„Büchner“-Wrack versandet auf Grund der Ostsee
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Der Schornstein der „Georg Büchner“ heute. Das Wrack liegt vor der polnischen Halbinsel Hel auf dem Grund der Ostsee.
© Quelle: Merlin Franke
Rostock . Seit 2013 liegt die „Georg Büchner“ auf dem Grund der Ostsee. Der Kameramann Merlin Franke aus dem hessischen Vellmar plant eine Dokumentation über das ehemalige DSR-Ausbildungsschiff. Die OZ sprach mit dem Freiberufler, der in Rostock eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert hat.
Herr Franke, Sie waren mit einem Tauchteam am Wrack der „Georg Büchner“ vor der polnischen Insel Hel, sind im Hafen von Władysławowo mit einem Boot gestartet. Wie verlief der Tauchgang?
Merlin Franke: Recht erfolgreich. Es sind Teams zum Wrack getaucht, um sich ein Bild von dem Zustand des Schiffes zu machen, ob eine Gefahr von ihm ausgeht.
Aber eigentlich darf man da nicht tauchen.
Ja, am 3. Juni 2013 verhängte das zuständige polnische Meeresamt Gdingen (Gdynia) ein Tauchverbot im Umkreis des Wracks. Tauchen dürfen ausschließlich Experten des Meeresamtes.
Warum durften Sie?
Für unseren Tauchgang gab es eine Sondergenehmigung.
Wie ist der Zustand des Schiffes?
Gut. Auf den ersten Fotos damals, die zwei Tage nach dem Untergang aufgenommen wurden, da waren die Aufbauten der „Büchner“ noch weiß, jetzt sind sie vollständig mit Muscheln bedeckt. Das Schiff liegt auf der Steuerbord-Seite – in einem Stück. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Masten oder Ladebäume abgebrochen wären. Durch die Strömung versandet das Schiff langsam. Und: Es besteht der Wunsch, das Wrack der „Büchner“ für Taucher zu öffnen.
Sie wollen einen Film über die „Büchner“ drehen, was haben Sie bislang recherchiert?
Vor allem die Geschichte der „Büchner“. Wann und wo wurde sie gebaut, wo war sie unterwegs und was war ihre Ladung. Den Verkauf in die DDR in den 70ern, den Umbau und die verschiedenen Nutzungsarten bis zu ihrem Verkauf und zum Untergang. Den Wirbel um die Insolvenz und letztlich die Verschleppung habe ich selber in Rostock gefilmt. Dabei habe ich verschiedene Menschen kennengelernt. Einige haben sich einverstanden erklärt, vor der Kamera ein Interview zu geben, um die Geschichte der „Büchner“ bzw. „Charlesville“ zu erzählen.
Sie haben eine Crowdfunding-Aktion gestartet und wollen bis zum 31. März mindestens 10 000 Euro einsammeln. Bislang ist nur ein Bruchteil zusammengekommen. Wofür brauchen Sie das Geld?
Bisher habe ich den Film sechs Jahre lang aus eigener Tasche finanziert, das hat sicher 8000 bis 9000 Euro gekostet. Doch das kann ich nun nicht mehr. Ich brauche Geld, um Reise- und Übernachtungskosten zu bezahlen, die entstehen, wenn ich mit einem Team zu Zeitzeugen fahre, um diese zu interviewen, zum Beispiel nach Rostock und Antwerpen. Beim Dreh brauche ich Unterstützung von einem Team an Kamera, Ton, Licht. Technik muss gemietet, Bild- und Musikrechte müssen bezahlt werden, der Film muss übersetzt werden, ein Offtextsprecher kostet auch. Für den Film brauche ich auch Animationen, die ich selber nicht machen kann, die muss ich in Auftrag geben. Es soll auch DVDs zu kaufen geben. Deren Produktion kostet ebenfalls viel Geld. Je mehr zusammen kommt, desto professioneller kann der Film produziert werden, vielleicht reicht es auch für Blu-Rays.
Wann soll der Film fertig sein?
Spätestens Ende des Jahres.
Und wo soll er gezeigt werden?
Geplant ist eine gleichzeitige Premiere im Offenen Kanal Kassel und Rostock. Der Film soll auch auf Festivals gezeigt werden, zum Beispiel bei „SehSterne“ in Rostock. Es soll auch DVDs zu kaufen geben. Sondervorführungen für Vereine sind möglich, ebenso ist eine spätere Ausstrahlung bei einem Fernsehsender nicht ausgeschlossen.
Mehr zum Thema unter: www.startnext.com/charlesville-georgbuechner
Thomas Luczak
OZ