Glocken von St. Jakobi in Stralsund sollen wieder läuten
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Im Glockenturm von St. Jakobi. Der Mechanismus zum Läuten der Glocken wurde erneuert. Pfingsten sollen sie erstmals wieder offiziell erjlingen.
© Quelle: Christian Rödel
Stralsund. Verstummt seit dem Zweiten Weltkrieg fristeten die sogenannte Mehmel-Orgel und das Glockengeläut der heutigen Kulturkirche St. Jakobi über 70 Jahre ein trauriges Dasein – doch das soll sich ändern. Aufmerksame Altstadtbewohner werden es am Mittwochmorgen um 8 Uhr vielleicht vernommen haben, dass aus dem Glockenturm der Jakobikirche weich angeschlagene Glockenklänge drangen. Offiziell sollen die Glocken zu Pfingsten erstmals wieder läuten.
Erste Probe nach dem Einbau
„Das war eine Probe nach dem Einbau einer neuen Läutanlage, um den Klang der Glocken zu begutachten“, klärte Architekt Gerd Meyerhoff, zugleich Vorsitzender der Stiftung Kulturkirche St. Jakobi, auf. „Es ist wunderbar, dass sämtliche Instrumente dieses Gotteshauses bald wieder so ähnlich wie vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges klingen werden“, so Meyerhoff, der in seiner Funktion als Dezernent für Bauwesen der evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland für den Erhalt der Gotteshäuser im gesamten Sprengel verantwortlich ist.
Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung der Stadterneuerungsgesellschaft Stralsund (SES) hatten Gerd Meyerhoff und SES-Projektmanagerin Kerstin Jagusch am Dienstagabend die Restauratoren und Orgelbauer eingeladen, um über den derzeitigen Sanierungszustand der Orgel in St. Jakobi zu informieren. Raymund Herzog von der Dresdner Orgelwerkstatt Kristian Wegscheider erklärte: „Das Einschweben und die Montage der neuen Orgelpfeifen war schon eine besondere Herausforderung für uns, weil wir so etwas auch nicht alle Tage machen.“ Doch es sei bisher alles nach Plan verlaufen, und die weitere Sanierung komme ohne größere Komplikationen gut voran.
Orgel wird im Sommer 2020 fertig
Die Frage, ob die Orgel Ende Juni 2020 tatsächlich wieder erklingen wird, wurde von den anwesenden Fachleuten mit einem eindeutigen Ja beantwortet. Damit die Orgel nicht nur gut klingt, sondern auch optisch wieder etwas her macht, sind die Orgelrestauratoren mit der Wiederherstellung des schmückenden Beiwerks des Klangkörpers beschäftigt.
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Orgelrestaurator Karsten Püschner aus dem sächsischen Hartmannsdorf ist zufrieden mit der Rekonstruktion des Geigen spielenden Engels, der Ende Juni 2020 wieder seinen angestammten Platz am Prospekt der Orgel in St. Jakobi einnehmen darf. St. Jakobi Stralsund
© Quelle: Christian Rödel
Als weitere bildhauerische Ergänzung wurde der zierende Wolkenhaufen mit einem Zimpelstern ebenfalls als Gipsmodell vorgestellt. Weitere Schmuckelemente des barocken Orgelprospekts sind in Arbeit und werden zum Abschluss der Orgelsanierung angebaut, weil zunächst das dahinter liegende Orgelwerk fertig gestellt sein muss.
2,3 Millionen Euro für die Orgel
Auf die Frage nach den Kosten informierte die SES, dass durch die erforderliche statische Ertüchtigung des historischen Eichengestells der Vorgängerorgel aus dem Jahr 1592 der finanzielle Gesamtbedarf auf insgesamt 2,3 Millionen Euro angestiegen ist. Die Stiftung Kulturkirche St. Jakobi hat aus diesem Grund noch einmal 10 000 Euro nachfinanziert.
Orgelstadt Stralsund
Die Einweihung der Mehmel-Orgel in der Kulturkirche St. Jakobi soll im kommenden Jahr mit einer Festwoche gefeiert werden. Beim 1. Stralsunder Orgelfestival sollen auch die anderen Kirchenorgeln mit einbezogen werden, die Stellwagen-Orgel in St. Marien und die Buchholz-.Orgel in St. Nikolai, doch im Mittelpunkt steht die Jakobi-Orgel. Während am 19. September die offizielle Orgel-Weihe stattfindet, wird am 20. September von 11.30 bis 16 Uhr zur „Offenen Jakobikirche“ mit Orgelmusik und-führungen eingeladen. „Dann ist es möglich, dass Instrument auf Herz und Nieren zu prüfen“, sagt Kirchenmusikdirektor Mathias Pech. Am Abend soll ein Konzert erklingen. Renaissancemusik steht in St. Marien am 21. September auf dem Plan, am 23. September wird in St. Nikolai ein Stummfilm zu sehen sein, zu dem Orgelimprovisationen erklingen. Am 25. September wird in alle drei Kirchen zur Langen Nacht der Orgeln eingeladen. Das Abschlusskonzert mit Bachkantate und Lobgesang wird am 27. September gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester des Theaters Vorpommern gespielt. „Wir fangen klein an, können uns aber vorstellen, stetig zu wachsen“, sagt Matgias Pech und fügt hinzu: „Schon Gottfried Kiesow sagte, dass Stralsund eine Orgelstadt ist.“ Gottfried Kiesow, einstiger Vorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, wurde im Jahr 2004 Ehrenbürger von Stralsund.
Glocken aus dem 18. Jahrhundert
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„Nach meiner bisherigen Einschätzung ist die Sanierung der Orgel nun in sehr guten Händen, was mich optimistisch stimmt", sagt Rudolf Wegner vom Bürgerkomitee „Rettet die Altstadt Stralsund“.
© Quelle: Christian Rödel
Christian Rödel
OZ