Das Wismarer Rathaus wird orange
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Ein leuchtend oranges Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen setzen gemeinsam Heidi Wollensak, Angelika Hansmann-Steinsträßer, Anne-Katrin Reiher, Petra Steffan und Andrea Vogler-Lehmann (v.l.) .
© Quelle: Nicole Hollatz
Wismar. Die Botschaften sind deutlich: „Nein zu Gewalt gegen Frauen!“. „Nein zu sexualisierter und häuslicher Gewalt!“ und „Hinschauen statt Wegschauen“.
Anlässlich des Internationalen Tages „Nein zu Gewalt an Frauen“ finden in der Hansestadt Wismar unterschiedliche Aktionen und Veranstaltungen statt.
„Es gibt immer noch viele Opfer und Betroffene“, sagt Petra Steffan als Gleichstellungsbeauftragte in Wismar. Mit den Aktionen möchten die Organisatorinnen auf diese Themenbereiche wie häusliche und sexualisierte Gewalt aufmerksam machen und sensibilisieren. „Unser Zusammenleben sollte gewaltfrei funktionieren“, sagt Anne-Katrin Reiher, die Präsidentin des Wismarer Zonta-Clubs als Zusammenschluss berufstätiger Frauen in Führungspositionen. Auch die Ehrenamtlerinnen des Clubs engagieren sich gegen Gewalt, haben in den letzten Jahren zum Beispiel mit Kerzenaktionen auf das Thema aufmerksam gemacht.
Gewaltfrei leben? Petra Steffan: „Die Realität sieht anders aus.“ Im Jahr 2017 suchten zehn Frauen und neun Kinder Schutz und Unterstützung im Frauenschutzhaus in Wismar. Petra Steffan: „Die Anfragen nach Schutz und Unterstützung waren jedoch viel höher. 39 Frauen und 43 Kinder konnten aufgrund der Vollbelegung nicht im Frauenschutzhaus Wismar aufgenommen werden und mussten an umliegende Frauenschutzhäuser weiter vermittelt werden.“
In den Häusern finden Frauen und Kinder Schutz vor häuslicher Gewalt, sie können dem prügelnden Ehemann beispielsweise entfliehen und sich ein eigenes, gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben aufbauen. Kein leichter Schritt, gerade wenn der eigene Ehemann oder Partner der ist, der misshandelt. „Das ist in mehr als 70 Prozent der Fälle so“, weiß Anne-Katrin Reiher. Die Täter sind die Ehemänner, Partner, Väter, Onkel. „Der Fremde“ ist es nur in Ausnahmefällen.
Die Tat findet in einem Raum statt, der eigentlich geschützt sein sollte: das eigene zu Hause. Die Nachbarn hören weg, gucken weg und glauben immer wieder der Ausrede vom Haushaltsunfall. Petra Steffan: „Jede 3. Frau weltweit war bereits Opfer von Gewalt, wurde geschlagen, zu sexuellem Kontakt gezwungen, vergewaltigt oder in anderer Form misshandelt.“
Ganz sichtbar und zum Augen öffnen wollen die Wismarer Organisatorinnen der Aktionen in der Hansestadt ein leuchtendes Zeichen setzen. Am 24. November wird um 16.30 Uhr am Rathaus die Flagge gegen Gewalt gehisst. Von 17 bis 19 Uhr soll das ganze Rathaus orange angestrahlt werden. Anne-Katrin Reiher: „Orange your City, mach deine Stadt orange, ist eine internationale Aktion von UN Women, die Gewalt gegen Mädchen und Frauen anprangert.“
2016 startete die Aktion. Gebäude und Wahrzeichen werden rund um die Erde in Orange getaucht, unter anderem das Rathaus in New York City, die Gebäude der Europäischen Zentralbank in Frankfurt und das der Europäischen Kommission in Brüssel. In diesem Jahr wird erstmalig auch das Rathaus Wismar orange angestrahlt. Lautstark mit Trommeln und mehr werden die Frauen auf das Anliegen und die Botschaft aufmerksam machen. Unterstützt wird die Aktion in Wismar durch Mittel aus dem Programm „Soziale Stadt“. Gäste können gerne teilnehmen.
Sich helfen lassen
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein umfangreiches Beratungs- und Hilfenetz bei häuslicher und sexualisierter Gewalt. Es besteht aus Frauenhäusern, Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt und Stalking, Fachberatungsstellen für Betroffene von sexualisierter und häuslicher Gewalt sowie von Menschenhandel und Zwangsverheiratung. Betroffene von Gewalt können sich professionelle Hilfe und Unterstützung holen. Petra Steffan: „Rufen Sie entweder die Polizei unter Telefon 110 oder wenden Sie sich an das bundesweite Hilfetelefon. Dort erhalten Sie kostenfrei und anonym rund um die Uhr kostenfreie Beratung in vielen verschiedenen Sprachen.“ Das Wismarer Frauenhaus ist unter der Telefonnummer 03841 28 36 27 direkt erreichbar. Das Hilfetelefon (08000 116 016) berät auch Angehörige und Zeugen beispielsweise, wie die direkt helfen können, die „Mauer des Schweigens“ zu durchbrechen.
Nicole Hollatz