Erinnerung an den Bahnhofsmaler
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Erich Klieferts Bahnhofsgemälde.
© Quelle: Stefan Sauer
Stralsund. Das ist auch nicht jedem Künstler vergönnt: Täglich ein großes Publikum zu haben, obwohl das Werk nicht in einer Ausstellung hängt. Der Stralsunder Maler Erich Kliefert (1893 - 1994) hat dieses Glück: Wer mit aufmerksamem Blick durch die Stralsunder Bahnhofshalle spaziert, dem dürfte eine seiner berühmtesten Arbeiten – die Ausmalung des Raumes – nicht entgehen. Im vergangenen Jahr wurden die Gemälde aus dem Jahr 1935 aufwändig restauriert. Mit den farbigen Rügener und Stralsunder Ansichten hat sich der bekannte Stralsunder Maler bereits zu Lebzeiten ein kleines Denkmal gesetzt. Am 20. Juni 2018 jährt sich sein Geburtstag zum 125. Mal.
Großvater hat das bewusste Sehen gelehrt
Erich Kliefert lebte und arbeitete seit 1924 mit seiner Frau Mathilde Kliefert-Gießen (1887 - 1978) – ebenfalls eine Malerin – und den zwei Kindern in der Hansestadt. Die Familie ist inzwischen um eine große Enkel- und Ur-Ur-Enkelschar gewachsen. Zu ihnen gehört die Stralsunder Kunsthandwerkerin Hendrike Weber. „Vor allem hat er uns das Sehen gelehrt. Den bewussten Blick auf alles Schöne, auf Architektur und Landschaften gelenkt. Und die Freude an all diesen Dingen“, sagt Hendrike Weber über ihren Großvater.
Ehrenbürger von Stralsund
Erich Kliefert war gelernter Glasmaler und hat ein Studium am Königlichen Kunstgewerbemuseum Berlin absolviert. Als Soldat aus dem Ersten Weltkrieg unversehrt zurückgekehrt, setzte er seine Studien fort. Von Stralsund aus unternahm Kliefert Studienreisen bis nach Italien. Mit 52 Jahren erneut zum Kriegsdienst eingezogen, überlebte er auch diese letzten Monate des Zweiten Weltkrieges. Am Sund wirkte Erich Kliefert bis ins hohe Alter. Er wurde von vielen verehrt, leitete mehrere Kunstzirkel, arbeitete als Maler, Grafiker und Restaurator. 1993 hatte ihn die Stadt Stralsund zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Im Stralsund Museum wird ab 27. Oktober eine Sonderschau mit Werken aus dem Museumsfundus und zahlreichen Leihgaben anderer Galerien und aus Privatbesitz zu sehen sein.
Marlies Walther