Über 1000 Kilometer Anreise: Briten paddeln vor Rügens Küste
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/VAN4A62NHPAQ43KPC4UYI2WXTY.jpg)
Ross Pearton, Andrea Ball und Ali Collier (v.l.) warten am Strand von Thiessow auf ihr Paddelteam, das gerade auf dem Weg nach Vilm war.
Sellin. Aufgeregt warten die drei Athleten des Paddlesports Racing Canoe Club (PRCC) im knietiefen Ostseewasser vor Thiessow auf die Ankunft ihrer sechs Teamkollegen. Als das Boot in Reichweite ist, geht alles ganz schnell: Andrea Ball, Ross Pearton und Ali Collier wuchten sich aus dem Auslegerkanu, die drei frischen Kräfte nehmen ihre Positionen im Boot ein. Das Sextett legt sofort den Vorwärtsgang ein, Ball schiebt das Kanu noch an und ruft hinterher: „Go! Go! Go!“. Dann verschwinden die Paddler auf die zweite Etappe des Rugia- Hoe-Staffelrennens von Sellin über Thiessow nach Vilm und wieder zurück.
3. Rugia Hoe - Staffelwechsel
Das internationale Team Kanada - England - Deutschland wechselt die Besatzung beim Staffelrennen des 3. Rugia Hoe vor Rügen
Ergebnisse
Open-Wertung (Männerteams) 1. SC Neubrandenburg 2. 1. OCC Berlin 3. PSV Neubrandenburg 4. WSV Dresden Mixed-Wertung (mind. 2 Frauen) 1. Moana Manu Nui (Mühlheim) 2. Three Nations (CAN/GBR/GER) 3. PRCC London 4. Ecksen-Express (Eckernförde)
Ball und ihr Team sind extra aus England angereist, um bei der dritten Auflage des Paddelfestivals an den Start zu gehen. Mit dem eigenen Auslegerkanu auf dem Anhänger ging es für die neun Briten am Mittwoch per Fähre von Dover ins französische Calais und weiter über Belgien, die Niederlande bis nach Rügen. „Fünf Länder an einem Tag ist ein ganz schöner Ritt“, bemerkt Ball. Gestern trat das Team die über 1000 Kilometer lange Heimreise an.
Die Australierin hat schon einige Extrem-Touren gemacht: Ihr längstes Rennen war ein 111-Kilometer-Kanten in ihrem Heimatland. Zwei Teamkameraden waren Ende Juni beim Yukon River Quest in Alaska am Start – eine 715-Kilometer-Tour. „Wir wollten eigentlich schon letztes Jahr hier auf Rügen dabei sein, haben es organisatorisch aber nicht geschafft. Wir haben von dem Rennen gehört, die Bilder angeschaut und gesagt: Das wollen wir auch! Wir lieben es, neue Herausforderungen zu finden“, berichtet Ball.
Als Ball nach etwa dreistündiger Pause am Thiessower Strand erneut ins Kanu steigt, um die dritte Etappe ins Ziel nach Sellin zu paddeln, ist das Boot des SC Neubrandenburg schon längst weg. Die Athleten des SCN, unter anderem mit Kanu-Olympiasieger Martin Hollstein an Bord, gewannen die 60 Kilometer lange Staffel am Freitag. Die beiden 25-Kilometer-Einzelrennen Richtung Lobbe und Binz am Sonnabend gingen an den 1. OCC aus Berlin und den gastgebenden PSV Neubrandenburg, die mit einem vierminütigen Vorsprung in die letzte Etappe starteten. Doch der SCN überholte den Stadtrivalen noch und sicherte sich den Gesamtsieg des 3. Rugia Hoe.
Seit 2016 veranstaltet der PSV das Rennen. Organisator Falk Offer erinnert sich, wie es zur Premiere kam: „Anlass war die Weltrekordfahrt von Bornholm nach Sellin 2014 mit Martin Hollstein und Andreas Dittmer. Danach wollten wir einen dauerhaften Wettkampf vor Ort und den Athleten ermöglichen, auf großem Gewässer zu paddeln. Die Ostsee bietet gleich mehrere Streckenvarianten an.“
Besonders freut Offer die internationale Beteiligung. Neben der Australierin Ball und ihren britischen Teamkollegen, starteten auch Kanadier bei dem Paddelfestival. Zudem kamen Boote aus Berlin, Eckernförde und Dresden. MV wurde ausschließlich durch Neubrandenburg vertreten. „Wir sind nach wie vor dabei, Auslegerkanus hier im Norden zu beschaffen. Das ist nicht ganz einfach, denn so ein Boot kostet 10000 Euro. Vielleicht schaffen wir es, eins für die kommende Ausgabe für die Standorte Stralsund und Greifswald zu organisieren“, hofft Offer.
Die Crew um den PSV-Mann sieht sich mit dem Extrem-Rennen als „Exoten“ in der Sportlandschaft MV. Das Paddelevent hat sich dennoch bereits etabliert und erfährt breite Unterstützung. „Rügen kennt uns mittlerweile. Danke an die Kurverwaltungen in Sellin und Thiessow, die uns die Infrastruktur bereitgestellt haben“, sagt Offer.
Andrea Ball und ihr Team haben sich bereits für 2019 angekündigt und wollen sogar Verstärkung mitbringen – ein reines englisches Frauenboot ist geplant.
Horst Schreiber