Gazprom spricht von Nord Stream 3
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Ein russischer Bauarbeiter telefoniert neben einem Rohrstück für die Gas-Pipeline Nord Stream 2.
© Quelle: Dmitry Lovetsky/dpa
Moskau. Im Streit um den Bau der Erdgaspipeline Nord Stream 2 legt der russische Konzern Gazprom nach: Er halte es durchaus für möglich, sogar eine dritte Leitung von Russland durch die Ostsee nach Europa zu bauen, sagte Dimitri Khandoga, Projekt-Verantwortlicher bei Gazprom, am Montag in Moskau. „Gazprom steht bereit, wenn mehr Infrastruktur benötigt wird“, so Khandoga. „Wenn Kunden Nord Stream 3 wollen, werden wir es bauen.“
Umstrittenes Projekt
Aktuell streitet Europa über das zweite Projekt. Nachdem die erste Gaspipeline, die in Lubmin bei Greifswald anlandet, 2011 ans Netz ging, will Gazprom-Tochter Nord Stream 2 die zweite bis Ende des Jahres fertigstellen. Aktuell bremst eine fehlende Genehmigung Dänemarks das Projekt, Nord Stream 2 plant aber offenbar bereits die dritte Route durch die Ostsee. Politisch ist das Projekt sehr umstritten. US-Präsident Donald Trump drohte beteiligten Unternehmen mit Sanktionen; innerhalb der Europäischen Union gibt es Kritiker, die Abhängigkeit von Russland befürchten, und Befürworter, zu letzteren gehört die deutsche Regierung.
In Moskau wird geworben
Gazprom und Nord Stream 2 werben gerade in Moskau vor zahlreichen Medienvertretern für das Projekt. Die zweite Pipeline, die zur Hälfte fertig ist, werde deutlich effizienter und auch umweltfreundlicher sein als andere Lösungen, so Henning Kothe, Nord Stream 2. Er warnt davor, dass Europa sich nur auf Flüssiggas einlasse. Dies würde in wenigen Jahren zu enormen Kostensteigerungen bei Gas führen, laut Kothe müssten die Verbraucher auf dem Kontinent dann pro Tag 20 Millionen Euro mehr für die Energieversorgung aufbringen. Laut Oliver Giese vom Mitinvestor Uniper wäre eine Mischung aus verschiedenen Energiesystemen das Beste für Europa.
Blockade Dänemarks als Problem
Gazprom macht keinen Hehl daraus, dass auch die Blockade Dänemarks ein Problem sei. So sei es denkbar, dass die zweite Pipeline erst nach 2019 fertiggestellt ist, so Khandoga. Er verstehe nicht, warum Dänemark die erste Leitung unterstützte und sich bei der zweiten querstelle. Die Antwort auf Europas wachsenden Energiehunger der kommenden Jahrzehnte sei in Russland zu finden.
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Frank Pubantz
OZ