Stralsund

Deutschlands härtestes Offshore-Rennen

Startschuss zum 17. Hiddensee-Marathon: Die schnellen Kanuten paddeln Richtung Insel.

Startschuss zum 17. Hiddensee-Marathon: Die schnellen Kanuten paddeln Richtung Insel.

Stralsund. Völlig ausgepumpt, die Hände vom Wasser aufgeweicht und mit Blasen übersät, hievt sich Gordan Harbrecht aus seinem Kajak. Noch nie ist der Rennkanute 70 Kilometer ohne Pause gepaddelt. Normalerweise ist er nach knapp 25 Kilometern im Ziel. Trotzdem pulverisierte der ehemalige Nationalmanschafts-Athlet am Sonnabend die Rekordzeit der langen Strecke zur Umrundung von Hiddensee.

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Beim 17. Marathon der Kanuten des Stralsunder Kanu Clubs (SKC) überquerte Harbrecht um 12.37 Uhr die Ziellinie vor der Stralsunder Sundpromenade – 5:35 Stunden, nachdem der 32-Jährige Richtung Hiddensee gestartet war. Damit unterbot er den bisherigen Streckenrekord vom diesjährigen Zweiten Michael Dobler um 18 Minuten. „Während der letzten 15 Kilometer bekam ich Krämpfe in den Oberschenkeln, doch zum Schluss habe ich nochmal etwas draufgelegt“, verriet Harbrecht, der ab der Hiddenseer Nordspitze alleine fuhr. Konkurrent Dobler, von dem er sich zum Start beim Marathon überzeugen ließ, konnte das Tempo des Rostockers bei bestem Wetter nicht mehr halten.

Gordan Harbrecht

Gordan Harbrecht

„Ich wollte die Bestzeit knacken, da muss man schon auf hohem Niveau fahren“, versicherte Harbrecht und freute sich auf zwei Tage Erholung, ehe er für den anstehenden Weltcup in Portugal wieder ins Training einsteigt. Zwei bis drei Mal pro Woche trotzt er Wind und Wellen auf der Ostsee vor Warnemünde, die anderen Tage paddelt der Leistungssportler auf der Warnow. Wann er erneut in seinem Surfski-Boot um Hiddensee startet, lässt Harbrecht offen: „Die neue Bestmarke steht jetzt erstmal. Wenn die geknackt ist, komme ich wieder.“

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Während Harbrecht seine Jungfernfahrt um Hiddensee kurzerhand in eine Rekord-Wettfahrt verwandelte, hat Gerhild Winkler bereits knapp 1200 Marathon-Kilometer in den Armen. Die Wanderwartin des SKC hat bislang keine Insel-Umrundung verpasst. Am Sonnabend schaffte sie mit Kajak-Partnerin Swanhild Kluge die 70 Kilometer in 9:08 Stunden. Damit fuhr das Duo auf Platz 37 von 52 Einer-, Zweier- und Dreier-Booten. Zum 15. Mal paddelt Winkler mit Kluge, die ersten beide Rennen hat sie mit ihrem Sohn gemeistert. Die Zeiten sind der Freizeitsportlerin nicht so wichtig, aufs Durchhalten kommt es an.

„Wir haben noch nie vorzeitig aufgegeben! Das soll uns erstmal einer nachmachen“, erzählte Winkler stolz und beschrieb: „Das schönste Gefühl ist, wenn man es geschafft hat und der Schweinehund überwunden wurde.“ Das Problem sei nicht das Paddeln, sondern das lange Sitzen. Darum haben sich Winkler und Kluge hinter dem Leuchtturm Dornbusch an Land kurz die Beine vertreten und die Füße im Wasser gekühlt.

Rennleiter Heiko Papenfuß, der zuletzt vor drei Jahren mitgepaddelt ist, weiß, wie anstrengend der Marathon ist: „Das ist eine Grenzerfahrung. Es ist das längste und – nach unserem Ermessen – härteste Offshore-Rennen Deutschlands. Die Wellen auf der Ostsee sind lang und werden von der Küste zurückgeworfen, da kommt man mitunter ziemlich ins Wanken. Die Boddenwellen sind kurz und ebenso unangenehm.“

Zwölf Boote begleiteten die 67 Teilnehmer während der Umrundung und achteten auf die Gesundheit der Aktiven. „Das ist eine tolle Zusammenarbeit zwischen Stadt, DLRG, DRK, THW, DGzRS und uns. Dafür unterstützen wir das Sundschwimmen mit Booten“, freute sich SKC-Vorstand Papenfuß über das gute Teamwork in der Region.

Paul Clermont (li.) und Jody O'Dell

Paul Clermont (li.) und Jody O'Dell

In jedem Jahr müssen sich einige Sportler vorzeitig geschlagen geben und werden von den Helfern auf dem Wasser eingesammelt. Diesmal hat es Jody O’Dell und Paul Clermont erwischt. Der Brite Clermont war extra aus seinem Arbeitsort Luxemburg angereist, um sich mit dem seit Kurzem in Deutschland lebenden US-Amerikaner O’Dell dem Kanu-Marathon zu stellen. „Durchhalten und Überleben“, gab Clermont vor dem Start als Ziel aus. Doch das Duo im Auslegerkajak musste wegen Schulterproblemen aufgeben.

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„Der Marathon ist zwar ein Rennen für jedermann, aber mit zwei, drei Mal trainieren, kommt man hier nicht weit“, bemerkte Winkler.

Die Sieger des 17. Hiddensee-Marathons der Kanuten

Einer Frauen

1. Marion Friebe 9:07 Stunden

2. Michaela Höltke 9:19

3. Yvonne Imgrund 10:07

Einer Männer

1. Norbert Pieperbeck 7:31

2. Jürgen Fischer 7:36

3. Jens Kalabuchow, Torsten Koppe 7:38

Einer Männer, offen

1. Gordan Harbrecht 5:35

2. Michael Dobler 5:43

3. Steffen Burkhardt 5:54

Zweier Frauen

1. Gerhild Winkler/Swanhild Kluge 9:08

Zweier Männer

1. Henning Mewald/Quentin Emde 6:52

2. Ralf Kuchenbecker/Hartmut Bölke 8:49

3. Joern Kiele/Thomas Doenicke 9:41

Zweier Männer, offen

1. Achmed/Andreas 6:07

2. Jürgen Schulz/Holger Trapp 6:14

3. Malte Neelen/Jan Erdmann 6:54

Zweier Mix

1. Katharina R./Reiner W. 7:54

2. Ariane Hänsel/Carsten Hänsel 8:13

3. Bernd H./Gudrun H. 9:50

Zweier Mix, offen

1. Conny W./Micha K. 6:29

Staffel Mix

1. Claudia S./Werner M./Falk S. 8:29

Horst Schreiber

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