Leserdebatte zur Kundgebung in Lubmin: „Putin schickt eh nicht mehr Gas“
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Blick auf den Energiestandort in Lubmin mit dem Gelände der Gascade Gastransport GmbH im Mittelpunkt.
© Quelle: Norbert Fellechner
Lubmin. Am 4. September soll eine Kundgebung gegen die aktuelle Energiepolitik in Lubmin stattfinden. Angemeldet wurde diese von der Gruppe Montagsdemo in MV sowie den Kreisverbänden der Parteien AfD und „dieBasis“. Im Vordergrund der Forderungen steht unter anderem die sofortige Öffnung von Nord Stream 2.
Leserinnen und Leser der OSTSEE-ZEITUNG zeigen klare Kante gegen die Forderung. Für die meisten ist die Forderung sinnfrei. "Ob wir Nord Stream 2 aufmachen oder nicht – Herr Putin schickt eh nicht mehr Gas durch die Leitung. Weil genau das sein Druckmittel ist, um die westliche Gemeinschaft zu spalten", findet Enrico Brandt.
Auch Serdar Cetin steht der Forderung der Kundgebung kritisch gegenüber: "Durch die Öffnung würden wir uns weiter in Putins Abhängigkeit begeben, als würde er nicht gerade der ganzen Welt zeigen, was das bedeutet. Die russische Armee legt jetzt gerade in diesem Moment europäische Städte wortwörtlich in Schutt und Asche."
„Ziemlich viel Verständnis und kein Wort der Kritik“
Gregor Kochhan zeigt sich auf Facebook enttäuscht angesichts der Reaktion des Lubminer Bürgermeisters Axel Vogt (parteilos): "Geht es nur mir so, dass ich mir vom Bürgermeister deutliche Worte gegen die Organisator*innen der Demo gewünscht hätte? Ziemlich viel Verständnis für die Basis, AfD und Montagsdemos stattdessen und kein Wort der Kritik."
Facebook-User Kla Thoma findet deutliche Worte für die Veranstalter der Kundgebung: "Hier rufen die zu einer Demo auf, die in der Vergangenheit alles, was Zukunft bedeutet, ignoriert haben. Und jetzt aber sauer sind, dass sie das mitverschuldet haben. Dann auch noch die Gruppe der Rechtsextremen mit ihren Randgruppen, die ein angebliches neues Deutschland schaffen wollen, aber zu planlos sind."
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Einfach Nord Stream 2 öffnen?
Nicht alle sprechen sich jedoch gegen die Demo aus. "Eine Gasturbine fehlt und eine weitere ist defekt, mit nur einer funktionierenden Turbine ist es schwer, Gas nach Deutschland zu liefern. Einfach Nord Stream 2 öffnen und wir haben Gas über eine voll funktionsfähige Leitung. Aber das wäre ja zu einfach", kommentiert User Mat Hi auf Facebook.
Keyser Söze schätzt die Situation zu Nord Stream 1 anders ein: "Die Verdichterstation Portovaja für die Nord-Stream-1-Leitung, die von Gazprom betrieben wird, verfügt über sechs (Haupt-)Turbinen und noch zwei kleinere Exemplare. Man benötige fünf Turbinen, um in der Pipeline mit voller Leistung zu fahren. Derzeit ist eventuell nur eine im Einsatz, zumindest liefert Gazprom durch Nord Stream 1 nur 20 Prozent des möglichen Gases."
Von Finn Loose