfolgen.
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Das „Deutsche Rügen Museum“ soll mit attraktiven Exponaten und moderner Ausstattung zum Besuchermagnet auf der Insel Rügen werden und vor allem Rügens Historie von der Frühgeschichte bis zur Preußenzeit abbilden. Für die Zeiten danach werden selektive Sonderausstellungen angeboten, die aus Sammlungen wie die von Kurt Meyer mit Sorgfalt zusammengestellt werden. Dabei werden Originalexponate mit weiteren Hintergrundinformationen gezeigt. Ergänzt werden die Ausstellungsstücke durch audiovisuelle Informationstechniken. Es gebe bereits eine Reihe von Sammlungen, durch die alle Zeitabschnitte belegt werden könnten. Ein Highlight dabei: eine gusseiserne 24-Pfünder-Kanone von 1819.
Eine der größten Kanonen jener Zeit ist auf Rügen
„Sie stammt aus der Übergangszeit von Schwedisch-Vorpommern zur Preußen-Zeit nach 1815. Nach der Übernahme von Stralsund-Rügen durch die Preußen 1815 wurde im Jahr 1816 der Schoner ‚Stralsund‘ in Stralsund auf Kiel gelegt. Er sollte das Schulschiff für die Seefahrtschüler der künftigen preußischen Marine werden. Die Bewaffnung bestand aus zwei ebensolchen 24-Pfünder-Kanonen und acht 18-Pfünder-Kanonen“, weiß Lars Grossmann. Der Förderverein sei daher im Besitz einer der größten Kanonen aus dieser Zeit mit dem Standort Rügen – vielleicht sogar in ganz MV.
Für das neue Museum werden permanent weitere Exponate zu allen Zeitabschnitten als Leihgaben gesucht – von Steinzeitwerkzeugen bis hin auch zur neuesten Militärgeschichte. Das „Deutsche Rügen Museum“ soll den allgemeinen Aufgaben eines Museums dienen, so Grossmann: Sammeln, Bewahren, Forschen und Wissensvermittlung. Bei der wissenschaftlichen Beratung und Begleitung werde der Förderverein auf Kontakte zum Museumsverband MV zurückgreifen. Der Förderverein selbst kümmere sich um die wirtschaftliche Strukturierung und sei für die Finanzierung verantwortlich.
Eine Einrichtung in dieser Form gebe es bisher auf Rügen noch nicht. „Geschichtliche Zeugnisse der Insel von überregionaler Signifikanz sind in dunklen Depots in Schwerin und Berlin verborgen, zum Beispiel Wikinger-Artefakte und Schatzfunde auf Rügen, wogegen in Haitabu und zu dortigen Funden aus der Wikingerzeit ein eigenes Museum entstanden ist“, so Grossmann.