Was halten die Einwohner von Sassnitz von der Erdgasleitung Nord Stream 2? Wie hat sich der Niedergang der Fischerei auf ihr Leben ausgewirkt und welche Folgen hat für sie der vom Tourismus befeuerte Immobilien-Boom? Zwei Künstler haben einen Monat lang zu erfahren versucht, wie die Sassnitzer „ticken“.
Sassnitz. Sassnitz. Wie „ticken“ die Sassnitzer? Zwei Künstler befassen sich seit Beginn des Monats mit dieser Frage. Sven Johne und Sebastian Orlac haben dazu dutzende Menschen aus der Hafenstadt befragt. Die Berliner führten Interviews mit Politikern, Vertretern der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens ebenso wie mit „Otto Normalverbraucher“, der in Sassnitz lebt und arbeitet. Sie wollen die Ergebnisse in eine künstlerische Arbeit fließen lassen. „Das kann ein Film sein oder ein Buch oder etwas ähnliches“, sagt der Autor Sebastian Orlac. „Auf die Form haben wir uns im Vorfeld nicht festgelegt.“ Möglicherweise werde es eine Text-Foto-Arbeit.
Auf jeden Fall soll das Werk die Risse deutlich machen, die auch – oder gerade – im Zusammenleben der Sassnitzer erkennbar sind. Sebastian Orlac kommt ursprünglich aus dem Ruhrgebiet und ist heute in Berlin und auf Rügen zu Hause. Sven Johne stammt von der Insel, ist in Sassnitz aufgewachsen und hat bis 1987 hier gelebt. Seit Jahren beschäftigt er sich mit den Umbrüchen, die seit 1990 im Osten Deutschlands stattgefunden haben. „Mich interessieren die Unterschiede zwischen arm und reich, zwischen Ost- und Westdeutschen, zwischen liberal und illiberal, aber auch zwischen den Bewohnern von Stadt und Land.“ Letzteres zum Beispiel lasse sich in Sassnitz gut studieren, weil hier unter anderem durch die Tourismuswirtschaft ein städtisch geprägtes Publikum auf ein ländliches treffe.