81 Millionen für Meeresforschung: Geht Vorpommern leer aus?
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Bedrohte Schweinswale in der Ostsee bilden einen der Forschungsschwerpunkte des Stralsunder Meeresmuseums.
© Quelle: Solvin Zankl/Fjord&Baelt
Stralsund/Rostock. Fließen Forschungsgelder in Millionenhöhe an Stralsund vorbei? Wie aus einer mehrseitigen schriftlichen Unterrichtung hervorgeht, mit der die Landesregierung den Landtag am Freitag über den geplanten Aufbau einer Deutschen Allianz Meeresforschung informiert hat, wollen der Bund und die norddeutschen Länder bis zum Jahr 2023 rund 81 Millionen Euro in Forschungsvorhaben zum Schutz der Meere investieren. 80 Prozent der Summe werden vom Bund bereitgestellt. „Es ist zu erwarten, dass ein erheblicher Anteil der Mittel insbesondere für die Küstenzonenforschung nach Mecklenburg-Vorpommern fließen wird“, heißt es in den Unterlagen.
Landesregierung nennt nur Einrichtungen in Rostock
Nach Mecklenburg ja, aber auch nach Vorpommern? In den Dokumenten werden ausschließlich zwei Einrichtungen in Rostock genannt, die von dem Geld profitieren könnten: das Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW) und der Forschungsbereich Maritime Systeme an der Universität Rostock. Der wissenschaftliche Bereich der Stiftung Deutsches Meeresmuseum fehlt, obwohl die Allianz „einer verstärkten Zusammenarbeit der außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Meeresforschung und der Hochschulen der beteiligten Länder“ dienen soll, wie in einer entsprechenden Verwaltungsvereinbarung weiter ausgeführt wird.
Die Landesregierung will mit dem Geld zugleich die Ausgangsbedingungen der Universität Rostock bei der nächsten Runde der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern verbessern. Bei dem Wettbewerb um sehr hohe Forschungsfördermittel für Wissenschaftscluster von internationaler Relevanz spielten die Hochschulen in MV bisher keine Rolle.
OZ-Informationen zufolge soll in internen Arbeitsrunden, bei denen die Gründung der maritimen Forschungs-Allianz Thema war, bereits im vergangenen Jahr aufgefallen sein, dass Forschungsstandorte, die zugleich Museen unterhalten, nichts von dieser Förderung haben könnten. Auch das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven könnte neben den Standorten des Deutschen Meeresmuseums leer ausgehen. Dazu zählen in Stralsund das Meeresmuseum, das Ozeaneum und das Nautineum auf dem Dänholm sowie das Natureum auf dem Darß.
Schwerpunkt Schweinswal
Im wissenschaftlichen Bereich des Deutschen Meeresmuseums sind neben Direktor Dr. Harald Benke 28 Mitarbeiter beschäftigt. Im Mittelpunkt der Forschung stehen die Klassifikation, Systematik, Ökologie und Biologie mariner Säugetiere und Fische. Hinzu kommen verschiedene Forschungstätigkeiten in den europäischen Meeren, besonders in der Ostsee. Der Schweinswal ist hierbei einer der bekanntesten Schwerpunkte der Stralsunder Wissenschaftler. Das dritte wissenschaftliche Standbein bilden verschiedene Sammlungen in den Bereichen Meeressäugetiere, Fische, See- und Küstenvögel, Meeresschildkröten, Krebse, Hohltiere sowie Geräte der Meeresforschung und Fischerei. Das Meeresmuseum wollte das Informationsschreiben der Landesregierung zum Aufbau der Deutschen Allianz Meeresforschung am Freitag auf Anfrage noch nicht bewerten.
Land widerspricht
„Weder durch die Verwaltungsvereinbarung noch in der Unterrichtung durch die Landesregierung werden Entscheidungen über Mitgliedschaften einzelner Forschungseinrichtungen im Deutsche Allianz Meeresforschung e.V. vorweggenommen. Die Nennung des Departments Maritime Systeme der Universität Rostock und des Instituts für Ostseeforschung in der Landtagsunterrichtung hat keinen ausschließenden Charakter“, betonte indes der Sprecher der Landesregierung, Andreas Timm.
Im Zuge ihrer Bemühungen zum Schutz des Schweinswals hatte die Stiftung Deutsches Meeresmuseum kürzlich öffentlich Kritik an der Bundesregierung geübt. Grund dafür war, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium insbesondere die Tiere, die in der inneren Ostsee leben und die aus Sicht der Stralsunder Meeresbiologen im Unterschied zu den Schweinswalen in der westlichen Ostsee eine eigene Art darstellen, nicht als besonders schützenswert bewertet. Der Schutzstatus sei Benke zufolge nicht auf das höchste Niveau gehoben worden.
Benjamin Fischer