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Baabe

Rügener Fisch(er) in aller Munde

Heringssaison bei den Fischern der Fischereigenossenschaft „Leuchtfeuer“ Thiessow: Kutterführer Mario Pleinis (r.) und sein Bruder Detlef vom Kutter „THI 47“ puken die „Silberfische“ aus, die sie im Greifswalder Bodden gefangen haben. Viele Einheimische und Touristen kaufen die fangfrischen Heringe auch gleich am Kai.

Heringssaison bei den Fischern der Fischereigenossenschaft „Leuchtfeuer“ Thiessow: Kutterführer Mario Pleinis (r.) und sein Bruder Detlef vom Kutter „THI 47“ puken die „Silberfische“ aus, die sie im Greifswalder Bodden gefangen haben. Viele Einheimische und Touristen kaufen die fangfrischen Heringe auch gleich am Kai.

Baabe. Wie kann die kleine Küstenfischerei erhalten und gestärkt werden als Wirtschaftsfaktor in der Region? Aber auch als wichtiger Bewahrer der regionalen Identität? Um darüber zu diskutieren, hatten der Tourismusverband Rügen und das Biosphärenreservatsamt Südost-Rügen im Rahmen der „Rügener Fisch(er)tage“, die noch bis Sonntag laufen, in das Haus des Gastes in Baabe eingeladen.

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Das Grundproblem sei nicht die Fischerei, sondern der Tourismus, monierte Rügens Tourismus-Chef Knut Schäfer. „Wenn wir nicht endlich anfangen, Fisch als regional hochwertiges Produkt preislich auch zu würdigen, sägen wir uns den Ast ab, auf dem wir sitzen.“ Der Gast sei bereit, für gute Qualität auch zu bezahlen. Derzeit werde ihm vorgegaukelt, dass es überall fangfrischen Fisch gibt.

Nachfrage nach Regionalem enorm gestiegen

Die touristische Attraktivität von Maritimen und Regionalem sei noch nie so groß wie jetzt gewesen, erläuterte Betina Meliß von der Universität Greifswald Möglichkeiten einer besseren Direktvermarktung mit Unterstützung des internationalen Interreg-Projektes „Fischmärkte“. Dies werde gemeinsam mit polnischen und litauischen Partnern entwickelt. Wichtig sei die Wiederbelebung einer traditionellen Fischküche, touristischer Angebote und Serviceleistungen sowie der Aufbau eines Online-Portals mit allen Fischern. Das Zauberwort heißt dabei Zusammenarbeit. Bisher zeigten die Fischer noch wenig Interesse, was auch seine Gründe habe. „Die Fischer sind den ganzen Tag draußen und keine Unternehmer. Es muss überregionale Vermarktungsstrukturen geben, dann kann auch jeder Fischer von seinem Fang leben“, sagt Schäfer. 50 Fischer der Insel seien zur Konferenz angefragt worden. Eine Handvoll aus Baabe, Lauterbach, Gager und Thiessow war gekommen.

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Komplizierte Fördermöglichkeiten

Über die neuesten Entwicklungen aus dem Bereich der Förderungen innerhalb des Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) berichtete Kay Schmekel, Fischereireferent im Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt. Die Fördermöglichkeiten sind sehr beschränkt und die Richtlinien kompliziert. „Die Förderung haut nicht hin“, kritisierte Arno Vetterick, Bürgermeister von Breege. Für kleine Fischer bliebe am Ende nichts übrig, da Versicherungen die Förderung auffressen würden. „Wir können nichts bewegen.“

Partner für Kofinanzierung finden

Das, was da ist, müsse ausgereizt werden, betonte Cathrin Münster, Leiterin des Biosphärenreservates. 2016 wurde die Lokale Aktionsgruppe Fischerei gegründet. Sie soll die regionalen Fischer bei der Direktvermarktung unterstützen, ihre Kooperation untereinander und ihr Image verbessern, erklärte Dr. Christian Bülow, Leader-Regionalmanager für Rügen beim Landkreis. 642000 Euro an Projektfinanzierungsmittel stehen dafür bis zum Jahre 2023 zur Verfügung. „Bisher sind gerade einmal 5000 Euro abgerufen worden“, bedauert Bülow. So zum Beispiel für die „Rügener Fisch(er)tage“. Anträge können Einrichtungen des öffentlichen Rechts, Fischer, Angelvereine oder gemeinnützige Vereine stellen. Die Hürde: 15 Prozent der Finanzierung müssten Gemeinden, Landkreis oder Stiftungen als Kofinanzierung übernehmen.

„Wir haben das Problem, dass die öffentliche Hand kein Geld gibt“, sagte der Baaber Fischer Roberto Brandt. Das liege weniger am Wollen, sondern am Können wegen der schwierigen Finanzlage vieler Kommunen, weiß Dr. Christian Bülow. Auf Rügen sei es besonders schwer, Gemeinden für Projekte zu bewegen. Im Barther Hafen werde beispielsweise eine Schauräucherei errichtet, für die die Stadt die Konfinanzierung übernimmt. „Weil Barth so etwas als Hotspot im Hafen will“, so Bülow. Auch in Wismar gebe es ein ähnliches Vorhaben mit zwei Fischern.

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Herold Gerit

OZ

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