Krankenhaus-Keime

Stralsunder Hygiene-Unternehmer auf Expansionskurs

Alles sauber? Stralsunds Bürgermeister überzeugte sich bei Marcel Walz im Existenzgründerzentrum von den neuen Sensoren und der Software, die bei GWA Hygiene zum Einsatz kommen.

Alles sauber? Stralsunds Bürgermeister überzeugte sich bei Marcel Walz im Existenzgründerzentrum von den neuen Sensoren und der Software, die bei GWA Hygiene zum Einsatz kommen.

Stralsund. Viel Lob, Preise und eine griffige Geschichte. Als Patient im Krankenhaus kam Maik Gronau der Geistesblitz für das Unternehmen, das von Stralsund aus expandiert. Der hat inzwischen über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus Aufmerksamkeit erreicht. Die Geschäftsidee soll gleichzeitig Hygiene und Arbeitsabläufe in Gesundheitseinrichtungen verbessern. Dank Sensoren, Transpondern und digitaler Datenauswertung wird analysiert wer, wann und wo im Betrieb die Hände desinfiziert.

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Noch lebt das Unternehmen von Investoren

Während Maik Gronau im Raum des IT-Teams am Bildschirm demonstriert, wie sich ein Druck auf den Desinfektionsspender auf die Grafiken der Software auswirkt, surren ein paar Räume zwei 3-D-Drucker, um die neu entwickelten Standfüße aus Kunststoff herzustellen, die sich ein paar Meter weiter stapeln. Dank denen wird das System noch flexibler. Eine eigene Aufhängevorrichtung, die per Hebel die Flüssigkeit in die Hände pumpt, braucht es nicht mehr. Der Druck auf den üblichen Dosierspender reicht aus, um die Desinfektion zu erfassen. „Die nächste Stufe sind dann sogenannte Kittelflaschen, die Ärzte und Pflegepersonal mit sich tragen. Da sind wir dran“, erläutert Mitgründer Marcel Walz, der als Maschinenbauingenieur für die Produktentwicklung zuständig ist.

Im 3-D-Drucker entstehen die neuen Standfüße

Im 3-D-Drucker entstehen die neuen Standfüße. Noch sind es Prototypen. Die Fertigung dauert derzeit noch rund 10 Stunden.

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Das Unternehmen expandiert auf allen Ebenen: mehr Kunden und neue Patente. Inzwischen belegt „GWA Hygiene“ neun Räume des Stralsunder Existenzgründerzentrums, die Produktion der technischen Komponenten ist zu großen Teilen ausgelagert, Mitarbeiter im Außendienst und Kooperationspartner tragen die Kunde zu den potenziellen Kunden. 25 Angestellte und die drei Gründer leben davon. Im Moment allerdings speist sich das Unternehmen noch aus dem Geld von Investoren – rund vier Jahre nach der Gründung. „2021 soll die Gewinnschwelle überschritten werden. Das ist der Plan“, sagt Gronau. Bislang sind es vor allem Krankenhäuser, die das Konzept nutzen. Künftig sollen auch Pflegeheime- und Dienste verstärkt umworben werden.

Die Sache mit dem Datenschutz

In den Kliniken geht es vor allem um zwei Vorteile durch das Kontrollsystem. Die Reduktion von Krankenhauskeimen und ein eher kaufmännisches Problem. In einem ganz normalen Krankenhaus kommen schnell 2000 oder mehr Spender für Desinfektionsmittel zusammen. „Wenn man bei allen regelmäßig kontrolliert, ob sie leer sind, kostet das eine Menge Arbeitszeit“, erläutert Gronau. Stattdessen kann auch die Software melden, wann ein Wechsel der Flaschen ansteht – und auf dem virtuellen Stationsplan zeigt sich auch, welche Stationen häufig und welche nur selten genutzt werden. Die Analyse der Mitarbeiterdaten ist für das Unternehmen und seine Klinik-Kunden komplexeres Thema - schließlich geht es dabei auch um den Datenschutz. „Wir wollen nicht, dass einzelne Mitarbeiter abgemahnt oder an den Pranger gestellt werden. Dagegen stellen sich natürlich auch die Betriebsräte“, so Gronau. Erfasst würden deshalb Gruppen – etwa bestimmte Schichten oder die Ärzte insgesamt. Jeder Mitarbeiter trägt ein Transponder, der entsprechend zugeordnet ist. „Wir setzen darauf, dass eine Gruppendynamik entsteht, das Teams sich verbessern wollen“, erläutert er.

 Maik Gronau (l) demonstriert wie aus Tausenden Hygiene-Daten am PC Graphen entstehen

Maik Gronau (l.) demonstriert wie aus Tausenden Hygiene-Daten am PC Graphen entstehen.

An Selbstvertrauen mangelt es den Unternehmern jedenfalls nicht. „Wir wollen die Welt erobern“, sagt Gronau mit breitem Grinsen. Damit sieht es für die Stralsunder Existenzgründer gar nicht schlecht aus. In Österreich, der Schweiz, der Slowakei oder Portugal sei man bereits tätig. Weitere Länder sollen in den kommenden Monaten hinzukommen. Erst vor Kurzem wurde das System in Dubai präsentiert. In Stralsund befasst man sich auch schon mit den Industrievorschriften für den argentinischen Markt. Die strengen deutschen Industrienormen erwiesen sich auch außerhalb der EU als gute Referenz, sagt Walz. „Aber natürlich ist das viel Arbeit, wenn man nicht mal weiß, welche Behörden in dem Land existieren und wer für was zuständig ist“, erklärt er.

Carsten Schönebeck

OZ

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